Jürgen Klopp spaltet bei seinem Ruf nach mehr Pausen ein ganzes Land. Dabei dürfte mit Blick auf den Terminplan schon bald einigen das Lachen vergehen.
Vor einer Woche veröffentlichte die Sportschau eine Grafik. Unter der Überschrift „Fußball, jeden Tag Fußball“ war der Terminkalender für die deutschen Mannschaften bis Weihnachten abgebildet. Bundesliga, Champions League, Europa League und wieder: Bundesliga. Demnach haben die deutschen Fußballer bis zur Christmette mehr zu tun als so mancher Weihnachtself. Nur am 14. Dezember, einem Montag, wird es keinen Spitzenfußball mit deutscher Beteiligung geben – für alle, die nach einem Methadonprogramm suchen: die 2. und 3. Liga spielen selbstverständlich. Ein Facebook-Nutzer schrieb in den Kommentaren: „Johanna, wir können gerne am 14.12 was unternehmen (Lachsmiley)”.
Darüber lachen kann Jürgen Klopp, der Grinsemann unter den deutschen Trainern, schon längst nicht mehr. Ihm treibt das Mammutprogramm eher die Zornesröte ins Gesicht. Vor zwei Wochen, nach einem 3:0‑Sieg über Leicester City, kam es dabei zu einem derartigen Gefühlsausbruch, dass der übertragene Sender Sky entschied, das Interview mit Liverpools Coach gar nicht länger über die eigenen Kanäle auszuspielen.
Denn er stand dort, wie er immer dort steht, mit Kappe und in dicker Winterjacke, sprach davon, dass seine Mannschaft unglaublich gespielt habe. Soweit, so normal. Dann drehte sich das Gespräch. „Wenn weiterhin am Mittwoch und Samstags um 12.30 Uhr gespielt wird, bin ich mir nicht sicher, ob wir die Saison mit elf Mann beenden”, erklärte Klopp, „aber ich weiß: Es interessiert euch nicht.”
Das gesamte Interview über eine Länge von mehr als acht Minuten behandelte auch den vermeintlichen Unwillen der britischen TV-Sender, die Spielpläne zugunsten der vielbelasteten Akteure anzupassen, und die erschöpften Kadergrößen englischer Top-Teams. Es beinhaltete interessante Stellen, zum Beispiel, als Jürgen Klopp klarmachte, dass ein Teil seiner Ersatzspieler, die für verletzte Spieler wie Virgil van Dijk auflaufen könnten, „Kinder” seien. Im Grunde aber war es nur der nächste Höhepunkt einer Diskussion, die die Schlagzeilen auf der Insel aktuell bestimmt.
Auf der einen Seite stehen dabei die Trainer und Spieler der englischen Top-Teams, die sowohl in der Liga als auch in internationalen Wettbewerben gefordert sind und außerdem, im Fall der Spieler, zu Länderspielen abgestellt werden müssen. Mit Folgen, die eigentlich absehbar sind: So musste Liverpools James Milner in der 74. Minute gegen Brighton verletzt ausgewechselt werden, nachdem der Mittelfeldspieler im Begriff war, sein drittes Spiel innerhalb von sechs Tagen zu bestreiten. Probleme, die auch Trainer wie Pep Guardiola („Ein Desaster“) oder United-Coach Ole Gunnar Solksjaer ansprachen.
Im Zentrum aber steht Jürgen Klopp. Der nach der Auswechslung von Milner ein weiteres bemerkenswertes Interview bei BT Sports führte und dabei unter anderem dem Reporter seine Glückwünsche für diese Verletzung aussprach – weil sein Arbeitgeber das Spiel auf einen, aus Sicht von Klopp, zu frühen Zeitpunkt gelegt habe. Spätestens seit dieser Aussage sind die Lager in Englands Sportpresse gespalten. Kritiker halten Klopp und Kollegen vor, zu egoistisch zu argumentieren. Die wiederum erklären, was sich aus ihrer Sicht ändern müsse. Zu allererst: Die Rückkehr von drei zu fünf Wechseln während einer Partie. Vor der Saison hatten sich die Premier-League-Klubs nicht auf ein Fortbestehen der Fünf-Wechsel-Regel einigen können. Vor allem vermeintlich kleinere Klubs wie Sheffield United oder Aston Villa hatten sich klar gegen fünf Wechsel positioniert.