Queen’s Park FC ist eng mit Wattenscheid 09 verbunden – und gilt als einer der wichtigsten Klubs aller Zeiten. Weil seine Spieler einst das Passspiel erfanden und der 1867 gegründete Verein selbst im Profifußball stets am Amateurgedanken festhielt.
„Unsere Klubs passen perfekt zusammen“, sagt McAllister, als er sich wieder beruhigt hat. „Beide umgeben von großen Vereinen, beide spielen in schwarz und weiß, beide mit verrückten Fans.“ Und: Beide sportlich längst in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Wattenscheid in der Regionalliga, QPFC in der dritten schottischen Liga. Aber immerhin: QPFC spielt im Nationalstadion Schottlands, dem modernen Hampden Park. Beziehungsweise in ihrem eigenen Stadion. Denn die Spielstätte, in der die schottische Nationalmannschaft ihre Heimpartien austrägt, gehört noch immer dem Klub. Nachdem das erste eigene Stadion, also das 4000-Zuschauer-Hampden, im Jahr 1883 Bahnschienen weichen musste und das zweite Hampden zu klein wurde, kaufte sich der Klub ein eigenes Stück Land. Und baute den dritten Hampden Park, eine riesige Fußballarena. Nur einen Steinwurf entfernt vom ersten Stadion.
Weswegen O’Brien, der Historiker, eben auch vom bedeutendsten Stadtviertel der Fußballwelt spricht. Denn auch das dritte Hampden schreibt Geschichte. 1937, wieder spielt Schottland gegen England, strömen – offiziell – 149 547 Menschen hinein. Damals europäischer Rekord. „Aber wenn die Treppen benutzt wurden – und die Treppen wurden benutzt“, doziert er weiter, „passten 184 500 Zuschauer rein. Bis in die vierziger Jahre war es das größte Stadion der Welt.“ Und obwohl QPFC seit 1957 vor allem um die goldene Ananas kämpft, spielt die Mannschaft noch immer dort. Zwar in der Regel nur vor 600 Zuschauern. Aber immerhin als einzige britische Amateurmannschaft überhaupt in einer Profiliga.
Denn das Motto des Vereins – im Wappen verankert – lautet noch immer: „Ludere Causa Ludendi“, also „Spielen um des Spielens willen“. Weswegen die Spieler nach wie vor keinen Penny fürs Kicken sehen. „Aber wenn der Manager ihnen das Stadion zeigt, kommen die Jungs trotzdem gerne“, sagt McAllister. Darüber hinaus erlebt man als Spieler von QPFC auch abgefahrene Dinge. Trainingslager in Wattenscheid zum Beispiel. Kurz nach Beginn der Freundschaft nahmen sich die Jungs aus Wattenscheid Urlaub und organisierten Spielern und Fans eine – so erzählen es beide Seiten – perfekte Woche. „Wir fuhren sie zum Training, wuschen die Klamotten und schmuggelten in die saubere Wäsche immer ein paar Kurze. Das kam natürlich gut an“, sagt Ruppi. Und die Spieler? Verwüsteten folgerichtig das Hotel. Weil es so heiß war, kauften sie sich aufblasbare Schwimmbecken und badeten in der Lobby.
Der Stress danach? „Egal“, sagt Ruppi. Viel dramatischer sei es sowieso im Jahr zuvor gewesen, als McAllister und seine Kumpels das erste Mal kamen – ohne Mannschaft. Denn schon auf dem Hinweg verlor McAllister das komplette Reisebudget seiner Truppe. Also schlug ein Haufen Schotten ohne Kohle im Ruhrgebiet auf. Weswegen Ruppi und seine Kumpels beim Wattenscheid-Spiel mit Hut auf der Tribüne rumgingen – und mehr als genug Geld einsammelten. Als sich Ruppi und McAllister das nächste Mal in Glasgow trafen, hatte Letzterer ein neues Tattoo. Und so steht jetzt, am Geburtstagswochenende von QPFC, ein Schotte mit Schnauzbart und Wattenscheid-Tattoo auf der Wade im Klubheim des Vereins, der das Passspiel erfand. Und erzählt, dass er jedes Wochenende die Ergebnisse der Regionalliga checken würde. „Ich muss ja wissen, wie meine Wattenscheider sich schlagen.“ Und ihm gegenüber steht ein Bio-Lehrer aus Wattenscheid und erzählt die Sache mit den Trikots: „Es kommt vor, dass man durch Wattenscheid läuft, und plötzlich jemanden im QPFC-Trikot sieht. Der war vielleicht noch nie in Schottland, aber das Queen’s Park ein geiler Klub ist, weiß in Wattenscheid jeder.“ Und wenn es nach Ged O’Brien, dem Historiker, ginge, wüsste es längst die ganze Welt.