Schalke rutscht ab, Bayern rollt weiter und Freiburg tingelt in Richtung Europapokal. Der Abschluss der Hinrunde erzählte mehr Geschichten als weiland Astrid Lindgren. Hier kommen unsere elf Spieler des 17. Spieltags.
Christoph Metzelder
Eigentlich bereits als Altlast abgeschrieben, wurde Christoph Metzelder am Samstag Abend durch die letzte Wutreaktion seines Trainers Huub Stevens doch noch Teil des Schalker-Totalversagens. Nachdem Schalkes rechter Verteidiger Atsuto Uchida zum sechsten Mal in Folge von seinem Freiburger Gegenspieler überrannt wurde, nahm ihn Stevens stinksauer vom Feld und brachte Metzelder. Doch auch der Altmeister der Innenverteidung konnte dem kopflosen Schalker Haufen keine Sicherheit mehr geben, das dritte Gegentor muss er sich sogar ankreiden lassen. Nach dem Abpfiff bewies Metze dann aber, dass selbst in Zeiten des Jugenwahns Erfahrung ein wichtiges Gut sein kann und analysierte präzise: „Man merkt, dass wir in einer Scheißphase sind.“ Stimmt!
Timo Gebhart
Zu seinen Zeiten beim VfB Stuttgart galt Gebhart lange als Rohdiamant – leider schaffte es bisher kein Trainer, ihn bis zur Vollendung zu schleifen. Mittlerweile ist er in Nürnberg gelandet und mausert sich im Frankenland immer mehr zum zentralen Spieler. Gegen Bremen atzte Gebhart unermüdlich über das Feld, erzielte sogar zwischenzeitlich das 1:0 für den Club. Als er sich dann auch noch zum Hahnenkampf mit dem zwei Köpfe größeren Marco Arnautovic aufbaute, hatte Gebhart endgültig unser Herz erobert. Lässiger Kommentar von Sportschau-Mann Schlömer: „„Sie haben zwar den gleichen Frisurengeschmack, aber ansonsten gar nichts gemeinsam.“ Spricht das jetzt für Gebhart? Egal.
Jan Rosenthal
Wem wirklich langweilig ist, der sollte einmal die Homepage von Freiburgs Offensivallrounder Jan Rosenthal besuchen und auf den Bereich Privat gehen. Da zeigt sich der smarte Blonde mit ein paar Bikinischönheiten in der heimischen Sauna, fährt man mit dem Mauszeiger über sein Handtuch lüftet sich das Frotteestück ein wenig. In dieser Saison hingegen lüftet auch Rosenthal sein leicht angestaubtes Image des schlampigen Genies. Seine zwei Tore gegen Schalke 04 waren der Tintentrockner unter der Kündigung von Schalke-Coach Huub Stevens. Durch seine überragende Form hat „Rosi“ entscheidenden Anteil am Höhenflug der Freiburger. Doch damit nicht genug, mit einem Topspeed von 35.39 Km/h ist Rosenthal auch noch der schnellste Spieler der Hinrunde. Mehr geht nicht.
Josué
Der kleine, aber kantige Brasilianer Josué (VfL Wolfsburg) empfahl sich durch sein Kantigkeit für die Elf des Spieltags. Die Beweisführung lieferte er in der 16. Minute via Fuß. Genauer gesagt: Mit der offenen Sohle des selben in die Familienjuwelen von Frankfurt-Stürmer Olivier Occean, der zum Glück überlebte (Suspensorium?). Wolfsburg lag zu diesem Zeitpunkt schon mit 1:0 hinten, den Motivationsüberschuss von Josué belohnte Schiedsrichter Peter Gagelmann mit einer roten Karte. Besonders unerfreulich für die Wolfsburg-Fans: Als die Wölfe noch wegen der roten Karte lautstark aufheulten, führte Frankfurt den anschließenden Freistoß schnell aus und Takashi Inui traf zum 2:0. Zwei Tore Rückstand, 74 Minuten Unterzahl: Danke Josué, das sind ausreichend Argumente für einen Platz in der Elf des Spieltags.
Nicolai Müller
Nico Müller ist einer jener Spieler, die 99 Prozent der Fußballfans nicht auf der Straße erkennen würden. Was durchaus von Vorteil sein kann, wenn er mal ungeduscht und im dreckigen Jogginganzug einen Liter Milch einkaufen muss. Und auch in den Defensivreihen der Bundesliga scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass Müller ein richtig guter Stürmer ist. Uns so machte Müller in der Hinrunde fünf Tore, bereitete vier weitere Treffer vor und ist eines der Gesichter des Mainzer Höhenflugs. Wenn das so weiter geht, muss Müller bald auch im Supermarkt den Maßanzug anziehen müssen. Er wird es verkraften können.
