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Seite 3: Spielen um des Spielens willen

Unsere Klubs passen per­fekt zusammen“, sagt McAl­lister, als er sich wieder beru­higt hat. Beide umgeben von großen Ver­einen, beide spielen in schwarz und weiß, beide mit ver­rückten Fans.“ Und: Beide sport­lich längst in der Bedeu­tungs­lo­sig­keit ver­schwunden. Wat­ten­scheid in der Regio­nal­liga, QPFC in der dritten schot­ti­schen Liga. Aber immerhin: QPFC spielt im Natio­nal­sta­dion Schott­lands, dem modernen Hampden Park. Bezie­hungs­weise in ihrem eigenen Sta­dion. Denn die Spiel­stätte, in der die schot­ti­sche Natio­nal­mann­schaft ihre Heim­par­tien aus­trägt, gehört noch immer dem Klub. Nachdem das erste eigene Sta­dion, also das 4000-Zuschauer-Hampden, im Jahr 1883 Bahn­schienen wei­chen musste und das zweite Hampden zu klein wurde, kaufte sich der Klub ein eigenes Stück Land. Und baute den dritten Hampden Park, eine rie­sige Fuß­ball­arena. Nur einen Stein­wurf ent­fernt vom ersten Sta­dion. 

Wes­wegen O’Brien, der His­to­riker, eben auch vom bedeu­tendsten Stadt­viertel der Fuß­ball­welt spricht. Denn auch das dritte Hampden schreibt Geschichte. 1937, wieder spielt Schott­land gegen Eng­land, strömen – offi­ziell – 149 547 Men­schen hinein. Damals euro­päi­scher Rekord. Aber wenn die Treppen benutzt wurden – und die Treppen wurden benutzt“, doziert er weiter, passten 184 500 Zuschauer rein. Bis in die vier­ziger Jahre war es das größte Sta­dion der Welt.“ Und obwohl QPFC seit 1957 vor allem um die gol­dene Ananas kämpft, spielt die Mann­schaft noch immer dort. Zwar in der Regel nur vor 600 Zuschauern. Aber immerhin als ein­zige bri­ti­sche Ama­teur­mann­schaft über­haupt in einer Pro­fi­liga.

»Dass QPFC ein geiler Klub ist, weiß in Wat­ten­scheid jeder«

Denn das Motto des Ver­eins – im Wappen ver­an­kert – lautet noch immer: Ludere Causa Ludendi“, also Spielen um des Spie­lens willen“. Wes­wegen die Spieler nach wie vor keinen Penny fürs Kicken sehen. Aber wenn der Manager ihnen das Sta­dion zeigt, kommen die Jungs trotzdem gerne“, sagt McAl­lister. Dar­über hinaus erlebt man als Spieler von QPFC auch abge­fah­rene Dinge. Trai­nings­lager in Wat­ten­scheid zum Bei­spiel. Kurz nach Beginn der Freund­schaft nahmen sich die Jungs aus Wat­ten­scheid Urlaub und orga­ni­sierten Spie­lern und Fans eine – so erzählen es beide Seiten – per­fekte Woche. Wir fuhren sie zum Trai­ning, wuschen die Kla­motten und schmug­gelten in die sau­bere Wäsche immer ein paar Kurze. Das kam natür­lich gut an“, sagt Ruppi. Und die Spieler? Ver­wüs­teten fol­ge­richtig das Hotel. Weil es so heiß war, kauften sie sich auf­blas­bare Schwimm­be­cken und badeten in der Lobby. 

Der Stress danach? Egal“, sagt Ruppi. Viel dra­ma­ti­scher sei es sowieso im Jahr zuvor gewesen, als McAl­lister und seine Kum­pels das erste Mal kamen – ohne Mann­schaft. Denn schon auf dem Hinweg verlor McAl­lister das kom­plette Rei­se­budget seiner Truppe. Also schlug ein Haufen Schotten ohne Kohle im Ruhr­ge­biet auf. Wes­wegen Ruppi und seine Kum­pels beim Wat­ten­scheid-Spiel mit Hut auf der Tri­büne rum­gingen – und mehr als genug Geld ein­sam­melten. Als sich Ruppi und McAl­lister das nächste Mal in Glasgow trafen, hatte Letz­terer ein neues Tattoo. Und so steht jetzt, am Geburts­tags­wo­chen­ende von QPFC, ein Schotte mit Schnauz­bart und Wat­ten­scheid-Tattoo auf der Wade im Klub­heim des Ver­eins, der das Pass­spiel erfand. Und erzählt, dass er jedes Wochen­ende die Ergeb­nisse der Regio­nal­liga che­cken würde. Ich muss ja wissen, wie meine Wat­ten­scheider sich schlagen.“ Und ihm gegen­über steht ein Bio-Lehrer aus Wat­ten­scheid und erzählt die Sache mit den Tri­kots: Es kommt vor, dass man durch Wat­ten­scheid läuft, und plötz­lich jemanden im QPFC-Trikot sieht. Der war viel­leicht noch nie in Schott­land, aber das Queen’s Park ein geiler Klub ist, weiß in Wat­ten­scheid jeder.“ Und wenn es nach Ged O’Brien, dem His­to­riker, ginge, wüsste es längst die ganze Welt.

20170708 Queens Park 0654

Keith McAl­lis­ters Wade – samt Wat­ten­scheid-Tattoo

Jeremy Hib­bert