Owen Hagreaves, der vielleicht erfolgreichste „Was wäre gewesen wenn?“-Spieler wird 40 Jahre alt! Grund genug, das bisherige Leben des Lockenkopfs Revue passieren zu lassen.
Nach eigenen Angaben fing Hargreaves erst im Alter von 15 Jahren so „richtig“ an, gegen den Ball zu treten. Was bei den Calgary Foothills in seiner Geburtsstadt in Kanada begann, fand eine märchenhafte Fortsetzung: 1997 verpflichtet der FC Bayern München den damals 16-Jährigen.
Nachdem er schon in der Saison 1998/1999 mehrfach in der Amateurmannschaft zum Zuge gekommen war, rückte er in der Saison 1999/2000 endgültig zum Seniorenfussball auf. Es dauerte auch nicht lange, bis Ottmar Hitzfeld auf ihn aufmerksam wurde. Am 12. August 2000 war es dann so weit: Bundesliga-Debüt gegen Hertha BSC nach Einwechslung für Carsten Jancker. Hätte schlimmer kommen können.
Und was war das für eine Debüt-Saison! Nach einem spektakulären Saisonfinale in Hamburg, bei dem Hargreaves 90 Minuten plus ein kleines bisschen auf dem Platz stand, um die Meisterschaft in letzter Minute den Schalkern doch noch wegzuschnappen, folgte die Kirsche auf dem Kuchen: Champions-League-Finale gegen Valencia!
Hargreaves durfte von Anfang an neben Stefan Effenberg im zentralen Mittelfeld ran und spielte die 120 Minuten durch.
„Kahn hält“, „die Bayern“ und so weiter. Wie es ausging, ist bekannt. Hargreaves gewann seinen ersten Champions-League-Titel. Steht ihm.
Es sollte nicht der Einzige bleiben: In seiner Zeit beim FC Bayern gesellten sich noch vier Meistertitel, drei DFB-Pokalsiege und jeweils ein Weltpokal-und Ligapokalsieg hinzu. Genug zu feiern gab es also allemal. Aber vielleicht hätte er zwecks Sonnenschutz seine Kappe doch lieber an Uli Hoeneß abgetreten.
Die folgenden zwei Saisons bestätigten den anfänglichen Trend des aufstrebenden Kickers. Hargreaves kam zu vielen Einsätzen und mauserte sich zu einem vielseitigen Stammspieler. Außer auf der Torwart- und Stürmerposition kam er quasi überall zum Einsatz. Wobei er auch das sicher noch hervorragend gelöst hätte. Hart im Nehmen war er auf jeden Fall.
Doch es kam alles anders. Mehrere kleinere und langwierigere Verletzungen warfen Hargreaves immer wieder aus der Bahn und er wurde über die nächsten Jahre einer von Dr. Müller-Wohlfahrts Stammkunden.
Hargreaves auf der Tribüne. Streckenweise ein gewohnter Anblick.
Nach einer durchwachsenen Saison 2005/2006 wurde er trotzdem für die englische Nationalmannschaft nominiert und spielte bei der WM 2006 sein wohl bestes internationales Turnier. Als Spieler des Spiels ausgezeichnet, schied er mit den „Three Lions“ in deren Paradedisziplin, dem Elfmeterschießen, gegen ein gut besetztes Portugal aus.
Hätte sich wohl auch lieber fürs Viertelfinale qualifiziert, als diesen merkwürdigen „Man of the Match“-Pokal zu erhalten, der gute Owen.
Nachdem die Rufe aus der Heimat immer lauter wurden, verpflichtet Sir Alex Ferguson den vielseitigen Mittelfeldspieler im Sommer 2017 für stolze 25 Millionen Euro. Bundesliga-Rekordsumme zur damaligen Zeit.
Trotz anhaltender Knieprobleme und mehrerer Behandlungen kam Hargreaves in seiner ersten Saison für die „Red Devils“ regelmäßig zum Einsatz. Sir Alex Ferguson schätzte vor allem seine Vielseitigkeit; ob er nun Ronaldo den Rücken frei halten oder mit Scholes das Spieltempo vorgeben sollte, alle Aufgaben erfüllte er gewohnt souverän.
Und siehe da, ein weiterer Champions-League-Titel! Nach 2001 sein zweites Finale, sein zweites Elfmeterschießen und sein zweiter Titel. Es gibt schlechtere Quoten. Zu dem Champions-League-Sieg gesellten sich in den folgenden Jahren noch drei Premier-League Titel.
Doch es kam, wie es kommen musste. Die Probleme an der Patellasehne wollten sich einfach nicht bessern. Konsequenz: mehrere Operationen und 21 Monate Zwangspause.
Ihr müsst jetzt stark sein, liebe Fans von Manchester United: Nachdem der auslaufende Vertrag bei Manchester United nicht verlängert wurde, heuerte Hargreaves im Sommer 2011 beim Lokalrivalen City an.
Obwohl er kaum eingesetzt wurde, konnte Hargreaves hier seinen vierten und letzten Premier-League-Titel feiern. Nach der Saison endete das Abenteuer City dann auch schon wieder.
Die Verletzungen rissen nicht ab und so beendete Hargreaves seine Karriere bereits im zarten Alter von 31 Jahren. Doch ganz verloren ist er der Fußballwelt nicht gegangen: Ebenso vielseitig wie auf dem Platz beglückt er uns jetzt als Fußball-Experte im englischen und deutschen Fernsehen.
Wir sagen: Ois Guade, Owen Hargreaves!