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Seite 3: „Schweigend ist Pelé ein Poet“

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Auch die WM 2002 ver­passte Romario schließ­lich nicht wegen man­gelnder Fit­ness – son­dern erneut auf­grund der sel­tenen Erb­krank­heit Groß­e­fres­sitis. Weil er für die Copa Ame­rica 2001 in Kolum­bien nicht nomi­niert wurde, reagierte Romario gewohnt bockig und gab auf die Frage, ob er sich denn wenigs­tens die Spiele im TV ansehen werde, zu Pro­to­koll: Die Par­tien werden bei uns um sechs Uhr mor­gens über­tragen, da komme ich in der Regel erst nach Hause!“ Was bei Natio­nal­trainer Felipe Sco­lari nur semigut ankam.

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Andere Männer jagen der ewigen Jugend nach. Der Berufs­ju­gend­liche Romario küm­merte sich statt­dessen um einen Rekord für die Ewig­keit – das 1000. Tor seiner Kar­riere. Am 20. Mai 2007, im stolzen Alter von 41 Jahren, ver­wan­delte Romario – inzwi­schen in Diensten von Vasco da Gama – einen Elf­meter gegen Recife und durfte end­lich jubeln. Nicht aber mit dem Willen der Fifa, die laut eigener Zäh­lung auf 902 Treffer kam, Romario selbst hatte 98 Tore aus seiner Jugend­zeit dazu addiert. Wie auch immer: Seine eigene Statue vor dem Sta­dion von Vasco hatte er sicher.

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Finas­terid heißt der Wirk­stoff, der schließ­lich die beein­dru­ckende Kar­riere des 1000-Tore-Stür­mers been­dete. Gefunden wurde das Zeug in einem Haar­wuchs­mittel, dass sich Romario auf dem kahlen Schädel geschmiert hatte. Das ist doch kein Doping, das hatte keinen Ein­fluss auf meine Leis­tung“, so der Tor­jäger. Und über­haupt: Ich habe das nicht zum ersten Mal benutzt.“ Der bra­si­lia­ni­sche Ver­band sperrte den ehe­ma­ligen Natio­nal­spieler für neun Monate. Romario gab am 5. Februar 2008 das Ende seiner Lauf­bahn bekannt…

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…um nur wenig später, am 27. März 2008, bekannt zu geben, nach Ablauf der Sperre ein erneutes Come­back zu feiern. Sein Vater, so Romario, habe sich das kurz vor seinem Ableben gewünscht. Und tat­säch­lich: Am 25. November 2009 wurde Romario nach 68 Minuten noch einmal bei einem Pro­fi­spiel auf den Rasen geschickt. Und um dem Kitsch die Krone auf­zu­setzen: Für die Mann­schaft von Ame­rica, deren größter Fan Romario senior war.

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Trotz seiner zahl­rei­chen Ver­feh­lungen und Skan­dale: Beim bra­si­lia­ni­schen Volk war und ist Romario wahr­schein­lich beliebter als der glän­zende, aber auch glatte Natio­nal­held Pelé. Unver­gessen ist den Bra­si­lia­nern Roma­rios Auf­tritt bei dessen Abschieds­spiel aus der Natio­nal­mann­schaft 2005 gegen Gua­te­mala: Voller Stolz zeigte der Fuß­baller nach seinem letzten Tor im Natio­nal­trikot ein T‑Shirt in die Kameras, um seiner einen Monat zuvor mit dem Down-Syn­drom zur Welt gekom­menen Tochter Ivy seine Liebe zu gestehen: Ich hab ein kleines Mäd­chen, das hat Down-Syn­drom und ist eine Prin­zessin.“

Alle bekamen ihr Fett weg

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2009 holte Romario die Ver­gan­gen­heit in Form einer erneuten Scha­dens­er­satz­for­de­rung ein. Diesmal ging es um eine Kei­lerei, die der Angreifer 2003 noch in Diensten von Flu­mi­nense Rio de Janeiro ange­zet­telt hatte. Kuriose Vor­ge­schichte: Weil er von Roma­rios durch­wach­senen Leis­tungen ent­täuscht gewesen war, hatte ein Fan sechs Hühner mit zum Flu­mi­nense-Trai­ning gebracht und die Vie­cher unter lauten Schwuchtel!“-Rufen auf den Platz geworfen. Gemeinsam mit einem Phy­sio­the­ra­peuten zog Romario nach Trai­ning­sende ins Gefecht, machte besagten Fan aus­findig und tape­zierte ihm das Ess­zimmer neu. Straf­zah­lung: 10.000 Euro.

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Im selben Jahr star­tete Romario seine Kar­riere als Poli­tiker: Im Mai 2009 trat er der Sozia­lis­ti­schen Partei Bra­si­liens (PSB) bei, selbst­ver­ständ­lich mit dem selbst­be­wussten Ziel, 2010 Prä­si­dent seines Landes zu werden. Das schei­terte, aber immerhin schaffte der Welt­meister von 1994 im Jahr 2010 den Einzug ins Par­la­ment. Rüh­rige Worte: Ich will alles zurück­geben, was mir der Papa im Himmel gab.“

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Wer gedacht hatte, dass Romario als frisch geba­ckener Poli­tiker diplo­ma­ti­scher agieren würde, sah sich spä­tes­tens im August 2012 ent­täuscht. Da spieh der 1,69 Meter große Vulkan näm­lich wieder Feuer, als es um die Beur­tei­lung von Natio­nal­trainer Mano Menezes ging. Er ist ein Dumm­kopf, ein Idiot“, schimpfte Romario in einer Online-Kolumne. Menez sei eine Schande für den Fuß­ball. Warte nicht, ent­lassen zu werden. Bitte selber darum, zu gehen!“ Im Inter­view mit der Sport-Bild“ legte Romario im November 2012 nach und schoss in Rich­tung bra­si­lia­ni­schen Ver­band: Dieser Trainer gehört zur Mafia, um ihn herum ist die Mafia.“

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Selbst­ver­ständ­lich bekamen auch die Funk­tio­näre des Welt­fuß­balls ihr Fett weg, in den großen Ver­bänden säßen nur Räuber, Ratten und Ban­diten“. Ein­ziger Kan­didat für ein sau­beres Amt, so Romario, sei Franz Becken­bauer. Er ist der Beste, den es gibt. Er hat die Fähig­keiten. Er hat immer alles erreicht, was er ange­fasst hat. Becken­bauer könnte den Ruf der Fifa retten.“

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Den bis­he­rigen Höhe­punkt der Dau­er­fehde zwi­schen Romario und Pelé durften die Reporter der Sport Bild“ im April 2013 live erleben. In einem Inter­view mit dem Blatt schäumte Romario: Es gibt einen Satz, den ich immer wie­der­hole: Schwei­gend ist Pelé ein Poet. Doch wieder einmal redet er nur Scheiße. Sicher ist er der Typ, der in unserem Land am meisten Unsinn über Fuß­ball redet.“