Die Fans des BFC Dynamo sind im ganzen Land berüchtigt. Kein Wunder, wenn man man die Geschichte der Fankurve näher beleuchtet.
Die Geschichte der Fans des BFC Dynamo, des Rekordmeisters der DDR, des Hauptstadtklubs und des Lieblingsvereins von Stasi-Chef Erich Mielke, ist weinrot und schwarzweiß zugleich. Denn wer heute von den BFC-Fans berichtet, erzählt entweder gern von den blutrünstigen Hooligans, die sich Straßenschlachten mit gegnerischen Fans oder der Polizei liefern. Oder von zu Unrecht in Verruf geratenen und vom Staat schikanierten Kerle, die ihr Herz doch eigentlich am richtigen Fleck tragen. Für Zwischentöne war in den letzten Jahren wenig Platz. Wie überhaupt schon die Verortung der Fankurve Probleme bereitet. Ist die Gegengerade im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark gemeint, auf der sich derzeit vieles, was es an weinroten Fans gibt, wild und weitläufig mixt? Oder der Nordwall im Sportforum Hohenschönhausen, wo sich die meisten Anhänger in den Sechzigern und Neunzigern tummelten? Oder doch die Haupttribüne, auf der sich seit jeher und auch heute noch das Dritte-Halbzeit-Klientel sammelt?
Vielleicht muss das alles so vage bleiben bei einem Klub und seinen Fans, der so viele Umbrüche erlebt hat wie kaum ein zweiter deutscher Fußballverein der Nachkriegszeit. Der SC Dynamo Berlin wurde zum BFC Dynamo, dann nach der Wende zum FC Berlin und schließlich wieder zum BFC Dynamo. Dann die sportliche Heimat: vom Sportforum Hohenschönhausen in den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark und wieder zurück, nur um 2014 doch wieder im Prenzlauer Berg zu landen. Oder das Image: vom Stasiklub zum berüchtigten Verein mit rechten Schlägern im Block. Oder die sportliche Relevanz: vom verhassten Rekordmeister zur regionalen Randerscheinung.
In der Frühzeit spielte der Klub nur eine Nebenrolle im Berliner Fußball. Bis die Konkurrenz von Vorwärts Berlin 1971 nach Frankfurt/Oder delegiert wurde. Kurz darauf zog der BFC, 1966 aus dem SC Dynamo Berlin hervorgegangen, erstmals dauerhaft vom Sportforum in den Jahn-Sportpark und stieg umgehend zur sportlichen Nummer eins der Stadt auf. Schon in der Saison 1975/76 strömten zu den Heimspielen im Schnitt 16 538 Zuschauer.
Der erste DDR-Meistertitel wurde 1978/79 gefeiert, doch noch gab es wenige Fans, die auch auswärts mitfuhren. Touren nach Leipzig und Dresden waren kein Zuckerschlecken. Ostberliner waren von Haus aus landesweit unbeliebt, schon wegen der Privilegien wie Apfelsinen, Amiga-Platten und Klamotten. Dabei sahen die Fans beim BFC aus wie vielerorts. „Alles lange Haare, Trenchcoats, Ledermäntel, Ledermützen, Flickenjeans und Tramper. Das waren Hippies“, erinnert sich BFC-Fan Willy in Frank Willmanns fabulösem Buch „Stadionpartisanen“.
Ende der Siebziger kamen verstärkt Kutten auf, verziert mit Aufnähern zahlreicher Bundesligisten. Mit dem Staat hatten auch die meisten BFC-Fans herzlich wenig am Hut. Viel wichtiger war ihnen, aufzubegehren, ihr eigenes Ding zu machen, aus dem Alltag auszubrechen und auch mal die Sau rauszulassen. Treffpunkt war schon in den späten Siebzigern das SB-Restaurant am Alex. „Dort gab es das legendäre Rangerfrühstück, Brötchen mit Aufstrich“, so Willy.
Unter dem Fernsehturm wurde nach Gästefans Ausschau gehalten, gerne aus Sachsen, im Anschluss ging es geschlossen zum Jahn-Sportpark oder zum Stadion der Weltjugend in Mitte, wo FDGB-Pokalendspiele und die Derbys gegen Union ausgetragen wurden. Abgrenzung war wichtig. „Bei Union waren in den Achtzigern noch viele Leute mit langen Haaren und Parker unterwegs.“ erinnert sich Anhänger Daniel in den „Stadionpartisanen“ und konstatiert. „Ist schon ein Unterschied, ob man sich mit Trampern oder mit Stahlkappenstiefeln gegenseitig in den Arsch tritt.“