Florian Kohfeldt hat Werder wieder auf Kurs gebracht. Im großen Interview für die aktuelle 11FREUNDE #208 erklärt er, weshalb er nicht 14 Jahre Bremen-Trainer sein wird. Und warum er trotz anfänglicher Zweifel von Max Kruse der unangefochtene Chef in der Werder-Kabine ist.
»Wovor ich Respekt habe, ist, dass sich mein Verhältnis zu dieser Stadt, in der ich seit fast zwanzig Jahren lebe, verändern könnte, weil es sportlich nicht mehr läuft. Sprich: Dass ich durch den Job ein Stück Heimat verlieren könnte.«
»Die ruhige Werder-Welt von einst gibt es nicht mehr. Auch wir haben hier zwei Internet-Portale mit gefühlt 40 Reportern, die rund um die Uhr berichten. Dazu alle anderen großen Medien. Ich bin skeptisch, dass ich in dieser Gemengelage 14 Jahre überstehe.«
»Es heißt ja öfter, der Kohfeldt lässt die Spieler mitreden. Aber ich habe den Mannschaftsrat festgelegt und den Kapitän bestimmt. Da hatte niemand mitzureden. Und bei mir räumen – ganz old-school-mäßig – auch immer die fünf jüngsten Spieler nach dem Training den Platz ab und die Älteren können reingehen. Das schafft ein Klima von Respekt untereinander.«
»Ich bin Gerechtigkeitsfanatiker. In der fünften Klasse bin ich mal mitten im Sportunterricht abgehauen, weil ich der Ansicht war, die Lehrerin habe unser Basketballteam vorsätzlich verpfiffen.«
»Was ist denn typisch Torwart? Ich war zumindest nie ein Einzelgänger und hatte immer großes Interesse daran, wie Gruppen funktionieren. Und ich war auch kein Typ, dem es wahnsinnig Spaß machte, sich in zehn Leute rein zu schmeißen.«
»Ich habe sehr lange darauf hingearbeitet, Profi zu werden und es ist letztendlich daran gescheitert, dass ich nicht gut genug war. Ich kann mich noch nicht mal mit einer Verletzung rausreden.«
»Natürlich habe ich bei den Unterhaltungen mit Thomas Delaney oder Max Kruse gemerkt, dass die erst einmal schauen, wer da kommt. Die haben mir direkt oder indirekt zu verstehen gegeben, dass sie sich eigentlich einen Gestandenen gewünscht hätten.«
»Ich weiß noch, wie ich einmal mit meiner Frau eine Radtour an der Weser machte, aufs Stadion blickte und sagte: ›Mann, wäre doch Wahnsinn, da mal dabei sein zu können.‹«
»Was mit Viktor (Skripnik, d.Red.) passiert ist, gerade in den letzten Monaten seiner Amtszeit, hat mich beschäftigt. Viktor ist ein sehr guter Trainer und ein sehr starker Mensch, aber wie er am Ende unter den ausbleibenden Ergebnissen litt, hat mich sehr nachdenklich gemacht.«
»Wenn ich je einen Anflug von Zweifel hatte, dann nach der Heimniederlage gegen den FC Bayern. (…) In dem Match hatte ich das erste und einzige Mal das Gefühl, seit ich mit der Mannschaft arbeite, dass wir nicht unseren Fußball spielen.«
»Im Februar 2017 hatten wir in München mit 4:2 verloren, aber da stimmte die Haltung. Doch bei der Niederlage im Dezember konnte ich nicht mehr vollständig erkennen, wofür wir stehen. Es gibt immer Spiele, die von Faktoren entschieden werden, gegen die ein Team machtlos ist. Wichtig aber ist, dass man nie seine Haltung verliert.«
Das gesamte Interview mit Florian Kohfeldt lest ihr In der aktuellen 11FREUNDE #208.