Die Hoffnung stirbt zuletzt. Köln, eigentlich schon so gut wie abgestiegen, glaubt noch an den Klassenerhalt. Dafür muss im rheinischen Derby gegen Gladbach aber unbedingt ein Sieg her. Ob das was wird? Wir haben den ultimativen Test gemacht.
Die Stimmungslage
In Köln spielten sie eine Hinrunde in die Statistik, die sich wie ein einziger Aschermittwoch ausnimmt. Ein Sieg in 17 Spielen, sechs Punkte und 10:32 Tore – Kölle am Arsch. Mit einer solchen Bilanz wandert man normalerweise direkt ins Dschungelcamp ein. Der Effzeh aber darf sich weiter in der Bundesliga versuchen. Als Nischenprodukt unter „H“ wie Hoffnung. Und was soll man sagen? Die verrückten Karnevalisten vom Rhein hoffen tatsächlich noch immer auf Artikel drei ihres ganz eigenen Grundgesetzes: „Et hätt noch emmer joot jejange.“
Zumindest wenn man einer aktuellen Umfrage des Kölner Powerblattes „Express“ glauben darf, wonach 43 Prozent aller Wahlbeteiligten befinden: „Der FC startet eine Aufholjagd und rettet sich!“ Was nur unwesentlich unter den 48 Prozent jener Stimmen liegt, die da meinen: „Der FC spielt ordentlich, aber es reicht nicht.“ Mit zehn Prozent auf dem letzten Rang des Votings: „Der FC wird abgeschlagen ins Unterhaus absteigen.“ Dass die Ergebnisse der Umfrage in der Summe 101 Prozent ergeben, zeigt: Die Anhänger des Effzeh sind bereit.
Platz sechs und Tuchfüllung zu den Champions-League-Plätzen. In Mönchengladbach herrscht durchweg gute Laune. Mal abgesehen von den Unstimmigkeiten, die sich zum Ende der Hinrunde zwischen Teilen des Publikums und Sportdirektor Max Eberl auftaten. Der angesichts vereinzelter Pfiffe gegen die eigene Mannschaft von Fassungslosigkeit heimgesucht wurde: „Diese Fans – so ein Scheißdreck! Solche Arschlöcher! Dann sollen sie zu Bayern München oder PSG gehen. Oder zu Hause bleiben.“ Wer jemals länger als eine Minute in Mönchengladbach weilte, wird wissen: Gemeinheit.
Trotzdem: 1:0 für Borussia
Die Personalsituation
Ja ja, das Lazarett lichtet sich so allmählich. Vor allem von der Rückkehr Jonas Hectors verspricht man sich so einiges. Und ja ja, mit Simon Terodde kam ein Stürmer, der zumindest in der zweiten Liga alles in Grund und Boden geschossen hat. Und so nah, wie sich die Kölner derzeit an der Grenze zu eben jener zweiten Liga bewegen, sollte einem erfolgreichen Engagement des Neuzugangs aus Stuttgart nichts im Wege stehen.
Aber natürlich geht in Sachen Personal eigentlich nichts über Trainer Stefan Ruthenbeck. Der hat in den fünf Spielen unter seiner Führung immerhin einen Sieg und mithin 0,60 Punkte pro Partie eingefahren. Was hochgerechnet auf die 17 Spiele der Rückrunde 10,2 Punkte bedeuten würden. Was wiederum, großzügig aufgerundet, denn man muss auch mal gönnen können, zwei Mal so viele Punkte wären wie in der Hinrunde. Zwei Mal so viele Punkte! Schafft Jupp Heynckes niemals.
Auch in Gladbach war die Reha-Abteilung des Klubs in der Hinrunde zuweilen gefühlt besser gefüllt als der Trainingsplatz. Und trotzdem hatte man stets den Eindruck, die erste Elf der Borussia könne sich trotz allem noch ganz gut sehen lassen. Zumal selbst eher perspektivisch verpflichtete Spieler wie Mickaël Cuisance, László Bénes oder Reece Oxford erstaunlich stark aufspielten.
Der Engländer ist in Sachen Personalsituation dann auch gleich das große Aber. Denn nachdem er sich zum Ende der Hinrunde in die Herzen der Fohlen-Fans spielte, rief ihn sein Heimat-Verein dank einer Klausel im Leihvertrag zurück nach London. Seither wird um eine fixe Verpflichtung und jede Menge Geld gefeilscht.
Luxusprobleme, deshalb: 2:0 für Borussia.