Von Stoke zu PSG zu Bayern: Eric Maxim Choupo-Moting hat eine sensationelle Karriere hingelegt, heute könnte er die Klub-WM gewinnen. Sein Geheimnis: Immer locker bleiben.
Haben Sie eigentlich mal an sich gezweifelt?
Während Verletzungsphasen ist es nie einfach für einen Fußballer. Du bist plötzlich alleine und fühlst dich machtlos. Während andere rausgehen, spielen, den nächsten Schritt machen, versuchst du, den Anschluss nicht zu verlieren. 2008/09 hatte ich einen Meniskusschaden, über Monate konnte ich nicht spielen. In solchen Phasen brauchst du um dich herum Leute, die dir Mut machen und dich aufbauen. Damals aber sagten einige, das war’s, Choupo. Das war nicht einfach.
Und sportlich? Gab es eine Krise?
Als Offensivspieler ist der bekannte Lauf wichtig. Wenn du zwei, drei Spiele in Folge triffst, ist alles super. Wenn du aber zwei, drei Spiele kein Tor machst, dann kannst du verkrampfen, dann schreiben die Leute negativ über dich, und man beginnt nachzudenken und Dinge zu hinterfragen. Ich konnte aber gut damit umgehen, denn ich sah mich nie als den 25-Tore-Stürmer. Mein Vater hat mir schon früh gesagt: Du musst nicht immer die meisten Tore schießen, du kannst als Stürmer auch andere Qualitäten haben. Und oft war ich gar kein Stoßstürmer, sondern habe auf dem Flügel oder hängend gespielt.
„Den Okocha im Spiel machen? Das muss klappen, sonst wirst du zur Lachnummer!“
Bisweilen liegen zwischen Anerkennung und Spott nur wenige Zentimeter auseinander. Im April 2019 spielte PSG gegen Strasbourg, und Sie stoppten einen Schuss von Christopher Nkunku auf der Linie, statt ihn ins Tor zu lenken. Eine kuriose Szene.
Ein Aussetzer. Vermutlich habe ich zu viel nachgedacht: Geht der Ball ohne mein Zutun rein? Muss ich ihn doch noch reinschießen? Und dann war es schon zu spät.
Über Social-Media-Kanäle verbreiten sich solche Szenen in Windeseile. Der Sportsender DAZN schlagzeilte: „Der Fail des Jahres.“ Wie gehen Sie damit um?
Alles ganz locker nehmen. In der Mannschaft war das auch nie ein großes Thema, Neymar, Cavani, alle sagten, kein Problem, das nächste Mal triffst du. Das hat ja nichts mit Fußballkönnen oder Nichtkönnen zu tun. Auch die Fans haben es mir nicht übelgenommen. Wir hatten sowieso immer eine besondere Beziehung, nicht umsonst sangen sie häufiger minutenlang meinen Namen. Jedes Mal totale Gänsehaut.
Als Sie das Tor gegen Bergamo gemacht haben, schrieb ein PSG-Fan: „Wenn du ein guter Typ bist, zahlt es sich am Ende immer aus. Danke, Maxim!“
Ohne überheblich zu sein: Ein paar Monate nach der Aktion gegen Strasbourg habe ich gegen Toulouse eine Bude gemacht, die nicht viele so schießen können.
Neymar und Cavani waren in der Partie nicht dabei, dafür entschieden Sie das Spiel mit zwei Toren. Beim ersten spielten Sie auf engstem Raum fünf Gegenspieler mit einer Roulette-Drehung aus. Wo lernt man das?
Auf der Straße. Ich bin in Hamburg-Altona aufgewachsen, wir waren ständig auf dem Bolzplatz. Meine Helden waren Eto’o, Ronaldinho und Zidane. Ich liebe diese Käfige. Noch heute schaue ich häufiger auf jeden Bolzplatz und freue mich jedes Mal, wenn Kids dort kicken. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist leerer geworden. Vermutlich verbringen sie heute mehr Zeit bei Tiktok oder vor der Playstation.
Der ehemalige Mainzer Sportdirektor Christian Heidel sagte mal: „Es gibt nichts, was Maxim nicht kann.“ Aber mal ehrlich: Gibt es einen Trick, den Sie gerne besser beherrschen würden?
(Überlegt.) Dreimal Around-the-World mit einer Ballberührung. Oder den Okocha-Trick, den ich im Training machen kann, aber im Spiel? Schwierig. Wenn du den bringst, muss es ja auch klappen, sonst wirst du zur Lachnummer.
Sind Sie als Profi noch Fan geblieben?
In den ersten Jahren war es aufregend, mit den Superstars auf dem Platz zu stehen. Ich weiß noch, wie wir mit Nürnberg gegen die Bayern gespielt haben. Ich war damals zwanzig, hatte kaum Bundesligaerfahrung, kam in der 60. Minute rein, und als Erstes habe ich Franck Ribéry auf Französisch gefragt, ob ich nach dem Spiel sein Trikot haben kann. „Pas de problème“, sagte er. Wenig später habe ich das 1:1 gemacht. Leider verloren wir noch 1:2, aber das Trikot bekam ich, und neulich habe ich es bei meinen Eltern wiedergefunden.