Michael Parensen feierte vor zehn Jahren sein Debüt bei Union Berlin und trägt noch immer das Trikot der Eisernen. Ein Gespräch über den großen Bundesligatraum, über Kinder, denen die Startelf egal ist und über Fans, die beim Umzug helfen.
Haben Sie sich durch diese Nähe und Gemeinschaft auch als Person weiterentwickelt?
Ich bin mit Anfang 20 als völlig Unbekannter zu Union gekommen und wurde direkt mit offenen Armen empfangen. Ich habe durchgehend Unterstützung gespürt, das hat mir in meiner persönlichen Entwicklung sehr geholfen und mich bestärkt, hier im Verein eine wichtige Rolle einzunehmen.
Und die sportliche Entwicklung?
Die hat sich seit zwei Jahren etwas verändert. Ich war eigentlich immer Stammspieler. Mittlerweile sitz ich auch mal auf der Bank oder sogar auf der Tribüne.
Wie gehen Sie damit um?
Früher hat mich das tagelang beschäftigt. Da habe ich eine Nichtberücksichtigung teilweise wochenlang verarbeiten müssen.
Hat sich das gebessert?
Das ist ein Prozess, den man durchleben muss. Mittlerweile habe ich eine Familie mit zwei Kindern. Ob ich frustriert vom Fußball nach Hause komme, spielt für sie überhaupt keine Rolle. Denen ist egal, ob ich 90 Minuten gespielt habe oder nicht. Nur ab und an fragt mich mein Sohn: „Papa, warum sitzt du immer auf der Bank“? (lacht). Klar nervt es mich noch, wenn ich nicht spiele, aber ich habe auch erkannt, dass im Fußball nicht nur elf Spieler auf dem Platz gebraucht werden.
Also wirken Sie anders auf die Mannschaft ein.
Ich sehe mich in solchen Situationen als Vorbild und kann meine persönlichen Probleme nicht wochenlang mit mir herumtragen. Das muss man abhaken und dann geht es wieder von vorne los.
Diese Eigenschaften mussten Sie auch vor Ihrer Zeit bei Union erlernen. Sie wechselten von Paderborn nach Dortmund und dann zum 1.FC Köln. Dort gelang Ihnen der Sprung zu den Profis, für einen Einsatz hat es allerdings nie gereicht.
Das stimmt. Dennoch sind die Erinnerungen grundsätzlich sehr positiv, ich habe immer noch viele Kontakte dort hin. Für mich war es etwas besonderes, die Mentalität im Rheinland kennenzulernen.
Und sportlich?
Es hieß damals, es gebe in Köln keinen Linksverteidiger. Da wollte ich meine Chance nutzen. Ich durfte direkt mit der ersten Mannschaft ins Trainingslager, spielte dann in meinem ersten Jahr in der zweiten Mannschaft eine super Saison und war bereit, den nächsten Schritt zu machen, fand aber bei den Profis keine Berücksichtigung.
Lag das an Christoph Daum?
Ich kann schwer beurteilen, an wem es wirklich lag. Aber klar, am Ende war er dafür verantwortlich. Er hatte Druck aufzusteigen und hat lieber auf erfahrene Spieler gesetzt. Er ist damals lieber mit nur 15 Spielern zu einem Spiel gefahren, anstatt den Kader mit jungen Spielern aufzufüllen. Das war für mich schwer zu akzeptieren.