Die zehn besten und größten Spiele von Pelé herauszusuchen, ist ziemlich unmöglich. Unser Autor hat es trotzdem versucht. Und eine chronologische Auswahl zusammengestellt.
Plötzlich war Pelé da und sicherte Brasilien mit seinem ersten WM-Treffer das Weiterkommen. Die Selecao war keinesfalls der Favorit gegen die sehr robusten Waliser. Bis der 17-jährige Pelé dafür sorgte, dass im Strafraum Zeit und Raum außer Kraft gesetzt wurden und die Kugel im Netz zappelte.
Pelé jonglierte den Ball, verlängerte die Kugel mit dem Hinterkopf, ließ etliche Gegner aussteigen, tunnelte die Gegenspieler, behielt die Übersicht – mit 17 Jahren! Dieses Spiel zeigt, wie der König endgültig die große Bühne betrat. Und zauberte. Wie es sich gehört, erzielte er in diesem Halbfinale einen Hattrick, selbstverständlich lupenrein. Das dritte Tor war an Eleganz nicht zu überbieten: Mit dem Knie kontrollierte er den Ball butterweich, nur um ihn dann aus 18 Metern in einer flüssigen Bewegung zielsicher links unten zu versenken.
Wie ein Stein fällt der Ball zu Boden, nachdem ihn Pelé butterweich mit der Brust (!) angenommen hat. Einmal tropft die Kugel auf den Boden, dann hebt der Brasilianer den Ball elegant über einen weiteren Verteidiger. Senkrecht kommt der Ball nach unten, Pelé nimmt ihn volley – legt vorher aber noch lehrbuchmäßig Kopf und Oberkörper über den Ball. Sein wohl ikonischtes Tor verdient ein eigenes, mehrseitiges Gedicht. Vergessen wird oft, dass die Schweden in diesem Finale nicht den Hauch einer Chance hatten gegen den 17-Jährigen. Dem sogar ein Doppelpack gelang in seinem ersten WM-Finale.
Drei Gegenspieler überlupfen. Den Torwart auch. Und dann per Kopf einköpfen. Pelé selbst erklärte immer wieder, dass der Treffer im Spiel gegen Club Atlético Juventus der schönste seiner Karriere war. Es gibt keine Videoaufnahmen von seinem Meisterstück. Nur eine Animation, die erahnen lässt, welch Gemälde Pelé damals erschuf.
„Wir sind von jemandem besiegt worden, der nicht auf demselben Planeten geboren wurde wie wir alle.“ Benficas Torhüter Costa Pereira war nach Pelés Performance im Duell der amtierenden Copa Libertadores- und Europapokal-Sieger plötzlich Fan des Gegners. Obwohl in seinen eigenen Reihen ein gewisser Eusebio stand. Pelé traf dreimal, wirkte doppelt so schnell. Die beste Mannschaft Europas hatte keine Chance gegen den „Alien“ Pelé.
130.000 Zuschauer sollen zum Duell der vielleicht größten Rivalen im Fußball gekommen sein. Pelés Fähigkeiten hatten sich auf der ganzen Welt herumgesprochen, auch bei den argentinischen Verteidigern: Zweimal wurde er im Strafraum umgetreten, zweimal traf er per Elfmeter. Und einmal aus dem Spiel. Ab diesem Zeitpunkt hatte er immer mehr mit harten Fouls zu kämpfen. Die Gelbe Karten gab es erst ab 1970. Nebenbei: Anscheinend drehte Pelé besonders gerne bei 5:2‑Siegen auf …
Botafogo hatte den FC Santos in dieser Zeit einige Male geärgert. Botagogos Spieler Antoninho sagte über das Spiel 1964: „Dann versprach Pelé, alles zurückzuzahlen. In Vila Belmiro habe ich 12 Mal den Ball verloren, ein Rekord. Zur Halbzeit stand es bereits 7:0, fünf Tore von Pelé.“ Drei weitere legte er nach und kam auf acht (!) Tore in diesem Spiel. Mehr Tore gelangen ihm nie, auch wenn immerhin sechs Fünferpacks dabei waren.
Ein Elfmeter, ein Tor, ein verwackeltes Bild. Im Maracana-Stadion. Pelés 1000. Tor wirkt unspektakulär, doch die Massen versetzte es in Ekstase. Der Platz war schneller gestürmt als die Böllerläden in Berlin. Die Kirchenglocken läuteten wegen des Tores. Und Pelé? Der war einfach nur froh, dass es vorbei war. Die ganze Geschichte haben wir hier schon einmal aufgeschrieben.
Das eigentliche Highlight des Spiels steht auf keinem Statistikbogen: In der 42. Minute schoss Pelé aus der eigenen Hälfte. Wenige Zentimeter fehlten zu einem Jahrhundert-Tor. Auf sein Tor kam er dennoch: Einen langen Ball nahm er in der 60. Minute im Sprung mit der Brust aus der Luft und traf. Brasilien stellte bei der WM 1970 eines der besten Teams der Geschichte. Da lohnen sich die vollen 14 Minuten Highlights von diesem Spiel!
Pelé steht in der Luft und wuchtet einen eigentlich viel zu hohen Ball perfekt ins rechte Toreck. Auf den Schultern von Jarzinho jubelt er. Ein legendäres Bild entsteht, das Kinder noch heute anhimmeln. Es schien fast so, als wollte er im WM-Finale 1970 nochmal klar machen, dass er nicht „nur“ Tore schießen kann: Erst ein athletisch nicht zu überbietendes Kopfballtor, dann zwei weitere Vorlagen, die kinderleicht aussahen. Der perfekte Moment, um nach drei Titeln von der WM-Bühne abzutreten. Und Pelé verpasste ihn auch nicht.