Am Sonntag protestieren die Unioner Ultras mit einer Schweigeviertelstunde gegen das „Konstrukt RB Leipzig“. Aus dem Verein kommt dabei anfangs wenig Unterstützung. Nur einer steht eisern hinter den Fans.
Dieser Abend in Dortmund, an dem der Fußball nicht mal mehr eine Nebensache war, kann mit dem kommenden Sonntag natürlich nicht verglichen werden. Doch er wird dazu beigetragen haben, dass Neven Subotic mit schweigenden Fans sensibler umgeht, als es seine Teamkameraden tun. Denn Subotic ist klar: Wenn laute Tribünen schweigen, passiert etwas Wichtiges. Das wird auch am Sonntag so sein, wenn die Alte Försterei in ihren ersten Bundesligaminuten stumm bleibt.
Im Mittelpunkt steht dann der Fußball im ganz Allgemeinen und die Frage, welche Vorstellung die Menschen in den Stadien davon haben. Für die Unioner Ultras ist das ein „Fußball, der geprägt ist von Mitbestimmung, Treue, Stehplätzen, Emotionen, Financial Fairplay, Tradition, Transparenz, Leidenschaft, Geschichten, Unabhängigkeit und Ehrenamt.“ Werte, die sie von RB Leipzig mit Füßen getreten sehen.
Geschlossenheit wird Chefsache
Bis zum Dienstag Abend war Neven Subotic der einzige, der sich wirklich offensiv hinter die Fans und ihre Werte stellte. Während die ersten von Spaltung schrieben, trug Präsident Dirk Zingler einer Sondersendung auf „Radio 1“ dann doch noch etwas von der so wichtigen Geschlossenheit nach außen und stärkte der Szene den Rücken: „Die Ultras haben den Verein an ihrer Seite.“ Dabei zeigte er, genau wie Subotic, Verständnis für den so viel kritisierten Zeitpunkt des Protests: „Ich halte es für sehr ehrlich, es auch jetzt zu machen. Es ist schmerzhaft für uns, dass es am ersten Spieltag ist. Vielleicht ist es deshalb auch besonders stark, es wirklich in den ersten 15 Minuten zu machen.“ Mit diesen deutlichen und Einigkeit verordnenden Worten lässt Zingler die Bedenken an der Aktion, vor allem die aus den eigenen Reihen, zum Nebengeräusch werden.
Union Berlin wird am Sonntag also doch geschlossen Haltung zeigen können. Zur Erinnerung für alle, die nach der Schweigeviertelstunde schnell wieder zum Sportlichen zurück wollen: Das Spiel im September 2014 wurde trotz des 15-minütigen Liebesentzugs mit 2:1 gewonnen. So schön ein solches Ergebnis auch am Sonntag wäre, kommt es darauf aber nicht an. Denn das Einzige, was bei Union wirklich zählt, ist eben die Haltung. Und wenn die am Sonntag mit einer Viertelstunde Schweigen bewahrt wird, ist eines sicher: Ab der 16. Minute wird in Köpenick niemand mehr an sich halten.