Uwe Neuhaus verrät, warum in Dresden auch mal der Capo in der Kabine steht, wie er sich in seiner Trainerlaufbahn geändert hat und warum Intelligenz im Fußball nicht immer hilft.
Herr Neuhaus, sie haben vor dem Derby gegen Aue eine besondere Art der Motivation gewählt und den scheidenden Dynamo-Capo Stefan Lehmann in der Kabine eine Ansprache halten lassen. Wie kamen sie auf diese Idee?
Grundsätzlich haben der Verein und die Spieler ein enges Verhältnis zur aktiven Fanszene und den Ultras. Da hat sich in den zurückliegenden Jahren ein großes Miteinander entwickelt. Wir hatten vor dem Aue-Spiel länger zuhause nicht mehr gewonnen. Es war eine äußerst emotionale Ansprache, die jeden einzelnen Spieler und auch mich erreicht hat. Lehmi, der wie kaum ein anderer mit dem Dynamo-Virus infiziert ist, hat natürlich andere Worte gefunden als ich es getan hätte. In besonderen Situationen muss man auch mal besondere Maßnahmen treffen und es hat gefruchtet, wir haben 4:0 gewonnen.
Der Kader der SG Dynamo Dresden ist breit aufgestellt, es gibt sowohl junge als auch erfahrene Spieler. Gibt es da Unterschiede in der Ansprache?
Ja, gerade Marco Hartmann beziehe ich früh in Entscheidungsprozesse mit ein, der einerseits Kapitän ist, aber auch als erfahrener Spieler mit einer Gruppe anderer Spieler berät, wie wir beispielsweise Standardsituationen ausführen können.
Marco Hartmann engagiert sich auch im Verein, gibt mit seinem abgeschlossenem Lehramtsstudium auch Mathestunden für Jugendspieler. Spielt sowas auch eine Rolle?
Als ich hier 2015 nach Dresden kam, hatte ich die Wahl zwischen dem emotionalen Michael Hefele, der auch manchmal etwas sehr forsch war, aber die Stimmung während der Aufstiegssaison einfach getragen hat. Als „Hefe“ nach England ging, war klar, dass Marco Kapitän wird. Er ist ein völlig anderer Typ, eher der Wohlüberlegte. Nicht immer hilft Intelligenz im Fußball, bei ihm ist es aber so.
„Nicht immer hilft Intelligenz im Fußball“, wie meinen Sie das genau?
(lacht) Das ist ja ein Interview für sich. Sagen wir so: Nicht jeder Spieler kann auch alles so im Kopf verarbeiten, dass es auch für den Fußball umgemünzt werden kann. Im Umkehrschluss braucht man auch nicht unbedingt Intelligenz, manchmal ist es auch der Instinkt, der einem in manchen Situationen hilft. Wenn man in diesen Momenten rational überlegt, dann ist es schon längst zu spät.