„DFB-Präsident Grindel verkauft die Amateure.“ Wegen solcher Aussagen soll Gerd Rathjen nach 26 Jahren im Ehrenamt gefeuert werden. Dabei ist er nicht einmal beim DFB angestellt.
Trotz dieser Kritik, die Rathjen ausschließlich über die Medien vermittelt, gerieten vor allem Rathjens Aussagen zu Grindel und weiteren Würdenträgern des DFB in den Mittelpunkt der Debatte, auf Grund derer sich schließlich sein Arbeitgeber, der BDFL zum Handeln gezwungen sah.
Und das obwohl der BDFL doch eigentlich unabhängig vom DFB ist. Der Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer, Lutz Hangartner, erklärt das Dilemma: „Wenn er das alles als Privatmann gesagt hätte, dann wäre es nicht unser Problem, aber er hat als Vertreter des BDFL Aussagen getroffen, die mit unserer Zuständigkeit für die Fortbildung nichts zu tun haben.“
„Sachliche Kritik hätten wir interne gern diskutieren können, aber diese harschen Töne unter der Gürtellinie sind inakzeptabel.“ Rathjen hingegen sieht das naturgemäß anders: „Wenn man etwas erreichen will, braucht man Medien und Schlagzeilen.“
Ein wichtiger Vertragspartner
Im Mai wurde Rathjen daher in die Hauptgeschäftsstelle des BDFL nach Wiesbaden bestellt. Für ihn ist klar, der DFB hat seine Finger im Spiel, möchte ihn ruhig stellen. BDFL-Präsident Hangartner bestreitet das. „Wir sind zwar vom DFB auf die Kritik angesprochen worden, aber ohne irgendwelche Forderungen nach Konsequenzen. Wir sind ein vom DFB unabhängiger Verband und hätten auch ohne den Hinweis unsere Maßnahmen eingeleitet.“
Dennoch, so Hangartner: „Der DFB ist ein für uns wichtiger Vertragspartner mit dem wir bisher ausgezeichnet kooperiert haben. Wir können und wollen nicht zulassen, dass durch eine solch unsachliche Kritik diese Partnerschaft gefährdet wird.“ Wenn es Rathjen also wirklich um mehr Geld für die Trainerausbildung ginge, wäre seine öffentliche Kritik nicht vielleicht kontraproduktiv?
Bitte um Rücktritt
Rathjen weigerte sich in Wiesbaden diese Kritik anzunehmen. Das Präsidium des BDFL legte ihm Nahe, seine Funktion im Vorstand „freiwillig“ niederzulegen und räumte ihm einen Monat Bedenkzeit ein.
Doch das Vorstandsmitglied sieht immer noch keinen Anlass für einen freiwilligen Rücktritt. Rathjen ist sich sicher: „Es gibt keinen Grund! Ich habe gegen keine Satzung verstoßen.“ Daher wird jetzt ein sogenanntes Ehrengericht prüfen, ob Rathjen im Verein bleiben darf.
Um was geht es hier also wirklich?
„Über inhaltliche und finanzielle Aspekte der Trainerausbildung sollte man mit dem DFB diskutieren“, sagt BDFL-Präsident Hangartner, „aber das ist ein Bereich für den wir nicht zuständig sind.“ Der Streit um Rathjens DFB-Kritik hat daher wohl vorerst keine Auswirkungen, schon gar nicht auf den Amateursport.