Michael Parensen feierte vor zehn Jahren sein Debüt bei Union Berlin und trägt noch immer das Trikot der Eisernen. Ein Gespräch über den großen Bundesligatraum, über Kinder, denen die Startelf egal ist und über Fans, die beim Umzug helfen.
Und dann haben Sie gezweifelt.
Ich hab mir in meinem zweiten Vertragsjahr ernsthafte Gedanken gemacht, ob es für eine Profi-Karriere reicht. Ich war immer Stammspieler und auf einmal wurde ein jüngerer Spieler auf meiner Position bevorzugt. Dann habe ich mich beim Trainer beschwert und gesagt, dass ich am Überlegen bin wie es weitergeht. Aber auch nach dem Gespräch war die Perspektive nicht wirklich besser.
Ein paar Tage später bekamen Sie einen Anruf von Uwe Neuhaus.
Ich saß damals bei einem Kumpel auf dem Sofa. Dann bekam ich einen Anruf von einer unbekannten Nummer. Ich habe erst mal realisieren müssen, dass Uwe Neuhaus dran ist und was er von mir will. Dann meinte er, ich könnte zu Union Berlin wechseln. Ich hatte Union ehrlich gesagt überhaupt nicht auf dem Schirm, durch Uwe Neuhaus hatte ich aber schnell ein gutes Gefühl. Ich kannte ihn ja bereits aus Dortmunder Zeiten, das hat direkt gepasst.
Es passte so gut, dass Sie direkt in Ihrem ersten Jahr aufgestiegen sind. Sie sind im aktuellen Kader der letzte Aufstiegsheld und haben über 200 Spiele für Union gemacht. Darunter auch vier Derbys.
Das mit dem Derby ist eine besondere Geschichte. In meinem ersten Derby wurde ich vom Kicker zum Spieler des Spiels gewählt, dabei spielte ich mit einer nicht komplett auskurierten Innenbandverletzung. Das habe ich mir dann auch drei Spiele später erneut gerissen. Ich hätte eigentlich niemals spielen dürfen.
Zum Glück gab es noch das Spiel im Olympiastadion.
Nicht wirklich (lacht). Das ist wirklich kurios. Im Olympiastadion vor vollem Haus zu spielen, war wirklich etwas besonderes. Leider habe ich kaum noch Erinnerungen daran. Ich wollte auf keinen Fall den ersten Zweikampf verlieren und bin gegen Peter Niemeyer voll reingegangen. Dann sind wir mit den Köpfen zusammengestoßen, danach weiß ich nichts mehr. Ich hatte eine Gehirnerschütterung und musste den Sieg alleine im Krankenhaus feiern. Peter Niemeyer hat mir später erzählt, dass er auch nicht mehr viel von dem Spiel weiß, aber er hat zumindest zu Ende gespielt. Ein paar Monate später, im nächsten Spiel gegen Hertha, habe ich mir in der 90. Minuten das Wadenbein gebrochen.
Hertha und Parensen, das passt einfach nicht.
Das kann man so sagen. Ich habe nochmal ein Derby aufgrund einer Lungenentzündung verpasst. Diese Krankheit hatte ich genau einmal in meinem Leben.
Umso mehr passt Ihre Beziehung zu Union. Ist der Aufstieg in die Bundesliga das fehlende Puzzleteil in dieser besonderen Geschichte?
Sollte es am Ende nicht klappen, wird der verpasste Aufstieg auf keinen Fall im Vordergrund meiner Zeit bei Union stehen. Aber klar, in die Bundesliga aufzusteigen und damit den zweiten Aufstieg mitzuerleben, ist definitiv ein Traum von mir.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es dieses Jahr klappen kann?
In den Jahren zuvor hat der Verein den Umgang mit einer solchen Situation nicht richtig verstanden. Da kam auf einmal viel von außen. Mittlerweile verstehen die Verantwortlichen mit dieser Situation deutlich besser umzugehen.
Und die Mannschaft?
Bringt dieses Jahr deutlich mehr Erfahrung mit. Wir haben viele Spieler, die eine solche Situationen bereits erlebt haben und damit umgehen können. Das ist ein Vorteil für uns.
Ist der Aufstieg mittlerweile das Saisonziel?
Das Saisonziel war mit Sicherheit nicht der Aufstieg, aber wenn man oben dabei ist und die Saison so solide spielt wie wir, dann wird der Aufstieg automatisch ein Thema. Aber wie gesagt, damit umzugehen ist die Kunst. Am Ende geht es darum, vernünftig zu arbeiten und sich täglich zu verbessern. Und wenn man das macht, kommt der Erfolg automatisch.