Die UEFA will das Financial Fairplay erneuern – mal wieder. Kann die Reform dieses Mal wirklich etwas bewirken?
40 europäische Klubs dürften aktuell sorgenvoll in Richtung 7. April blicken. Laut der New York Times will das UEFA-Exekutivkomitee an jenem Tag eine überarbeitete Fassung der Financial-Fairplay-Regelung einführen. Die neue Fassung sieht im Kern vor, dass Spielergehälter-Ausgaben insgesamt nur noch 70 Prozent der Klub-Einnahmen betragen dürfen. 40 Klubs sollen es sein, die diese Auflagen aktuell nicht erfüllen. 2020 lagen die Gehälter etwa bei PSG, Manchester City und Juventus Turin jeweils bei über 70 Prozent der Gesamteinnahmen. Dieser Prozentsatz dürfte angesichts der Spielertransfers in den vergangenen zwei Spielzeiten kaum gesunken sein.
Um den Klubs Zeit zu geben, sich anzupassen, hat die UEFA einen Dreijahresplan vorgelegt: Im ersten Jahr soll eine Reduzierung der Ausgaben auf 90 Prozent, im zweiten auf 80 Prozent, im dritten auf die angestrebten 70 Prozent erfolgen. Auf Begeisterung stößt das nicht: Viele der Top-Klubs sollen sich nach Informationen der New York Times für „eine Grenze von 85 Prozent“ ausgesprochen haben.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte sich in der Vergangenheit mehrfach für eine Gehaltsobergrenze eingesetzt. Weil sich viele Klubs gewehrt haben sollen, dürfte die aber nicht realisiert werden. Zudem hat die UEFA die Strafen etwas angepasst: Punktabzüge in der Champions-League-Gruppenphase sind jetzt möglich. Neben den Geldstrafen und Ausschlüssen aus den europäischen Wettbewerben, die als schwerwiegende Strafen gelten, steht jetzt auch ein Zwangsabstieg im Raum. Bei kleineren Verstößen gegen Financial Fairplay kann somit ein Klub aus der Champions League in die Europa League absteigen.
Im Juni 2010 trat das finanzielle Regulierungssystem erstmals in Kraft. Financial Fairplay galt als Reaktion der UEFA auf den massiven Anstieg von Spielergehältern und Transfersummen mit Beginn des 21. Jahrhunderts. Viele europäische Vereine konnten Ausgaben nicht mehr durch ihre laufenden Einnahmen decken. Private Vermögen oder Kredite wurden herangezogen, um Bilanzen auszugleichen. Dem wollte der europäische Fußballverband die Regulierung entgegensetzen. Das Ziel: Weniger Überschuldung der Vereine, weniger Investoren oder reiche Staaten, die den sportlichen Wettbewerb verzerren.
Inzwischen sind zwölf Jahre vergangen. 2012, 2015 und 2018 hatte die UEFA die Regelung jeweils aktualisiert, um „dem veränderten Umfeld Rechnung zu tragen“. Was hat sich seitdem verändert? Laut UEFA sind in den ersten fünf Jahren nach der Einführung Verluste und Verbindlichkeiten der europäischen Erstligaklubs um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. „Der Wettbewerb ist gesünder geworden“, sagte Michael Gerlinger dem NDR 2018. Der Jurist leitet seit 2005 die Rechtsabteilung des FC Bayern. „Was wir aber nicht erreicht haben ist, dass die Vereine nur das ausgeben, was sie einnehmen.“ Die Schulden der Vereine seien dafür stark zurückgegangen, sagt er.
Immer wieder stieß das Konzept des Financial Fairplay international auf Kritik. Nicht zuletzt im Jahr 2020, als Manchester City wegen des Umgehens der Regelung ein zweijähriger Ausschluss aus der Champions League drohte. Der Klub soll die Investitionen aus Abu Dhabi falsch deklariert haben. So soll er angegeben haben, das Geld stamme von den Sponsoren. Dabei stammte es eigentlich vom Klubbesitzer. Die UEFA bestrafte die Skyblues konsequent mit dem Ausschluss aus der Champions League. ManCity legte Einspruch gegen das Urteil ein und zog vor den Sportgerichtshof CAS. Der hob den Bann auf, mit der Begründung: Die Verstöße ließen sich nicht nachweisen und seien verjährt. Dabei hatte die Enthüllungsplattform Football Leaks aufgedeckt, dass ManCity seine Bilanzen frisiert und höhere Einnahmen vorgetäuscht hatte.