Am Wochenende wird sich ganz Deutschland von Claudio Pizarro verabschieden. Und von Mario Gomez. Und vielleicht sogar von Timo Werner. Doch was ist mit den einfachen Arbeitern, die die Liga verlassen? Mit Spielern, die jahrelang ihre Knochen hingehalten haben, ohne zu murren? Mit Typen wie Per Skjelbred?
Bei Hertha hat er in sieben Jahren Krisen überstanden, kleine (bzw. sehr kleine) Erfolge gefeiert, Trainer kommen und gehen gesehen. Er stand mit seiner unspektakulären Spielweise sinnbildlich für die Dardai-Jahre, nicht richtig gut, nicht richtig schlecht, mit Ball harmlos, ohne Ball eklig. Als Hertha-Fan hätte man sich von ihm und seinen Kollegen oft mehr Risiko gewünscht – bis der Verein im vergangenen Sommer plötzlich volles Risiko ging. Dardai raus, Windhorst rein, teure Stars, Klinsmann, Kalou, Facebook Live, peinliche Schlagzeilen, Skandale, Tagebücher, Chaos, sportliche Talfahrt. In den schrillen Hertha-Monaten wünschte man sich als Hertha-Fan wieder mehr Skjelbred und weniger Big City. Skjelbred selber hielt die Klappe, er ackerte einfach weiter. Und als es in den ersten Spielen unter Bruno Labbadia plötzlich ums sportliche Überleben ging, spielte er so stark wie seit Jahren nicht. „Per ist ein besonderer Spieler für Hertha“, sagte Labbadia kürzlich gegenüber dem Kicker. „Man merkt erst, wie besonders er ist, wenn man ihn selber auch trainiert.“
So wie viele erst merken werden, wie besonders er ist, wenn er nicht mehr da ist. Wenn da plötzlich keiner mehr in der Kabine sowohl mit den großen Namen als auch mit den Wasserträgern kann. Wenn neu verpflichtete Millioneneinkäufe nach einer Woche auf der Bank zum Reporter ihres Vertrauens rennen, statt im Training die Ärmel hochzukrempeln. Wenn die Mannschaft auseinander fällt wie Hertha gegen Frankfurt, nachdem Skjelbred vom Platz gehumpelt war. Weshalb am Wochenende, wenn Stars wie Claudio Pizarro oder Mario Gomez (verdientermaßen!) von der Öffentlichkeit umarmt werden, auch ein Per Skjelbred zumindest die ein oder andere Streicheleinheit verdient hätte. Und er ist bei weitem nicht der einzige stille Arbeiter, auf den das zutrifft. Ein Javi Martinez – klar, andere Gewichtsklasse – wurde bundesweit nie so richtig dafür gefeiert, dass er zu seiner stärksten Zeit zu den besten Mittelfeldspielern der Welt zählte. Ein Stefan Bell könnte sein letztes Bundesligaspiel längst gemacht haben. Ein Benjamin Stambouli ebenfalls.
„Am Wochenende Feuerwehrmann, an den anderen Tagen Trainer in der Akademie“
Skjelbred selber ist es vermutlich egal, wieviel Rummel in Deutschland um seinen Abschied gemacht werden wird. Zum einen sind ihm zumindest die Herzen der Berliner Fans sicher – zum anderen kreisen seine Gedanken um wichtigere Themen. Berufliche zum Beispiel. Nach der Karriere möchte er in Norwegen nicht nur in Trondheims Akademie schuften, sondern auch für die Feuerwehr arbeiten. Davon habe er schon als Jugendlicher geträumt: „Das Thema ist immer noch da“, sagte er dem Kicker. „Vielleicht am Wochenende Feuerwehrmann, an den anderen Tagen Trainer in der Akademie. Das wäre perfekt.“ Man möchte ihm zurufen: „Per, den Job hast du doch längst erledigt.“ Denn wer, wenn nicht er, war denn immer da, wenn es brannte?