Ein paar rassistische Wirrköpfe aus der Ultraszene von Dunajska Streda machen gegen Muslime mobil – obwohl es in der 23.000-Seelen-Stadt eigentlich keine gibt.
Das äußert sich auch bei den Spielen von Dunajska Streda in der „Fortuna Liga“. 2008 kam es bei einem Match gegen den Hauptstadtklub Slovan Bratislava zu brutalen Ausschreitungen. Die traurige Bilanz: 60 teils schwer Verletzte, die allermeisten von ihnen waren Dunajska-Streda-Fans. Die Sache wurde sogar zur Staatsaffäre. Das Nachbarland Ungarn beschuldigte die slowakische Polizei, mit unangemessener Härte gegen die Anhänger der Gelb-Blauen vorgegangen zu sein. Vor der Botschaft in Budapest wurden slowakische Fahnen verbrannt.
Gegenseitige Ablehnung, Anfeindungen und Ausgrenzung – in diesem Kontext ist wohl auch die unappetitliche Anti-Kebab-Kampagne zu sehen. Immerhin, so suggerierte es Fan-Capo Domonkos auf Facebook, seien die Dönerbuden-Betreiber ja Sponsoren der Terroristen. Ihre Einnahmen dienten dazu, Anschläge im Namen Allahs zu finanzieren.
„Die fehlenden zwei Cent für eine Terrortat“
Demzufolge bezahle, wer Kebab kaufe, „denen“ auch noch die Bomben. „Vielleicht sind es gerade die fehlenden zwei Cent für eine weitere Terrortat“, gab Roland Domonkos zu bedenken. Ohnehin würde er „am liebsten alle Migranten nach Hause schicken“, egal ob Christen, Muslime oder Hindus. Vermutlich würde er auch die rund 20 Prozent Slowaken, die in Dunajska Streda leben, rauswerfen.
Mit seiner Sicht auf Muslime aber ist Domonkos recht nah bei seinen slowakischen Nachbarn – und nicht nur bei denen: In ganz Osteuropa ist ein starker Trend zur Islamophobie zu beobachten, nicht zuletzt in vielen Ultra-Fanszenen. Bereits vor eineinhalb Jahren hatten Anhänger des polnischen Topklubs Legia Warschau ein riesiges Hetz-Transparent gegen Andersgläubige aufgehängt. „Verteidigt das christliche Abendland, wenn Europa von der islamischen Pest überzogen wird“, stand darauf zu lesen. In Tschechien fielen die Anhänger von Viktoria Pilsen und FK Jablonec mit ähnlichen Botschaften auf.
„Ich spüre nichts von einem Boykott“
Soziologen erklären die Ablehnung zum einen durch die Vielzahl islamistisch motivierter Terrorattacken in Westeuropa. Vor allem aber stecke wohl die Angst vor dem Unbekannten dahinter: In der Slowakei, Polen, Tschechien oder Ungarn leben so gut wie keine Muslime. In Tschechien beispielsweise beträgt deren Anteil an der Gesamtbevölkerung nur 0,1 Prozent. Selbst die in Osteuropa ansässigen Dönerbuden-Betreiber stammen – mangels Arabern oder Türken – oftmals aus Serbien oder Kroatien.
Im Restaurant „Kebab Sultan“ im Zentrum von Dunajska Streda gibt man sich derweil betont unaufgeregt. „Ich spüre nichts von einem Boykott“, erzählt ein Mitarbeiter. „Alles läuft wie immer.“ Und wie ist das mit der Islamfeindlichkeit in letzter Zeit? „Keine Ahnung“, sagt er und lacht lauthals. „Ich bin Christ. Hier gibt es eigentlich gar keine Moslems.“