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Zum Alltag jedes Poli­ti­kers gehört, sich hin und wieder als Mensch zu prä­sen­tieren, abseits grauer Sit­zungs­säle und Pres­se­kon­fe­renzen. Des­halb kosten sie bei Stadt­teil­festen aus der hoff­nungslos über­würzten Nica­ragua-Pfanne und beißen in jede Brat­wurst, die ihnen hin­ge­halten wird, bevor­zugt aber schauen sie beim Fuß­ball vorbei. Denn nir­gendwo können Poli­tiker sich so volksnah geben wie auf den Ehren­tri­bünen. Schnell noch den fabrik­neuen Schal umge­hängt, den der Refe­rent in letzter Minute besorgt hat, ab auf den Scha­len­sitz und genau dann den emo­tio­nalen Turbo anwerfen, wenn die Füh­rungs­ka­mera die Tri­bünen abschwenkt. Man kann dabei Pech haben wie Innen­mi­nister Fried­rich, der beim Län­der­spiel gegen Grie­chen­land in Danzig zwar neben der Kanz­lerin und DFB-Prä­si­dent Niers­bach saß, von der Uefa-Kamera aber mit­leidslos abge­schnitten wurde – wegen offen­kun­diger inter­na­tio­naler Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Merkel hin­gegen macht das schon ganz richtig. An ihrer Per­for­mance gibt es wenig zu krit­teln. Geschenkt dabei, dass die Kanz­lerin nach Toren immer unge­fähr so klatscht wie Mutti, deren Kind gerade in der Kita mit Knete etwas geformt hat, das ent­fernt nach Vati aus­sieht. Aber sie ist auf der Tri­büne immer top aus­ge­leuchtet, und ihre Freude an den deut­schen Toren wirkt, wenn schon nicht echt, dann aber zumin­dest gut gespielt. So gut gespielt, dass wir fast ver­muten, Mer­kels Jubel sei womög­lich gar nicht live, son­dern vor dem Spiel auf­ge­zeichnet und von der Uefa im rich­tigen Moment ein­ge­blendet worden. Eine ein­deu­tige Win-win-Situa­tion ist das. Und des­halb will die Kanz­lerin gerade in stür­mi­schen Zeiten nicht auf diese wun­der­bare, kos­ten­güns­tige PR ver­zichten. Nur kon­se­quent also, dass sie in der Vor­runde den Pro­test gegen die Inhaf­tie­rung der Oppo­si­ti­ons­po­li­ti­kerin Timo­schenko für extrem wichtig hielt, weil ein mutiges Ein­treten für Men­schen­rechte immer gute Presse gibt. Wohin­gegen ein EM-Finale und die daraus resul­tie­rende TV-Prä­senz zur Prime­time dann viel­leicht doch noch ein biss­chen wich­tiger sind als die immer noch inhaf­tierte Timo­schenko. Nun ist die deut­sche Elf also nicht ins Finale ein­ge­zogen. Herr­liche TV-Bilder werden also aus­bleiben. Auf­ge­zeichnet auf der Tri­büne und natür­lich auch in der deut­schen Kabine, in der Merkel nichts­des­to­trotz sicher bald einen eigenen Spind bekommt. Was nicht jeder im Team so richtig super findet, weil der sinn­freie Poli­ti­ker­auf­trieb immer wieder den Dienst­plan beim Duschen durch­ein­an­der­bringt und die Dia­loge zwi­schen Spie­lern und Kanz­lerin unge­schnitten bei Non­stop Non­sens“ laufen könnten. Aber jeder muss Opfer bringen. Dafür, dass sich Merkel auch mal als Mensch prä­sen­tieren kann.