Der Uerdinger Grotifant gilt als Skandal-Maskottchen. Weil er auf den Platz stürmt und sich mit gegnerischen Torhütern kloppt. Höchste Zeit, zum heutigen Tag des Elefanten der Frage nachzugehen: Wie fühlt sich das Leben an als Animal Terrible? Unser Autor hat es ausprobiert.
Wie ein unfassbar agiler Elefant stürme ich auf den Rasen, ich klatsche mit dem ersten Spieler ab, klopfe einem anderen auf die Schulter, brülle „genau so, Männer“ und, schlimmer, „jetzt haben wir sie an den Eiern“ in die Spielertraube. Aber: Die Jungs, nein, meine Jungs, wehren sich nicht. Einer haut mir kumpelhaft an den Kopf, andere umarmen mich tatsächlich. Für einen kurzen Moment der Ekstase gehöre ich auf eine verschrobene Art und Weise dazu.
Dass das nicht wirklich stimmt, macht mir im nächsten Moment „Bossi“ klar. Als ich wieder am Spielfeldrand ankomme, sprintet er mir entgegen. Brüllend. „Hömma, Junge. Dat kannse nich machen, einfach auf’n Platz rennen und in die Spieler rein. Dat hab nich ma ich gemacht!“ Dann nimmt er mich in die Arme, breit grinsend, und flüstert mir in eines meiner riesigen Schlappohren: „Alles gut, Junge. Der Schiri schreibet nich auf.“ Puh, denke ich.
„Guten Job gemacht“
Dann kommt Kapitän Mario Erb, vom Schiedsrichter dazu angehalten, und ermahnt mich ebenfalls, das Feld in Zukunft bitte Feld sein zu lassen. Der Rest des Spiels rauscht an mir vorbei. Das 1:2 und die damit einhergehende Chance, mal richtig sauer zu werden, bekomme ich nicht mal mit. Ich bemerke es sogar erst, als ich einen Betreuer frage, warum Wiedenbrück die letzten Minuten denn so Dampf mache, obwohl sie doch im Leben keine zwei Tore mehr aufholen würden. Peinlich, denke ich. Doch der Mann verzeiht dem Grotifanten.
Dann pfeift der Schiedsrichter ab, Uerdingen gewinnt und ist Herbstmeister. Die Meute ist gut drauf, ich tobe noch ein bisschen herum, „Hinsetzen, Hinsetzen“, „Humpa, Humpa, Täterä“, das volle Programm. Dann, ich bin physisch wirklich am Ende, mein Körper leergeschwitzt, streife ich mir in den Katakomben den Grotifanten-Kopf ab und dampfe zufrieden. Als Kapitän Erb an mir vorbeiläuft, streckt er mir die flache Hand zum Abklatschen entgegen. „Guten Job gemacht“, sagt er, und er meint es ernst, das kann ich spüren. Wie gerne hätte ich für ihn trompetet.