Nach 18 Jahren hat sich Österreich erstmals wieder sportlich für ein großes Turnier qualifiziert. Für einen jungen Fan aus Graz endet ein langer Leidensweg.
Vorgestern richtete es die Mannschaft. In der Friends Arena, wo man vor ziemlich genau zwei Jahren so knapp an einem Playoff-Spiel dran war wie schon lange nicht. Noch nie habe ich eine österreichische Mannschaft in einem Entscheidungsspiel so abgebrüht und entschlossen auftreten gesehen. In der 9. Minuten lupfte David Alaba einen Elfmeter wie von Andrea Pirlo höchstselbst getreten zur 1:0‑Führung in die Tormitte.
Marko Arnautovic, der früher oft dafür kritisiert wurde, zu wenig Einsatz zu zeigen, sprintete noch nach der 1:4‑Führung kurz vor Schlusspfiff einem möglichen Pressball mit Andreas Isaksson entgegen. So stur, wie er es schon in fast allen Qualifikationsspielen zuvor getan hatte. Nach dem Spiel postete er dann auf seiner Facebookseite: „Frankreich, wir kommen, oida!“
Hier kann ein Hype schnell groß werden
Dort wird Österreich mit einer Mannschaft antreten, die besser Fußball spielt als Stefan Maierhofer. Nur drei Spieler standen vorgestern in der Startelf, die nicht bei Marcel Kollers Amtsantritt schon dabei waren. Die Mannschaft ist eine eingeschworene Einheit. Und das reißt viele der leidgeprüften Fans mit. Tausende Österreicher werden nächstes Jahr nach Frankreich mitreisen. In einem kleinen Land kann ein Hype schnell groß werden.
Für gestern Abend hatte der ORF sein Programm geändert. Zur Primetime sendete der öffentlich-rechtliche Sender eine Sonderdokumentation über die erfolgreiche Qualifikation der Nationalmannschaft. Zeitgleich lief auf dem Sender von Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz eine Naturdokumentation. Doch Sendungen über Gebirgsseen, Greifvögel und Tiefschnee sind zurzeit jedem österreichischen Fußballfan egal. Wir sind ja wieder wer, oida!