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Herr Tremmel, Sie sind gebür­tiger Mün­chener, leben in Mün­chen, haben aber auch lange für Energie gespielt. Wo schauen Sie heute das Spiel? Und wem drü­cken sie die Daumen? 

Der Weg in die Lau­sitz ist dann doch etwas zu weit, des­wegen werde ich mir das ganz ent­spannt in meinem Wohn­zimmer anschauen. Natür­lich werde ich dabei Energie die Daumen drü­cken, schließ­lich hatte ich in Cottbus eine erfolg­reiche Zeit. Klar ist aber auch, dass Bayern haus­hoher Favorit ist und alles andere als ein klarer Sieg mich doch sehr über­ra­schen würde. Aber unab­hängig vom Ergebnis kann ein sol­ches Spiel, gerade nach dem bit­teren Abstieg in der letzten Saison, eine Eupho­rie­welle aus­lösen und einen posi­tiven Schub für die ganze Saison geben. Und eine kleine Chance gibt es gerade im Pokal auch als Viert­li­gist immer.

Wie man mit Energie gegen Bayern gewinnt, haben Sie selbst unter Beweis gestellt, als Sie am 15. März 2008 als dama­liger Tabel­len­letzter der Bun­des­liga mit 2:0 als Sieger vom Platz gingen. Wie sind Ihre Erin­ne­rungen an diesen Tag?

Das war natür­lich ein rundum fan­tas­ti­scher Tag. Von Anfang an waren wir gut im Spiel, haben uns Chancen erspielt und sind auch relativ schnell mit 1:0 in Füh­rung gegangen. Unser dama­liger Trainer Bojan Pras­nikar hat uns vor dem Spiel mit auf den Weg gegeben, dass wir mutig sein müssen und uns nicht nur hinten rein­stellen sollen. Das Publikum hat das auch hono­riert und die Atmo­sphäre im Sta­dion wurde immer lauter. Man spürt dann in sol­chen Momenten auf dem Platz, dass das ein beson­deres Spiel werden könnte. Im Nach­hinein war dieser Sieg ein abso­luter Wen­de­punkt auf dem Weg zum Klas­sen­er­halt. Danach haben wir bis zum Sai­son­ende jedes Heim­spiel gewonnen.

Beim Stand von 1:0 hielten Sie vor der Nord­tri­büne einen Elf­meter von Franck Ribéry, nachdem Luca Toni im Straf­raum zu Boden gegangen war.

Ich erin­nere mich daran, dass ich mich über die Ent­schei­dung tie­risch auf­ge­regt habe, weil das in meinen Augen eine Situa­tion war, in der man – vor­sichtig gesagt – nicht unbe­dingt auf den Punkt zeigen muss. Dass ich den Elf­meter dann halte, war natür­lich ein abso­lutes High­light. Ich wurde danach sogar ins Aktu­elle Sport­studio ein­ge­laden und war dort am glei­chen Abend zu Gast, wobei ich an der Tor­wand aller­dings kläg­lich ver­sagt und jeden Ver­such ver­sem­melt habe. Das war wirk­lich ein erschre­ckend schwa­cher Auf­tritt, aber viel­leicht waren die Beine ein­fach schon zu müde. (Lacht). 

Als Sie zwei Jahre zuvor zu Energie wech­selten, stand noch Ver­eins­le­gende Tomislav Piplica als Nummer eins im Tor. War Ihnen bewusst, dass es auf­grund seines beson­deren Stel­len­wertes im Club schwierig werden würde, ihn als Stamm­tor­wart abzu­lösen?

In Han­nover und bei Hertha BSC hatte ich ja im Kon­kur­renz­kampf mit Jörg Sie­vers bzw. Chris­tian Fiedler, die beide Ikonen in ihren Ver­einen waren, schon ver­gleich­bare Situa­tionen erlebt. Des­wegen hat mich das auch in Cottbus nicht inter­es­siert, und ich bin mit dem klaren Ziel dorthin gegangen, die Nummer eins zu werden. Leider hat der dama­lige Trainer Petrik Sander sowohl in meiner ersten Saison als auch zu Beginn der zweiten über­haupt nicht auf mich gesetzt und mir teil­weise Begrün­dungen gegeben, die schwer nach­zu­voll­ziehen waren. Das war eine extrem schwie­rige Zeit für mich, gerade weil ich der festen Über­zeu­gung war, besser zu sein als Piplica. Zu meinem Glück kam es dann relativ früh in der Saison 2007/08 zum Trai­ner­wechsel hin zu Bojan Pras­nikar, der mir das Ver­trauen geschenkt hat. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und ich denke, ich habe es ihm mit Leis­tung zurück­ge­zahlt.

Wie würden Sie Pras­nikar als Trainer beschreiben?

Er war ein sehr akri­bi­scher Arbeiter, der eine klare Vor­stel­lung davon hatte, wie er uns spielen sehen wollte. Klar ist aber auch, dass die Auf­gabe in Cottbus keine ein­fache war und er, betrachtet man die Qua­lität der ein­zelnen Spieler, mit dem Klas­sen­er­halt 2008 das Maxi­male aus der Mann­schaft her­aus­ge­holt hat.