Eigentlich wollten wir nur wissen, ob gerade überhaupt Fußball gespielt wird. Dann stießen wir auf die 1. Qualifikationsrunde der Champions League. Und Vereine voller kleiner Geschichten und wunderbarer Namen.
Víkingur Gøta – KF Trepça’89 2:1 / x:x
Auf Eysturoy liegt der Slættaratindur, der mit einer Gesamthöhe von 882 Metern der höchste Berg der Färöer-Insel ist. Klar, dass die Bewohner hoch hinaus wollen. Leider fehlt Víkingur Gøta bisher die Abkürzung „SG“ für Spielgemeinschaft, denn der Klub entstand 2007 aus der Fusion von GÍ Gøta und LÍF Leirvík und bereits ein Jahr später feierten die Wikinger den Sieg des färöischen Pokals. Vikingur bedeutet im Färöiisch nämlich Wikinger. Oder Spielgemeinschaft. So genau wissen wir das nicht.
Das oft so wichtige Auswärtstor ist jedoch den Kosovaren von KF Trepça im Hinspiel gelungen. Nächste Woche wird in Mitrovica angepfiffen. Im südlichen Mitrovica, denn ein Fluss trennt die Stadt in Serben und Kosovaren . Wichtig ist deshalb die gewissenhafte Unterscheidung des KF Trepça mit dem FC Trepča, dem serbischen Stadtklub aus dem sich die Kosovo-Albaner nach dem Krieg 1999 abgespalten hatten.
Hibernians Football Club – FC Infonet Tallinn 2:0 / x:x
Der Gewinner von Spiel Zwei erhält in der nächsten Runde, oder wie es die Uefa nennt: FC Salzburg. Kenner des internationalen Fußballs ist der Hibernians Football Club natürlich längst kein Unbekannter mehr. Schließlich spielten die Malteser seit 1961 ganze 35 Mal im europäischen Wettbewerb. Meist schied der Klub, der 1946 mit dem Verein „Little Rainbows“ fusionierte und einen gewaltigen Pfau im Wappen hat, in der ersten Runde aus. Größter Erfolg in den letzten Jahren, neben zahlreichen maltesischen Meisterschaften, ist deshalb der 2:1‑Sieg gegen Maccabi Tel Aviv in der zweiten Qualifikationsrunde. Das Rückspiel endete 1:5.
Ob kommende Woche tatsächlich im Stadion von FC Infonet Tallinn gespielt werden kann, ist fraglich. Das Stadion des estnischen Meisters mit dem Namen „Lasnamäe kergejõustikuhalli kunstmuru“ fasst nur 200 Plätze. Gut, viel mehr Zuschauer dürften dem Spiel auch nicht beiwohnen. Vermutlich wird aber der Stadtrivale und derzeitige Tabellenführer FC Flora Tallinn sein 9.692-Stadion zur Verfügung stellen. Namenstechnisch ohne Rückstand: die A. Le Coq Arena.
FC Alaschkert Martuni – FC Santa Coloma 1:0 / x:x
Die Organisation der Reise zum FC Santa Coloma dürfte für die Armenier aus Martuni kein Problem darstellen. Immerhin gehört dem Präsidenten und Vereinsgründer Bagrat Navoyan eine Reiseagentur. Der Mann hat den Verein seit 2011 auf die Spur gebracht und seit dem Aufstieg 2013 bereits zu zwei Meisterschaften geführt. Bisher scheiterte FC Alaschkert Martuni immer in der zweiten Qualifikationsrunde (Gegner: FK Qairat Almaty und Dynamo Tiflis). In diesem Jahr soll alles anders werden. Vielleicht hilft Mittelfeldspieler Artak Grigoryan, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schauspiellehrer und Autor des Buches „Katharsis: ein Manifest für das Theater?“
Gegen Martuni hat der FC Santa Coloma noch eine Rechnung zu begleichen. Schließlich verlor der andorranische Meister im vergangenen Jahr das Rückspiel mit 0:3 und schied aus. Dabei dachte man in Coloma, dass die Armenier ihnen liegen. Schließlich gewannen die Andorraner vor zwei Jahren zum ersten Mal nach zehn Versuchen eine Qualifikationsrunde gegen FC Banants Jerewan – aus Armenien. Aber wie mahnte noch der Lehrer im Stück von Max Frisch? Richtig, „Fluch nicht auf die Andorraner, du selbst bist einer“. Soviel dazu.
The New Saints – Europa FC 1:2 / x:x
Tradition und Kommerz sind nirgends derart schwefelpechartig miteinander vereint, wie in Wales beim The New Saints Football Club. Schließlich besteht der Verein aus der Fusion der zwei Vereine Total Network Solutions Llansantffraid FC, der 1996 seinen Namen für 250.000 Pfund an eine IT-Firma verscherbelte, und Oswestry Town, einem der ältesten Fußballvereine der Welt. Mittlerweile ist The New Saints sechsmal in Folge walisischer Meister geworden und hat im vergangenen Winter den jahrzehntealten Rekord von Ajax Amsterdam von 27 Pflichtspielsiegen in Folge verbessert. G
anz anders hingegen Europa FC, ein Amateurverein aus Gibraltar, das wirklich unbeschriebene Blatt des Wettbewerbs, das das Hinspiel trotzdem mit 1:2 gewann. Nimm das, Kommerz!
Linfield FC – SP La Fiorita 1:0 / x:x
„Den Tapferen hilft das Glück!“, steht im Lateinischen als Wahlspruch auf dem Logo des Linfield FC. Und so gesehen müssen die Jungs aus Nordirland tapferer sein, als eine Horde Römer im Angesicht von Obelix (Fun Fact: genau an dieser Stelle wird das Zitat übrigens auch verwendet), denn kaum ein anderer Fußballverein hat mehr Titel gewonnen als Linfield. 200 Pokale. Darunter 52 (nord-)irische Meisterschaften, 43 (nord-)irische Pokalsiege, drei gesamtirische Pokale, 20 City Cups, 31 Gold Cups, 15 Ulster Cups, ganze 43 County Antrim Shields und nicht zu vergessen den Budweiser Cup (1) und drei Coca-Cola-Trophäen.
SP La Fiorita, Meister der san-marinesischen Fußballliga, wird sich also ordentlich strecken müssen, um den 0:1‑Rückstand aus dem Hinspiel wettzumachen. Fünfmal stand der Verein bisher in einer Qualifikationsrunde zum Europapokal und verlor alle zehn Spiele. Besonders schmerzlich: Das 0:7 im Rückspiel gegen FC Levadia Tallinn und das Gesamtergebnis von 1:10 gegen den FC Vaduz – immerhin lichtensteinischer Meister. Und da kann man wirklich mal verlieren.