Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

11FREUNDE am Morgen

ist unser neuer News­letter. Pünkt­lich um 7 Uhr mor­gens ver­sorgt euch Chef­re­dak­teur Philipp Köster an jedem Werktag mit den wich­tigsten Nach­richten des Fuß­ball­tages. Hier könnt ihr abon­nieren.

Danish Dyna­mite. In einem der packen­densten Spiele der EURO 2021 hat ges­tern Abend Däne­mark Russ­land im Kopen­ha­gener Parken mit 4:1 abge­schossen und den Einzug ins Ach­tel­fi­nale geschafft – mit nur einem Sieg aus drei Spielen und trotzdem auf kuriose Weise sou­verän. Die Aus­gangs­lage war dabei für die Dänen klar gewesen: Um sich trotz der beiden Nie­der­lagen gegen Finn­land und Bel­gien doch noch weiter zu mogeln, musste ers­tens das eigene Spiel gegen die Russen gewonnen werden und zwei­tens Kon­kur­rent Finn­land gegen den bereits qua­li­fi­zierten Grup­pen­ersten Bel­gien ver­lieren. Doch die Aus­sicht, doch noch im Tur­nier bleiben zu können, schien den Dänen zunächst schwere Beine zu machen. Ein unan­sehn­li­cher Abnut­zungs­kampf begann, den erst Dams­gaard (38.) mit einem wun­der­schönen Weit­schuss ins rechte Toreck been­dete.

Mit Beginn der zweiten Hälfte war es dann plötz­lich, als sei der Kampf­geist der 84er und 92er in diese Mann­schaft gefahren. Immer wieder ange­trieben von ARD-Kom­men­tator Tom Bartels, der das Neu­tra­li­täts­gebot sehr frei aus­legte und sich bei jeder ver­ge­benen Chance der Dänen bei­nahe zu ent­leiben schien, gelang Poulsen (59.) die Vor­ent­schei­dung, als er einen kuriosen rus­si­schen Rück­pass erlief und mühelos zum 2:0 traf. Was den rus­si­schen Natio­nal­coach Tschertschessow derart in Rage brachte, dass er fortan an seiner Trai­ner­bank auf alles trat, was sich bewegte. Sogar der 4. Offi­zi­elle schien Angst zu haben, vom grim­migen Trainer die Aus­wech­sel­tafel über den Kopf gezogen zu bekommen. Der­weil tobten die 25000 däni­schen Fans und mussten sich fortan ent­scheiden: ent­weder die eigene Mann­schaft anzu­feuern, oder aufs Smart­phone zu lugen, wann end­lich die Bel­gier gegen die Finnen treffen würden. Was dazu führte, dass um die 75. Minute herum der Parken end­gültig explo­dierte. Denn in St. Peters­burg wurden gleich zwei bel­gi­sche Tore ver­meldet, wäh­rend in Kopen­hagen die Dänen aus allen Lagen aufs rus­si­sche Tor bal­lerten und am Ende durch zwei wei­tere Treffer von Andreas Chris­tensen (79.) und Joakim Mähle (82.) gewannen.

Natür­lich wurde der Sieg hin­terher als sport­liche Gruß­adresse an den feh­lenden Star Chris­tian Eriksen inter­pre­tiert, der nach seinem Zusam­men­bruch im ersten Spiel gegen Finn­land inzwi­schen mit einem frisch ein­ge­setzten ICD-Herz­schritt­ma­cher aus dem Kran­ken­haus ent­lassen wurde und der letzten Freitag das Team besucht hatte. Doch Vor­sicht mit der derlei bou­le­var­desken Pro­jek­tionen. So platt, wie ges­tern im TV über den dra­ma­ti­schen Zwi­schen­fall als Moti­va­ti­ons­hilfe fürs däni­sche Team gespro­chen wurde, erschien er plötz­lich schon so anek­do­tisch wie etwa der McDo­nalds-Besuch der 92er-Euro­pa­meister. Und das muss nicht sein.

Der, den sie brauchen Über die sensationelle Leistung von Robin Gosens

Robin Gosens ist der ein­zige deut­sche Spieler, der nur über Umwege im Pro­fi­fuß­ball und gegen jede Wahr­schein­lich­keit im EM-Kader von Jogi Löw gelandet ist. Aus­ge­rechnet er begeis­tert beim 4:2 gegen Por­tugal ganz Europa. Kein Wunder.

Zitat des Tages

Es war ein Tur­nier, von dem wir dachten, dass wir es sehr gut vor­be­reitet haben. Viel­leicht haben wir zu viel gewollt. Wir ent­schul­digen uns bei unserem ganzen Land. Es war pein­lich von uns.“

Torjäger Burak Yılmaz kann einfach nicht fassen, dass die Türkei nach drei verlorenen Vorrundenpartien schon jetzt nach Hause fahren muss.

