Auf den ersten Blick mutet das neue Third-Kit von Tromsø IL wie eine Hom­mage an digi­tale Infra­struk­turen an. Viele kleine blaue Punkte reihen sich auf einem rot-blauen Farb­ver­lauf anein­ander. Bei genauerem Hin­sehen fällt digital-ver­trauten Betrach­tern jedoch auf: Unter­halb des Tri­kot­spon­sors ergeben die anein­an­der­ge­reihten Punkte einen QR-Code. Bloß eine wei­tere Art der Tri­kot­wer­bung? Eine pfif­fige Idee der Spon­so­ring­ab­tei­lung?

Teil­weise. Denn das Scannen des Codes leitet auf eine Web­site weiter, auf der detail­lierte Infor­ma­tionen über die Bedin­gungen in Katar gesam­melt sind. Somit wirbt der QR-Code auf dem Shirt nicht für einen wei­teren Sponsor, son­dern für Auf­klä­rung.

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Tromsø IL

Bei Scan = Auf­klä­rung

Hallo Fuß­ball­welt! Hier sind wir wieder aus dem hohen Norden. Wir haben gehofft, dass die FIFA und Katar beim letzten Mal auf uns hören würden, aber offen­sicht­lich hat Geld immer noch Vor­rang vor Men­schen­rechten und Men­schen­leben“, so begrüßt Tromsøs Web­site nach dem Scan-Vor­gang ihre Leser.

In seiner Stel­lung­nahme fährt der Klub fort: Wie viele Men­schen­rechts­ver­let­zungen muss es noch geben, bis sich die Fuß­ball­ge­meinde zusam­men­schließt, um einen bes­seren Schutz für Wan­der­ar­beiter zu for­dern?“. Und weiter: Wir können nicht so tun, als hätten Fuß­ball und Politik nichts mit­ein­ander zu tun, und wir dürfen nie­mals weg­sehen, wenn einige unser schönes Spiel dazu benutzen, Men­schen­rechts­ver­let­zungen zu über­de­cken. Wir können das gemeinsam ändern.“

Ein ehe­ma­liger Arbeiter als Bot­schafter

Doch Tromsø mahnt nicht nur“ an, sie weisen nicht nur“ auf die pre­käre Situa­tion im Wüs­ten­staat hin: Der Verein gibt den Men­schen­rechts­ver­let­zungen auch eine Stimme. Mal­colm Bidali dient dem Klub nicht als typi­sches Wer­be­ge­sicht für die neuen Tri­kots, son­dern steht mit seiner Geschichte stell­ver­tre­tend für die vielen Ein­zel­schick­sale der Arbeits­mi­granten in Katar.

In einem gut sechs­mi­nü­tigen Video erzählt der Kenianer von seinen Erleb­nissen als Arbeiter im Emirat. Wäh­rend seiner Zeit im Land twit­terte er unter einem Pseud­onym über die bru­talen Arbeits­be­din­gungen vor Ort — bis er eines Tages aus seinem Zuhause in Katar ver­schleppt wurde.

Bidali erzählt, wie er fest­ge­nommen und bezüg­lich Amnesty Inter­na­tional und Human Rights Watch befragt wurde. Für wen er arbeite, warum er diese Inhalte ver­öf­fent­liche und mit dem Feind zusam­men­ar­beite. Schnell eska­lierte seinen Schil­de­rungen zufolge die Situa­tion.