Uwe Neuhaus verrät, warum in Dresden auch mal der Capo in der Kabine steht, wie er sich in seiner Trainerlaufbahn geändert hat und warum Intelligenz im Fußball nicht immer hilft.
Wattenscheid, Dortmund, Essen, Union und jetzt Dynamo. Beim Blick auf ihre Trainerstationen fällt auf, dass sie ausschließlich für Traditionsvereine gearbeitet haben. Hätte man nicht bei einem Club mit einem potenten Sponsor dahinter das deutlich entspanntere Leben?
Man kann schon sagen, dass mir diese Traditionsvereine liegen, weil ich, glaube ich, ein ehrlicher Arbeiter bin. Ich komme aus dem Pott, das passt natürlich zusammen, aber aussuchen kann man sich das nicht. Wenn ich die freie Wahl hätte, würde ich aber immer zu einem Traditionsverein gehen, weil mich dieser Fußball mit Herz und Seele viel mehr reizt. Die Leute ticken einfach anders, leben das Ganze. Hier im Osten habe ich natürlich die beiden Sahnevereine erwischt.
Sie haben sich im Rückblick auf ihre Zeit bei Union selbst als „bärbeißig“ und „verschlossen“ bezeichnet. Haben Sie da eine Entwicklung durchgemacht?
Na warten Sie mal ab. (lacht) Nein, man muss dort die Entwicklung sehen, dass einige Reporter dort schon in der Oberliga mit dabei waren, mit auf dem Trainingsplatz standen und teilweise die Mc Donald’s‑Tüten bei den Spielern im Auto gesehen haben. Wir mussten das professioneller gestalten und das führt dann natürlich zu Reibereien. Ich muss allerdings zugeben, dass ich diese auch manchmal gesucht habe. Da kam eine blöde Frage und ich bin direkt an die Decke gegangen, kann ich aber jetzt nicht mehr zurückdrehen.
Sie haben nach ihrem vorzeitigen Abschied bei Union dann ein unfreiwilliges Sabbatical eingelegt, reflektiert man dann sowas?
Das mache ich nicht abhängig von einer Entlassung, sowas sollte regelmäßig passieren. Mein Weg ist aber gerade, auch bei kleineren Kurven werde ich mich nicht mehr grundsätzlich drehen und verändern, habe aber auch immer noch ein wenig Potential.
Dynamo hat sich vor kurzem ein neues Leitbild gegeben: „Wir haben einen Traum.“ – das spielt auf das noch ausstehende 100. Europapokalspiel des Vereins an. Ist das auch ihr Traum?
Wir haben in den letzten Jahren eine gute Entwicklung genommen. Schwächephasen, wie wir sie vor ein paar Wochen hatten, gehören dazu. Dieser Verein hat so viele Facetten und Aufgaben, die parallel zu sportlichen Entwicklung, gemeistert werden müssen. Ich persönlich möchte aber schon noch erste Bundesliga trainieren. Am liebsten natürlich mit Dynamo.