Obwohl Hertha BSC gegen Stuttgart einen eminent wichtigen Heimsieg einfährt, feiern die Spieler nicht vor der Kurve. Denn die Beziehung zu den Ultras bleibt verhärtet. Und die Mannschaft wehrt sich nun auf ihre Weise.
Im „Kurvenecho“ zum Spiel gegen den VfB erklärten die Ultras zudem, dass sie „aufgrund des nicht wegzudiskutierenden Bruchs mit den Spielern“ auf optische Stilmittel wie Schwenkfahnen und Doppelhalter verzichten und „auch das Liedgut mehr dem Geschehen auf dem Rasen anpassen“ würden.
Was daran eine Strafe sein soll, dürfte Nicht-Ultras nur schwer vermittelbar sein. Die meisten Zuschauer jedenfalls empfanden den spielbezogenen und basisdemokratischen Support beim Spiel gegen die Stuttgarter eher als segensreich. Der Mannschaft dürfte es ähnlich ergangen sein.
Generell aber bleibt der Beziehungsstatus zwischen dem Klub und den organisierten Fans kompliziert. Es ist einiges vorgefallen in dieser Saison: Angefangen hat es mit dem unangekündigten Besuch der Ultras beim nicht-öffentlichen Training nach dem Pokal-Aus gegen Union und der Drohung, bei Bedarf die nächste Stufe zu zünden. Weiter ging es mit der Reaktion des Vereins, rechtliche Schritte zu prüfen, ehe das Ganze nach dem 1:4 im Derby vor zwei Wochen endgültig eskalierte.
Die Zündschnur auf beiden Seiten ist kurz, eine latente Gereiztheit ist immer noch deutlich zu spüren. Sportchef Fredi Bobic legte im Gespräch mit Dazn vor dem Spiel Wert auf die Unterscheidung zwischen der Gesamtheit der Hertha- Fans und „einer kleinen Gruppierung, die vielleicht mal das eine oder andere anders sieht“.
Auch Trainer Felix Magath äußerte Verständnis für seine Mannschaft und deren Weigerung, nach dem Spiel den Sieg gemeinsam mit den Fans in der Kurve zu feiern. „Ich denke, es ist so weit in Ordnung, dass die Spieler sich wehren“, sagte er. Zugleich aber äußerte er sich dialogbereit und sprach seine Hoffnung aus, dass sich beide Gruppen schon in den nächsten Tagen zusammensetzten, um die Differenzen aus der Welt zu schaffen: „Im letzten Heimspiel gegen Mainz wäre für mich eigentlich wieder Versöhnung angesagt.“ Nach dem Sieg gegen Stuttgart stehen die Chancen zumindest nicht schlecht, dass es dann wieder was zu feiern gibt.