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Zunächst die Fakten: Oli­vier Giroud ist Welt­meister, fran­zö­si­scher Meister, vier­fa­cher FA-Cup-Sieger, Europa-League-Sieger, drei­fa­cher eng­li­scher Super­po­kal­sieger, er wurde in Frank­reich sowohl in der ersten als auch in der zweiten Liga Tor­schüt­zen­könig, er hat an je zwei Welt- und Euro­pa­meis­ter­schaften teil­ge­nommen, er hat für Frank­reich ins­ge­samt 110 Län­der­spiele gemacht und dabei 46 Tore erzielt. 2017 hat er per Hacke das Tor des Jahres geschossen, er war außerdem ent­schei­dend ein­ge­bunden in zwei der schönsten Pre­mier-League-Kom­bi­na­tionen aller Zeiten. Im Februar hat er für Chelsea per Fall­rück­zieher in der Cham­pions League getroffen, gegen die damals viel­leicht defen­siv­stärkste Mann­schaft der Welt, Atlé­tico Madrid. Und, ach ja, nicht zu ver­gessen: Er ist eine Pfeife. Er kann gar nix. Er ist ein Stümper, ein Kör­per­klaus, einer, der in der Lan­des­liga gar nicht groß auf­fallen würde. Also zumin­dest wird Letz­teres, das mit dem Kör­per­klaus und der Pfeife, so oder so ähn­lich vor allem in Frank­reich immer wieder über ihn behauptet und geschrieben und ins Internet gepö­belt.

In Wirk­lich­keit ist Giroud natür­lich keine Pfeife. Sonst hätte er all die ein­gangs auf­ge­zählten Titel nicht geholt, sonst hätte er seinen Platz in einer vor Talent nur so trie­fenden fran­zö­si­schen Natio­nal­mann­schaft nicht ein knappes Jahr­zehnt lang behauptet. Und trotzdem wird er dieses Image nicht los. Wird von einem Karim Ben­zema abfällig Go-Kart“ genannt, wenn dieser sich selbst mit einem Formel-1-Auto ver­gleicht. Wird von fran­zö­si­schen Fans im Stade de France bei einem Heim­spiel aus­ge­pfiffen, wenn er eine Tor­chance ver­gibt. Wird ver­spottet, als Stürmer ohne eigenes Tor bei der Welt­meis­ter­schaft von seinen Kol­legen bis zum Titel­ge­winn durch­ge­schleppt worden zu sein. Wird quasi immer ver­gessen, wenn es um die prä­genden Spieler der ver­gan­genen Jahre geht. Warum?

Sind alle Bullen Schweine?

Auf diese Frage gibt es zwei Ant­worten, eine ein­fache und eine etwas kom­pli­zier­tere. Die ein­fache lautet so: Es liegt an seinem Körper. Giroud ist groß und breit und kantig, ein Fuß­ball an seinem Fuß wirkt klein wie eine Murmel und zer­brech­lich wie Por­zellan, seine Bewe­gungen erscheinen höl­zern, er drib­belt und zau­bert nicht, er ackert und schuftet. In Frank­reich gibt es das Wort cos­taud, zu deutsch stark, auf den Fuß­ball bezogen ist die tref­fen­dere Über­set­zung aber das Wort bullig. Giroud, das wird in jedem Bei­trag über ihn betont, ist extrem cos­taud, ein regel­rechter Bulle also. Das Pro­blem dabei: Ein Bulle zu sein, da unter­scheidet sich der fran­zö­si­sche Durch­schnittsfan kaum vom Hard­core-Ultra in Deutsch­land oder Haus­be­setzer in Fried­richs­hain, gilt als Schwei­nerei und ist eigent­lich nicht zu ver­zeihen. 

Und es ist ja wirk­lich so: Es gibt Stürmer, die tech­nisch besser sind oder waren als Giroud, wen­diger, trick­rei­cher, spek­ta­ku­lärer. Dum­mer­weise vor allem die, mit denen er sich in seiner Kar­riere immer wieder ver­glei­chen lassen musste, weil sie aus dem glei­chen Land kamen oder für den glei­chen Verein gespielt haben wie er oder beides, Thierry Henry, Robin van Persie, Dennis Berg­kamp, diese Kate­gorie. Aller­dings sind diese Ver­gleiche natür­lich unfair. Weil die Dinge, in denen Giroud besser ist als die Genannten, dabei meis­tens unter den Tisch fallen. Oder hat sich je jemand über Berg­kamp lustig gemacht, weil der mit dem Rücken zum Tor nicht so über­ra­gend den Ball fest­ma­chen konnte?

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