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Dieser Text erscheint im Rahmen unserer Koope­ra­tion mit dem Tages­spiegel.

Hansi Flick besitzt ein Faible für pla­ka­tive Sinn­sprüche und Kalen­der­weis­heiten. Das war bei ihm schon immer so.

Bei der Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaft 2014 zum Bei­spiel, als er dem Bun­des­trainer Joa­chim Löw noch als Assis­tent zur Hand ging, durfte Flick im Quar­tier am Atlan­ti­schen Ozean sogar ein Banner mit einer beson­deren Bot­schaft anbringen. Ein guter Anfang braucht Begeis­te­rung, ein gutes Ende braucht Dis­zi­plin“, war darauf zu lesen.

Das Ergebnis bestä­tigt den Trend

Gegen den Satz ist wenig ein­zu­wenden. Das haben nicht zuletzt die deut­schen Fuß­baller 2014 bei der WM in Bra­si­lien gezeigt: Sie fingen mit einem Gute-Laune-Sieg gegen Por­tugal das Tur­nier an und been­deten es im Finale gegen Argen­ti­nien dank großer Dis­zi­plin, vor allem in der Defen­sive, mit dem Gewinn des vierten WM-Titels.

Dass der Satz auch im Kleinen stimmt, vor allem der Teil mit der Dis­zi­plin, das hat die Natio­nal­mann­schaft am Mitt­woch in Al-Rayyan schmerz­lich erfahren müssen. In ihrem WM-Auf­takt­spiel gegen Japan führte sie bis eine Vier­tel­stunde vor Schluss gegen den Außen­seiter aus Asien mit 1:0.

Ein gutes Ende aber gab es nicht, son­dern eine ver­mut­lich fol­gen­schwere 1:2‑Niederlage. Weil sich das Team einige Fehler zu viel erlaubte. Wieder einmal, muss man leider hin­zu­fügen.

Zieht man die erste Halb­zeit des Spiels heran, in dem die Deut­schen deut­lich über­legen waren, und nimmt man noch die exzel­lenten Chancen hinzu, die Flicks Spieler zu Beginn der zweiten Hälfte gera­dezu fahr­lässig ver­strei­chen ließen, dann mag einen die plötz­liche Wende im Spiel seltsam anmuten. Weitet man aller­dings den Blick ein wenig, dann sieht die Ange­le­gen­heit schon ganz anders aus. Von unge­fähr kommt das alles nicht. Der Trend jeden­falls hat schon zuletzt nicht für die deut­sche Mann­schaft gespro­chen.

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Da ist es pas­siert: Takuma Asano trifft zum 2:1.

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Der Zauber des Anfangs ist ver­flogen

Was am Mitt­woch gegen Japan eska­lierte, das hat sich schon länger ange­deutet. Von zehn Spielen in diesem Jahr hat die Natio­nal­mann­schaft nur drei gewonnen; ohne Gegentor blieb sie ledig­lich vor einer Woche gegen den Oman und im März gegen Israel.

In beiden Fällen übri­gens allein mit viel Glück. Die Omaner trafen in der Schluss­phase das leere Tor nicht, die Israelis ver­schossen einen Elf­meter.

Der Zauber des Anfangs, den der Wechsel von Joa­chim Löw zu Hansi Flick auf der Bun­des­trai­ner­po­si­tion aus­ge­löst hat, ist erst einmal ver­flogen. Flick hat ohne Zweifel vieles richtig gemacht. Er hat eine klare Idee davon, wie er spielen lassen will, und die Mann­schaft folgt ihm. Aber auch Flick sieht sich inzwi­schen zuneh­mend mit Pro­blemen kon­fron­tiert, die schon seinen Vor­gänger Löw am Ende von dessen Amts­zeit begleitet haben.

Weniger Kalen­der­weis­heiten

Mit einer gewissen Sorg­lo­sig­keit zum Bei­spiel, die dieser Mann­schaft eigen ist und die sich sowohl vor dem geg­ne­ri­schen Tor zeigt als auch bei der Ver­tei­di­gung des eigenen. Indi­vi­du­elle Fehler seien es gewesen, für die wir heute gebüßt haben“, sagte Flick nach der Nie­der­lage gegen die Japaner.

Nicht zum ersten Mal war das so. Die Behar­rungs­kräfte inner­halb dieser Mann­schaft sind offenbar erstaun­lich groß. Um dagegen anzu­gehen, braucht es jeden­falls mehr als pla­ka­tive Sinn­sprüche und Kalen­der­weis­heiten.