Ab Mitte der Sechziger bis in die Siebziger hinein hieß der deutsche Meister neun Mal in Serie Gladbach oder Bayern. Wir präsentieren die besten Bilder dieser Zeit.
Fünfmal holte Gladbach zwischen 1968 und 1977 den Titel, vier Meisterschaften gingen an die Bayern. In zahlreichen Spitzenduellen spielten sich die beiden Mannschaften bis zur Erschöpfung den Dreck in die Trikots.
Der Klassiker begann am 2. Oktober 1965. Beide Mannschaften waren gerade in die kürzlich gegründete Bundesliga aufgestiegen und trafen am Bökelberg zum ersten Mal aufeinander.
Der erste Akt des jahrzehntelangen Kräftemessens ging an die Bayern. Der blutjunge Günter Netzer brachte die Fohlen von Trainer Hennes Weisweiler zwar in Front, doch die Bayern drehten das Spiel. Rainer Ohlhauser glich kurz vor dem Halbzeitpfiff aus und Gerd Müller traf in der 78. Minute zum 2:1‑Sieg.
Und auch im Kampf um den Titel waren die Bayern zunächst die Erfolgsmannschaft. In der Saison 1968/69 wurde die Mannschaft von Brank Zebec Meister. Gladbach blieb hinter Alemannia Aachen nur der dritte Platz. Immerhin: Gladbach-Tormann Volker Danner konnte an einem rauen Novembertag den Ball um die Latte drehen und somit das 0:0 gegen den Rivalen festhalten.
Das vor der Bundesligazeit unbedeutende Gladbach legte schnell nach und so wurde aus dem jährlichen Kampf um die Meisterschaft ein stetes Duell der beiden Mannschaften. Die Liste der prägenden Protagonisten dieser Zeit ist eine lange. Zwei der ganz Großen: Günter Netzer und Gerd Müller.
Ebenfalls großen Anteil an der Dominanz der beiden Mannschaften hatten Männer aus der zweiten Reihe: Rainer »Oki« Ohlhauser, die Tormaschine aus Dilsberg, schoss in 286 Spielen für die Bayern 186 Tore.
Auch oftmals außer Acht gelassen: Franz Roth. Der »Bulle schoss am 4. April 1970 an der Grünwalderstraße das 1:0 für die Bayern. Dennoch konnte sich dieses Mal Gladbach den Titel holen. Mit vier Zählern Vorsprung auf den großen Rivalen aus München feierte die Mannschaft den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Mussten sie ja auch. Gladbach-Trainer Weisweiler hatte vor der Saison angekündigt: «Wenn wir in diesem Jahr nicht Meister werden, gehe ich!
Mit dem Triumph stand fest: Gladbach kann bis zum Schluss mithalten und den Bayern den ganz großen Erfolg streitig machen. Gladbach gegen Bayern war endgültig Synonym für Spitzenfußball geworden.
In der Folgesaison gelang Gladbach das, was noch keine andere Mannschaft zuvor geschafft hatte: die Titelverteidigung. Im Spiel gegen die Bayern konnte sich die Fohlen-Elf ebenfalls durchsetzen. Günter Netzer erzielte am 14. April 1971 das 1:0, Ulrik le Fevre und Herbert Laumen legten nach. Bayern blieb im spannungsgeladenen Aufeinandertreffen nur der Ehrentreffer.
Die Meisterschaft entschied sich erst am letzten Spieltag im Fernduell. Gladbach trat bei der abstiegsgefährdeten Frankfurter Eintracht an, Bayern musste zum MSV Duisburg. Gladbach gewann nach einem 1:1 zur Pause noch mit 4:1 und feierte die Titelverteidigung. Denn Bayern unterlag mit 0:2. Hennes Weisweiler drückte nach dem Spiel Freudentränen weg und im Mönchengladbacher Stadtteil Eicken läuteten die Kirchenglocken.
Die Revanche folgte in der nächsten Saison. In einem packenden Spiel setzten sich Bayern nach einem Eigentor von Rainer Bonhoff zwei Minuten vor Schluss mit 4:3 durch. Und auch der Meister der Saison 1972/73 hieß Bayern München.
Wie ihr ewiger Gegner holten sich die Bayern den Titel gleich im Doppelpack. Das letzte Spiel der Saison? Natürlich gegen Gladbach. Der Meisterschaftsparty-Crasher? Natürlich Gladbach. Die Bayern standen längst als Meister fest. Sie reisten mit dem Bus aus Brüssel an, wo sie am Tag zuvor im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid (4:0) den ersten Triumph im Pokal der Landesmeister einfuhren. »Sollen wir ihn euch mal zeigen, den schönen Pott?«, stichelte Sepp Maier, als er aus dem Bus ausstieg. Gladbach antwortete mit einem 5:0‑Sieg.
Doch es geht noch schmerzlicher: Am 22. Mai 1977 feierte Gladbach mit einem Unentschieden am letzten Spieltag den fünften Meistertitel – im Münchner Olympiastadion. Die Bayern hattenen diesmal nichts mit der Entscheidung zu tun, sie waren lediglich unzureichende Schützenhilfe von Schalke 04, das Gladbach noch den Titel wegnehmen hätte können.
Bayern dominierte nach den Siebzigern weiterhin die Liga, Gladbach konnte nicht mehr mithalten. Einmal allerdings kam es noch zu einem entscheidenden Spiel. Im Pokalfinale 1984 ging es bis ins Elfmeterschießen. Lothar Matthäus schoss über das Tor und Bayern gewann. Den vergebenen Strafstoß nehmen Gladbach-Fans Matthäus bis heute übel. Denn vor dem Endspiel stand bereits fest: Er wird zu Bayern wechseln.
Das Duell erlangte daraufhin erst in den Neunzigern wieder Spannung. 30 Jahre später gewann Gladbach wieder in München. Am 14. Oktober 1995 trug Michael Sternkopf nach dem 2:1‑Triumph den halbnackten Stefan Effenberg die Tartan-Bahn entlang. Heute blüht der Klassiker wieder auf.