Nach 18 Jahren hat sich Österreich erstmals wieder sportlich für ein großes Turnier qualifiziert. Für einen jungen Fan aus Graz endet ein langer Leidensweg.
Die eigentliche Dürreperiode begann im März 1999 mit dem „Kegel-Abend in Valencia“. Der damalige Teamchef Herbert Prohaska saß traurig auf der Ersatzbank und sah ratlos dabei zu, wie seine Mannschaft in der Qualifikation für die EM 2000 gegen Spanien neun Tore einsteckte. Immerhin behielt die Mannschaft ihre Selbstironie. „Hoch wea mas nimma gwinnen“, meinte Anton „Toni“ Pfeffer im Interview während der Halbzeitpause. Da lagen sie schon 0:5 zurück.
Wieder gehofft, wieder enttäuscht worden
Ich führte mit dem Nationalteam eine immerwährende On-Off-Beziehung. Im Oktober 2004 war nach dem 3:3‑Unentschieden in der Qualifikation für die WM 2006 gegen Nordirland erstmals endgültig Schluss. „I bin gezeichnet von an Match, 3:3, das ma gwunnan habn“, erklärte Teamchef Hans Krankl todernst nach Schlusspfiff im Fernsehinterview. Die Mannschaft habe gegen die knochenharten Nordiren beherzt gekämpft und die Leistung des Schiedsrichters war „irre-regulär“. Da sei die Qualifikation doch nebensächlich. Wieder gehofft, wieder enttäuscht worden. Auf so vielen Ebenen.
Doch dann lockte mich die Mannschaft wieder mit hoffnungsversprechenden Glanzmomenten. Und das auszehrende Mitfiebern ging weiter. Besonders heftig waren die Enttäuschungen der vergangenen zwei Qualifikationen. Zweimal war die Mannschaft in großen Spielen ganz nahe dran – und es reichte wieder nicht. Im Juni 2011 verhinderte Mario Gomez im Ernst-Happel-Stadion in der Nachspielzeit mit seinem Kopfballtor zum 2:1 das „Wunder von Wien“. Im September 2012 verstolperte Marko Arnautovic im selben Strafraum und wieder gegen Deutschland in der 88. Minute den 2:2‑Ausgleichstreffer im Hinspiel für die Qualifikation der WM 2014. „Ooooh, ooh! Arnautovic…ah!“, schrie ORF-Kommentator Thomas König damals in sein Kopfmikrofon, als hätte er sich in einem verzweifelten Akt der Selbstkasteiung in den Bauch gestochen. Es tat wieder weh.
Dieses Mal gab es Grund zur Hoffnung
Dennoch gab es dieses Mal Grund zu wirklicher Hoffnung. Die Mannschaft spielte selbstbewusst und mit Plan. Marcel Koller hatte ihr eine ungewohnte Zielstrebigkeit vermittelt. Und die vielen Deutschland-Legionäre setzten diese um. Bis zur vorletzten Spielrunde gegen Schweden hatte Österreich noch die Chance auf den Playoff-Platz hinter Deutschland und verlor knapp vor Schluss nach einem Treffer von Zlatan Ibrahimovic mit 1:2.
Marcel Koller hatte vor der Qualifikation den Posten von Dietmar „Didi“ Constantini übernommen. Ein kerniger Tiroler, der das Anforderungsprofil für den Teamchef-Posten erfüllte, weil er einst Co-Trainer von Ernst Happel war. Vor dem Qualifikationsauftakt für die EM 2012 gegen Kasachstan meinte dieser, die taktische Ausrichtung der Mannschaft sei ihm spontan beim Radfahren eingefallen. In Österreich gibt es eine eigene Phrase für ungerechtfertigte Selbstbeschaffung: „es sich richten“.