Im eigenen Haus bekommt der FC Bayern selten ein Problem. Es gibt sogar einen ausgesprochenen Lieblingsgegner: Hannover 96. In 26 Spielen mussten die Niedersachsen ganze 89 Gegentore schlucken, die Münchner kommen „dahoam“ auf einen Punkteschnitt von 2,71: 23 Siege, zwei Remis und eine Niederlage stehen zu Buche.
Im eigenen Haus hat der FC Bayern – abgesehen von Borussia Dortmund – selten ein Problem. Es gibt sogar einen ausgesprochenen Lieblingsgegner: Hannover 96. In 26 Spielen mussten die Niedersachsen ganze 89 Gegentore schlucken, die Münchner kommen »dahoam« auf einen Punkteschnitt von 2,71: 23 Siege, zwei Remis und eine Niederlage stehen zu Buche. Die datiert vom 8. November 2006. Der Schütze des goldenen Tores wird am Samstag rotgesperrt fehlen: Szabolcs Huszti (hier auf Tuchfühlung mit Hasan Salihamidzic).
Seit 2009 allerdings kassierten die Niedersachsen in sieben von neun Aufeinandertreffen mindestens drei Gegentore. Wir präsentieren: Die vier herbsten Niederlagen im Nachklapp.
März 2009, Bayern München – Hannover 96: 5:1. Was waren die Hannoveraner für zuvorkommende Gäste: Taten am 23. Spieltag einfach so, als würden sie drittklassig spielen. Und ließen den kriselnden FC Bayern, ohne seine Superstars Ribéry, van Bommel und Toni angetreten, Tor um Tor erzielen, damit Innovativ-Trainer Klinsmann doch bleiben kann. Uli Hoeneß ließ sich von so viel Anstand anstecken, wünschte in der Mixed Zone erstmalig ausnahmslos allen »einen schönen Abend noch« und schenkte Leih-Stürmer Landon Donovan zum Abschied eine Armbanduhr…
Geschenke hatte Hannover 96 zu Genüge verteilt: Nach der Führung durch Jirí Stajner in Spielminute 15 kassierten die Niedersachsen fünf Gegentreffer, vier davon per Kopf. Warum? Schauen Sie sich Steven Cherundolo stellvertretend für das niedersächsische Timing an. Innenverteidiger Christian Schulz, Torwart Robert Enke und Trainer Dieter Hecking sagten mit versteinerten Mienen Worte wie »anfängerhaft« oder »naiv«. Es fiel auch der Satz: »Das geht nicht.« Man wagt es kaum, zu widersprechen.
April 2010, Bayern München – Hannover 96: 7:0. Drei Tage vor dem Champions-League-Semifinale in Lyon hatte H96 gehofft, die Hausherren würden am 31. Spieltag Gnade walten lassen. Bayerns Trainer van Gaal, der einzig Holger Badstuber schonte, trat diese Hoffnung mit Füßen. Die Maßgabe, »hinten erstmal sicher stehen« zu wollen, war tatsächlich 20 Minuten von Erfolg gekrönt. Weil der FCB vier Hundertprozenter liegen ließ, Constant Djakpa einen Ribéry-Kopfball auf der Linie klärte und 96-Schlussmann Fromlowitz (der seine Meinung zum Spiel auf diesem Foto nicht verhehlen kann) einen Freistoß des später dreifach-erfolgreichen Arjen Robben sensationell über die Latte lenkte…
»Eine Torschussübung für Lyon« (Frankfurter Allgemeine Zeitung), »Die Orgie« (Berliner Zeitung), »Münchener Lach- und Schießgesellschaft« (Süddeutsche Zeitung): Nach dem 0:7 – neben Robben hatten Thomas Müller und Ivica Olic jeweils doppelt genetzt – hatten die Medien hymnische Schlagzeilen für die Bayern und Schelte für Hannover parat. »Nichts haben die gemacht nach vorn«, wunderte sich Olic, »nichts!« So ganz unkommentiert wollte Trainer Mirko Slomka das nicht lassen. »Wir haben offenbar zwei Gesichter«, verwies er indirekt auf den Sieg gegen den Zweitplatzierten Schalke aus der Vorwoche. Und wirkte bei seiner Analyse ähnlich hilflos wie sein Verteidiger Steven Cherundolo zuvor gegen Franck Ribéry und Arjen Robben. Der lieferte sodann auch den herzergreifendsten Ton des Nachmittags. »Das war meine schlimmste Niederlage«, schluzte der US-Amerikaner, zu diesem Zeitpunkt bereits elf Jahre im Profigeschäft tätig.
November 2012, Bayern München – Hannover 96: 5:0. Im Herbst zuvor hatte der FC Bayern seinen Vorsprung in der Meisterschaft unter anderem gegen Hannover verspielt, Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sah sich genötigt, vor diesem 13. Spieltag ein paar mahnende Worte an die Mannschaft zu richten. Die Anzeigetafel der Allianz Arena zeigte gerade die vierte Minute, als sich Neuzugang Javi Martínez die Panik seines neuen Obmanns zu Herzen nahm. Er leitete den 5:0‑Heimerfolg mit einem Fallrückzieher ein. Nicht eng genug am Mann stand – natürlich – Steven Cherundolo…
Die ganze Aktion fand Toni Kroos, der Martínez-Kontrahent im Mittelfeld, recht imposant und erhöhte per Seitfallzieher, bevor Ribéry, Dante und Mario Gomez nach dreieinhalbmonatiger Verletzungspause das nächste Hannoveraner Waterloo in der bayrischen Landeshauptstadt besiegelten. So sprach Mirko Slomka 42 Stunden nach dem letzten Abpfiff von »krassen individuellen Fehlern« und einem »Klassenunterschied«. Aufgrund des Europa-League-Spiels unter der Woche hatten die Niedersachsen eine recht kurze Regenerationszeit und mussten in den sauren Apfel beißen. Der schmeckte den Bayern umso süßer.
April 2013, Hannover 96 – Bayern München: 1:6. Im Zuge der »Heynckes-Abschiedstournee« schonte Bayern München neun Spieler der Stammelf. Und die 1B-Truppe schonte sich selbst. Nur das Hannoveraner Tornetz erwischte wieder einmal einen harten Nachmittag. Bayerns Mittelfeld penetrierte die als besonders heimstark bekannten Hannoveraner – obwohl oder weil Anatolij Tymoschtschuk und Emre Can mal wieder ran durften. 1:6 hieß es am Ende, der als Regisseur zweckentfremdete Joker Claudio Pizarro machte zwei Buden und legte zudem für Gomez und Ribéry auf…
Trotz der zusammengewürfelten Münchner Elf habe Hannover »mit jedem noch so kleinen Zweikampf große Schwierigkeiten gehabt«, klagte Coach Slomka. Er empfinde das als »sehr frustrierend«. Ein Urteil als roter Faden in Hannovers Bayern-Bilanz! Fortsetzung folgt am Samstag…