Kampfgeist, Laufstärke, Konter: Martin Schmidt führt Mainz 05 zu seinem Markenkern zurück. Doch der 3:1‑Sieg war auch der Schwäche von Gegner Eintracht Frankfurt geschuldet. Was ist der Sieg also wert?
Es waren seltsame Laute, die am Samstagnachmittag in der Coface Arena erklangen. Durch das weite Rund schallte das schrille Klingeln einer Handvoll Kuhglocken. Immer wenn die Mainzer nach vorne stürmten, klang es so, als sprinte gerade ein Ski-Langläufer dem Ziel entgegen. Ein Bundesliga-Stadion klingt normalerweise anders.
Auf den ersten Blick passte diese Untermalung so gar nicht ins rheinische Mainz. Doch die Erklärung verleiht dem Treiben einen Sinn: Ein Fanklub aus Familien und Freunden unterstützte den neuen Mainer Coach Martin Schmidt. Passenderweise wählten sie Utensilien aus dessen Schweizer Heimat – die Kuhglocken. Quasi ein doppeltes Heimspiel für den neuen Coach.
Neue, alte Strategie
Der neue Trainer krempelte die Mannschaft um – nicht unbedingt personell, aber strategisch. Vorgänger Kasper Hjulmand wurde zum Ende seiner Amtszeit vorgeworfen, er setze zu sehr auf ein genaues Passspiel und vernachlässige den Kampf und das schnelle Umschaltspiel. Unter Schmidt trat die Mannschaft in einem 4−2−3−1 an, das eher passiv interpretiert wurde. Statt lange Passstaffetten gab es schnörkelloses Umschaltspiel und riskante Vertikalpässe zu sehen.
Da auch Frankfurts Coach Thomas Schaaf ein Anhänger des schnellen Umschaltspiels ist, ergab sich eine flotte Partie. Nachdem sich beide Teams in der Anfangsphase abtasteten, verlagerte sich das Geschehen im Spielverlauf immer mehr um die beiden Strafräume. Ein Abtasten im Mittelfeld, charakteristisch für die Bundesliga im Jahr 2015, gab es kaum. Beide Teams pressten hoch, zogen sich daraufhin aber wieder schnell an den eigenen Sechzehner zurück.
Frankfurter Unordnung
Mainz überzeugte vor allem im Konterspiel. Nach Ballgewinnen schalteten sie direkt um. Dazu starteten die beiden Außenstürmer Pablo de Blasis und Christian Clemens ins Zentrum und boten sich neben den Stürmern an. Auf einen direkten Vertikalpass folgte oft ein Pass auf den Außenstürmer, der sich neben dem Angreifer platzierte.
Die Frankfurter Defensive war ein dankbares Opfer für die schnellen Mainzer Gegenstöße. Frankfurt interpretiert das eigene Positionsspiel äußerst offensiv. Die Außenstürmer wie auch ‑verteidiger rücken weit auf. Auch Mittelfeld-Mann Marc Stendera rückt oft nach vorne. In Frankfurts 4 – 1‑3 – 2‑Formation muss der Sechser daher oftmals große Räume abdecken – eine Aufgabe, die Marco Russ an diesem Nachmittag nicht gelang.