Der Preis des Ruhms

Das hat er sicher nicht gewollt. Vor ein paar Tagen war Außen­ver­tei­diger Robin Gosens für breite Bevöl­ke­rungs­s­schichten noch einer dieser vielen jungen Natio­nal­spieler wie Klos­ter­berg und Hals­ten­dorf, deren Namen man sich nie merken kann. Plötz­lich jedoch ist der Ver­tei­diger mit seinem Kampf­geist und seiner Begeis­te­rung ein Natio­nal­held. Sein Name füllte ges­tern alle Gazetten, seine erfri­schende Art wurde lan­des­weit als ange­nehmes Kon­trast­mittel zu den oft asep­ti­schen Auf­tritten seiner Kol­legen gerühmt. Der Hype um Gosens zei­tigt inzwi­schen aller­dings unschöne Kol­la­te­ral­schäden. So ver­öf­fent­lichte Robin Koch ges­tern ein Video, in dem eine Gruppe Natio­nal­spieler gaaanz locker-flo­ckig den gru­se­ligen 90er-Hit What´s up“ der 4 Non Blondes“ nach­klampfte und gottlob vor Stairway to heaven“ die Kamera aus­schal­tete. Und dann wid­mete sich auch noch der irr­lich­ternde Zer­ha­cker Franz-Josef Wagner in seiner untoten Kolumne dem jungen Robin Gosens. Uns tut das alles ein­fach sehr leid.

Imago1002280764h
imago images

Kein Regen­bogen

Die UEFA sagt nein. Seit län­gerer Zeit hatten Akti­visten und Pro­mi­nente, aber auch der Münchner Stadtrat dafür geworben, anläss­lich des letzten Grup­pen­spiels der Deut­schen gegen Ungarn die Allianz Arena in Regen­bo­gen­farben erstrahlen zu lassen. Doch der euro­päi­sche Fuß­ball­ver­band unter­sagte die Aktion und bekam dafür auch Unter­stüt­zung von DFB-Pres­se­spre­cher Jens Grittner: Die UEFA gibt ein ein­heit­li­ches Sta­di­on­de­sign vor. Und es gibt gute Gründe, dieses ein­heit­liche Sta­di­on­de­sign auch zu leben“. So sehr uns die Sorge ums ein­heit­liche Sta­di­on­de­sign“ anrührt, so sehr kann aller­dings fest­ge­stellt werden, dass womög­lich auch ein kleines biss­chen eine Rolle gespielt hat, dass das Symbol des homo­se­xu­ellen Kampfes um Gleich­be­rech­ti­gung aus­ge­rechnet beim Spiel gegen Ungarn gezeigt werden sollte, einem Land, dessen auto­kra­ti­scher Herr­scher Viktor Orban gerade homo- und trans­phobe Gesetze durchs Par­la­ment peitscht. Eben jener Orban, auf den die UEFA im Ver­lauf des Tur­niers noch ange­wiesen sein wird, schließ­lich sollen in Buda­pest ersatz­weise die Final­spiele statt­finden, wenn die eng­li­sche Regie­rung dem VIP-Tross der UEFA nicht garan­tiert, ohne läs­tige Qua­ra­täne ein- und aus­reisen zu können. Was wieder einmal zeigt, dass es dem euro­päi­schen Ver­band jen­seits des Bestre­bens mög­lichst viel Geld aus dem Fuß­ball her­aus­zu­pressen, an jeder Form eines belast­baren Wer­te­ka­ta­logs fehlt, an dem er sich im Zwei­fels­fall fest­halten könnte. Gäbe es ihn und würde er öffent­lich kom­mu­ni­ziert, hätte sich auch ver­boten, dass ernst­haft Ermitt­lungen gegen Manuel Neuer auf­ge­nommen wurden, weil der auch gegen Por­tugal mit einer regen­bo­gen­far­benen Kapi­täns­binde auf­lief.

Schöne Plätze

Idylle auf 3100 Metern Höhe. Bürger der Repu­blik Tadschi­ki­stan sollten vor allem gute Berg­steiger sein. Das Land ist ein Hoch­ge­birgs­land. Fast die Hälfte des Staats­ge­bietes liegt auf einer Höhe von 3000 Meter und höher. So wie dieser schon etwas in die Jahre gekom­mener Fuß­ball­platz im Pamir-Hoch­land, der inmitten der Klet­terei zu einem kurzen Kick ein­lädt. Steig­eisen aber vorher bitte abschnallen.

Rät­sel­füchse

Nächste Runde. Heute suchen wir eine Mann­schaft, die die Gesetze der Fuß­ball­welt Mitte der Neun­ziger Jahre kurz­zeitig auf den Kopf stellte. Lösungen wie immer an philipp@​11freunde.​de. Ges­tern war natür­lich der legen­däre Adi-Preißler-Spruch: Grau ist alle Theorie – Ent­schei­dend ist auffem Platz!“ gesucht. Mit dabei waren unter anderem der IS, Theo Lingen, Rhode Island und das Plakat des Filmes Fame“.

Langsam wird´s kitzlig. Die tiefe Trauer dar­über, dass unser Tag nicht mehr von den drei Uhr­zeiten 15, 18 und 21 domi­niert wird, wird gedämpft durch den Final­cha­rakter der letzten Grup­pen­spiele. Heute stehen nur zwei Par­tien auf dem Spiel­plan: Kroa­tien-Schott­land (Tipp: 0:1) und Tsche­chien-Eng­land (Tipp: 0:3). Sollte es so kommen, könnten sich die Schotten als Grup­pen­dritter ins Ach­tel­fi­nale bug­sieren. Ich drücke jeden­falls sämt­liche ver­füg­bare Daumen.

Kommt gut in den Dienstag!

Philipp Köster