Michael Parensen feierte vor zehn Jahren sein Debüt bei Union Berlin und trägt noch immer das Trikot der Eisernen. Ein Gespräch über den großen Bundesligatraum, über Kinder, denen die Startelf egal ist und über Fans, die beim Umzug helfen.
Michael Parensen, vor zehn Jahren kamen Sie vom 1.FC Köln zu Union. Damals steckte der Verein in finanziellen Schwierigkeiten und spielte in der dritten Liga. Wie sind Ihre Erinnerungen an diese Zeit?
Die Anfangszeit war für mich sehr schwierig. Ich bin damals im Winter nach Berlin gezogen. Es war dunkel und kalt. Davor war ich vielleicht ein, zwei Mal in Berlin, aber eher als Tourist. Und dann war ich auf einmal in einem Hotel am Tierpark und irgendwie war alles trist. Wohlfühlfaktor gleich null.
Und der Start bei Union?
Der war genauso holprig. Damals haben wir uns noch in Containern umgezogen. Das Stadion war eine einzige Baustelle und die Trainingsplätze waren ganz anders als heute, alles irgendwie provisorisch. Mein erstes Spiel war gleich auf gefrorenem Boden. Neues System, neue Mitspieler. Da bin ich nicht so drauf klar gekommen.
Und doch entwickelten sich die Eindrücke ins Positive?
Zu meiner Anfangszeit war natürlich alles viel kleiner. Ich kannte jeden Mitarbeiter, bin immer jemandem über den Weg gelaufen und habe mich unterhalten. Ich habe damals schnell gemerkt, wie viel Herzblut die Leute in den Verein stecken.
Wie wurde das deutlich?
Ich bat damals den Verein darum meinen Umzug zu übernehmen. Das war allerdings vom Geld her schwierig. Daraufhin sind zwei Fans in meine Bude nach Köln gefahren, haben dort übernachtet und meine Sachen zusammengepackt. Am Tag darauf haben wir dann hier in Berlin mit zwölf Fans meine neue Wohnung eingeräumt. Das war für mich bemerkenswert.
Ist der Kontakt zu den Fans immer noch so eng?
Damals waren alle etwas enger verbunden. Wir haben uns das zwar erhalten, aber mittlerweile gibt es viel mehr Menschen, die sich für den Verein interessieren. Da alle mitzunehmen, ist deutlich schwieriger als früher. Dennoch glaube ich, dass wir uns bei Union diese Mentalität behalten haben, auch wenn es früher weniger um die Ergebnisse ging.
Sondern?
Das Erlebnis. Wobei das auch nicht wirklich der richtige Begriff dafür ist.
Was ist denn der richtige Begriff?
Ich versuche es mal so: Wir haben mal gegen Jahn Regensburg eine 3:1 Führung aus der Hand gegeben und am Ende 3:3 gespielt. Nach dem Spiel haben die Leute uns für den großen Kampf gefeiert. Eine Woche später haben wir gegen den FSV Frankfurt mit 1:0 gewonnen, spielten schlecht und die Leute sagten danach: Wie ätzend war das denn! Ich glaube diese Mentalität hat sich verändert.
Heute wollen die Union-Fans Erfolge feiern.
Mittlerweile gibt es deutlich mehr Stimmen im Verein, die einen Aufstieg fordern. Das war früher nicht so. Verstehen Sie mich nicht falsch. Erfolg ist immer etwas positives. Aber bei Union passiert auch viel um den Fußball herum. Das ist sehr wichtig und spielt eine große Rolle. Klar, im Mittelpunkt sollte immer der Sport stehen. Doch viel wichtiger ist es, den Kern zu bewahren. Diese Nähe und Gemeinschaft zu erhalten, wird die Aufgabe für die Zukunft sein. Das ist tägliche Arbeit und darf nicht vergessen werden.