Kevin Großkreutz
Kevin Großkreutz hat es in dieser Hinrunde bisher nicht besonders leicht. International fegen die Dortmunder um Götze, Reus & Co. durch Europa und werden dabei von der Presse gefeiert. Der Dortmunder Kultfigur war bis dato jedoch keine der Hauptrollen vergönnt. Zu stark ist die Konkurrenz im Mittelfeld, sodass schon über einen Wechsel in die Premier League spekuliert wird. In Hoffenheim durfte er mal wieder von Beginn an ran und erzielte am 17. Spieltag sein erstes Saisontor. Ob das als Aushängeschild für den FC Liverpool oder doch eher für den 1. FC Köln reicht?
Ken Ilsö
Ken Ilsös Traumfreistoß zum 2:1‑Sieg von Fortuna Düsseldorf gegen Hannover 96 war zwar der spielentscheidende Siegtreffer, aber dennoch bekam der Däne bei der Nominierung für die Elf des Spieltags scharfe Konkurrenz aus den eigenen Reihen: Team-Kollege Nando Rafael verhalf nämlich dem in der Mauer stehenden 96-Spieler Sérgio Pinto zu mehr Bodenständigkeit, indem er dem Portugiesen schlicht auf dem Fuß trat. Letztlich jedoch machte Ilsö durch seinen Auftritt in der Mixed Zone alles klar. Das lag nicht nur an der stilsicheren Hipster-Frisur, die der Däne bereitwillig zur Schau stellte, sondern vor allem an der Wertschätzung gegenüber dem Team-Kollegen Stefan Reisinger, der ihm vor dem besagten Freistoß sagte, dass er eh nicht treffen werden. Ilsö kommentierte: „Ich hab ihm gesagt: Halt die Schnauze! Dann habe ich das Ding reingemacht.“
Sejad Salihovic
Sejad Salihovic tippte vor der Begegnung mit Borussia Dortmund auf einen locker, flockigen 3:0 – Sieg für TSG Hoffenheim gegen den immerhin amtierenden Meister Borussia Dortmund. Endergebnis: 1:3‑Niederlage, Tippeinsatz weg, Relegationsplatz, Trainerwechsel endgültig ohne Wirkung. Die Eigenwahrnehmung des Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina war Sinnbild der Selbstüberschätzung des Sinsheimer Dorfvereins: Derartig ambitionierte Skandaltipps und Kampfansagen á la Tim Wiese („Ich wechsel zu einem Verein, der um die Meisterschaft mitspielt!“) werden natürlich großzügig goutiert mit einer Berufung in die Elf des Spieltags.
Paolo Guerrero
Hierzulande hat der Peruaner Paolo Guerrero in den letzten Jahren so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Erst bewarf er einen Fan mit einer Wasserflasche, dann lud er den Geschädigten zur Versöhnungsfahrt in seine Luxuskarosse ein. Dann verletzte er sich schwer und ging zur Reha nach Peru, wollte aber partout nicht zurückkommen. Die Begründung: panische Flugangst. Als er dann im letzten Jahr auch noch Stuttgarts Keeper Sven Ullreich mit einer Horrorgrätsche an der Eckfahne umnietete, war Guerrero den HSV-Fans nicht mehr vermittelbar. Der Frisurenfreak ging nach Brasilien zu Corinthians Sao Paolo und machte unter der Woche wieder von sich reden. Doch offenbar hat Guerrero am Zuckerhut das Fußballspielen wieder erlernt, denn er machte mit seinem Tor seinen neuen Klub zum Weltpokalsieger. Herzlichen Glückwunsch!
Klaus Allofs
Wer kennt sie nicht, diese diffuse Angst vor dem Unbekannten? Die Furcht vor dunklen Schattengestalten, die unsichtbar im Hintergrund ihr Unwesen treiben und insgeheim die Geschicke der Welt leiten. Illuminaten, Freimaurer und jetzt auch: Schiedsrichter. Die vermeintlich Unparteiischen verfolgten laut Allofs den Geheimplan, jeden Tritt in die Eier eines Gegenspielers (siehe Josue) mit einer roten Karte zu ahnden. Klaus Allofs, verschwörerisch nach dem Spiel: „Ich hatte den Eindruck, dass man da irgendetwas ausgleichen wollte.“ Vielleicht den Anschlag auf die Zeugungsfähigkeit von Olivier Occean?
Stefan Kießling
2012 war eindeutig das Kießling-Jahr, denn kein deutscher Stürmer traf in diesem Kalenderjahr häufiger als der Werkself-Angreifer. Dumm nur, dass Nationaltrainer Löw offenbar den Ort „Leverkusen“ nicht in seinem Navigationsgerät gespeichert hat. Auch am 17. Spieltag traf Kießling doppelt. Ob er Jogi ein neues Navi unter den Weihnachtsbaum legen lässt, ist allerdings nicht bekannt.