Zum ersten Mal seit dem Bundesligaaufstieg erlebt der FCA eine Krise – und mit ihm Daniel Baier. Doch ohne Baier wäre aus der Krise vielleicht schon eine Katastrophe geworden.
Baum hatte aber noch andere Gründe, wie er sagt: Baier habe „nicht nur die Erfahrung, sondern auch die Qualität.“ Spätestens seit dem Bundesligaaufstieg ist der gebürtige Kölner der Taktgeber im Mittelfeld des FCA. Als Sechser ist er seit Jahren für die Balance im Augsburger Spiel zuständig, diktiert den Rhythmus und dirigiert das Pressing. Um es frei nach Lucky-Luke-Autor Morris zu sagen: Baier erobert Bälle schneller als sein Deckungsschatten.
Die Kombination aus Antizipation und Aggressivität macht ihn seit Jahren unersetzlich in der Augsburger Zentrale, weil er als personifizierte Pressingmaschine den Druck auf den Gegner aufrechterhält und ihn gleichzeitig von seinen Hintermännern fernhält. Sie macht ihn ebenfalls sehr anpassungsfähig an das eigene System und das des Gegners.
Dafür, dass Baier diese Saison bislang nur auf 50 Prozent Zweikampf- und 73 Prozent Passquote kommt, unterdurchschnittliche Werte für einen Sechser, kann man viele Gründe anführen. Die Passquoten ist tatsächlich nicht ungewöhnlich, weil er nach Ballgewinnen Möglichkeiten für eigene Konter immer über Sicherheitspässe stellt. Vielleicht liegt es in dieser Hinrunde aber auch an seinem Alter, der allgemeinen Talfahrt der Augsburger Mannschaft oder an der Qualität seiner Gegenspieler.
Doch seine Spielweise, seine Fähigkeiten und Erfahrung haben auf verschiedene Weise maßgeblich zum langfristigen Aufschwung des FCA beigetragen. Auch, weil sie es dem Verein ermöglichten, immer wieder junge Talente wie Philipp Max, Kevin Danso oder Marco Richter zu integrieren, was zur Philosophie der Fuggerstädter geworden ist.
Baier hält das Kollektiv zusammen
Eigentlich ging es für Baier mit Augsburg immer nur bergauf. Aktuell scheint es, als ob der FCA, abgesehen von der Schuster-Story, zum ersten Mal in der Bundesliga eine Krise erlebt – und Daniel Baier mit ihm. Dabei spielt Augsburg keinen schlechten Fußball, im Gegenteil. Auch gegen Hertha unter der Woche war die Mannschaft von Manuel Baum wie in den Spielen davor in vielerlei Hinsicht überlegen. Sie kann ihre Überlegenheit nur nicht in Erfolge umsetzen. Auf lange Zeit kann sich das verselbstständigen.
Seit sieben Spielen wartet Augsburg auf einen Sieg. Ohne Baier wäre aus einer kleineren Krise womöglich schon eine ausgewachsene Katastrophe geworden. Der FCA ist eine Mannschaft ohne Stars, ohne Flair und Spektakel. Dafür liefert sie Präzision, Spielintelligenz und harte Arbeit. Wie Daniel Baier. Augsburg braucht das Kollektiv, Baier hält es zusammen. Auch wenn er sich selbst dafür opfern muss wie gegen Schalke.