Die deutsche Mannschaft gewinnt gegen Portugal und ist selbst überrascht, wie viel Euphorie sie damit entfacht hat. Unser Newsletter „11FREUNDE am Morgen“ hat Antworten.
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So schnell kann’s gehen. Eben noch die größten Deppen der Nation, plötzlich kurz davor, bei Frank-Walter Steinmeier sich das Bundesverdienstkreuz anheften zu lassen. Das 4:2 gegen Portugal, erspielt mit teilweise begeisterndem Offensivfußball, hat die vielstimmige Kritik nach dem vergurkten Auftaktspiel gegen die Franzosen verstummen lassen und stattdessen eine Euphoriewelle durchs Land geschickt, die ganz offenkundig auch der Mannschaft und dem Coach ein bisschen suspekt war. Denn erreicht ist durch die drei Punkte noch gar nichts, erst ein bis drei Punkte aus dem letzten Gruppenspiel gegen die Ungarn ebnen den Weg ins Achtelfinale. Zudem hatten natürlich auch Löw und sein Trainerstab erkannt, dass der Sieg maßgeblich dadurch begünstigt wurde, dass die Portugiesen jede Verteidigung der Außenbahnen mit dem Anpfiff eingestellt hatten. Schon deshalb sorgte jede zweite Flanke, sofern sie nicht von Toni Kroos getreten wurde, für reichlich Gefahr im portugiesischen Strafraum. Doch es war nicht allein die Schwäche der Portugiesen, sondern auch eine stark verbesserte deutsche Elf, die es diesmal unbedingt wissen wollte. Von Beginn an war eine völlig andere Körpersprache erkennbar, allen voran bei Shootingstar Robin Gosens, der vor Tatendrang nahezu barst und nicht zufällig schon nach wenigen Minuten mit einer ansehnlichen Bruce-Lee-Sprungfigur das erste, leider abgepfiffene, Tor für die deutsche Elf erzielte. Aber auch sonst waren manche Spieler gar nicht wiederzuerkennen. Kai Havertz, der gegen Frankreich noch über den Platz geschlichen war wie das häufig lustlose Sanostolkind, sprühte vor Spielwitz und Torhunger. Und Serge Gnabry, der noch gegen Frankreich vornehmlich Gegenspieler am Strafraumeck umzingelte, war ein ständiger Brandherd im portugiesischen Strafraum. Das alles reichte für ein 4:2 und Platz 2 in der Tabelle. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Und dann gewinnt Deutschland auch noch mit 4:2 gegen Portugal. Weil die Außenbahnspieler machen dürfen, was sie wollen und Portugals Schwächen zum Vorschein kommen. Der zweite Spieltag der EM in der Podcast-Analyse
„Wir sind müde und stolz!“
30 Sekunden Zeitverschiebung. Zwei Haushalte sehen das Spiel der Elftal, aber die Herren im ersten Stock bekommen das TV-Bild eine halbe Minute früher zu sehen, als die streamende Crowd unten im Garten. Also simulieren sie bei einer vergeigten niederländischen Torchance einen Treffer und stürzen die Gartenbelegschaft in ein Wechselbad der Gefühle.
Klar formuliert. Es wird ja immer viel über den Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft debattiert, selten aber so erhellend. Wir suchen heute den feingeistigen Aphorimus eines Fußball-Theoretikers, der wie wenige andere Philosophen die ganze transzendentale Tiefe des Fußballspiels ausleuchtete. Lösungen bitte an philipp@11freunde.de. PS: Gesucht war letztes Mal die Standardsituation (bisschen peinlich aber das überflüssige „T“, das Uta Ranke-Heinemann ins Lösungswort einbrachte). Die Gewinner der letzten Woche: Malte Dürr (Gelsenkirchen) und Toni Massaq (Leipzig). Was die genau gewonnen haben, muss ich nochmal nachschauen.
Robin Gosens ist der einzige deutsche Spieler, der nur über Umwege im Profifußball und gegen jede Wahrscheinlichkeit im EM-Kader von Jogi Löw gelandet ist. Ausgerechnet er begeistert beim 4:2 gegen Portugal ganz Europa. Kein Wunder.