Leon Andreasen war mehrmals von der Rasenfläche verschwunden. Wie steckt jemand derartig viele Rückschläge ein und steht dennoch immer wieder auf?
Nach Ihrer zweieinhalbjährigen Verletzungspause liefen Sie in der Euro-League-Qualifikation in Dublin auf, trafen und ließen eine starke Serie folgen.
Da hatte sich in wenigen Momenten der ganze Kampf ausgezahlt. Nach diesen schlimmen zweieinhalb Jahren hatten die meisten Leute doch schon vergessen, dass es mich überhaupt noch gibt. Da hat doch keiner mehr mit mir gerechnet. Die Fans wussten zwischenzeitlich nicht mal genau, ob ich noch zum Kader gehöre. Umso schöner war es, im ersten Einsatz der Mannschaft sofort wieder helfen zu können.
Die Medien nannten Sie deshalb „Krieger“ und „Kämpfer“. Stören Sie sich an solchen Rollenverteilungen?
Das ist eben das Spiel der Presse. Solange das positive Figuren sind, die ich verkörpere, habe ich damit kein Problem. Meine Spielweise war eben von Anfang an sehr kämpferisch und körperbetont. Durch meine lange Auszeit und die beiden Comebacks wurde ich vom „Krieger“ zum „Kämpfer“, dann zum „Helden“ gemacht. Das bedeutet mir aber nicht sonderlich viel. Ich will nur der Mannschaft helfen, so gut ich kann.
Thomas Schaaf, ihr erster Trainer in Deutschland, attestierte Ihnen eine gewisse Sturköpfigkeit. Auch war er der Meinung, dass Sie zu schnell zu viel wollten. Sehen Sie das rückblickend auch so?
Grundsätzlich finde ich es überhaupt nicht verwerflich, zu viel zu wollen. Das ist doch ein guter Antrieb. Man sollte aber gerade auch als junger Spieler immer aufpassen, dass man im Kopf nicht schon weiter sein will, als man fußballerisch wirklich ist. Das habe ich damals nicht immer bedacht.
Mittlerweile sind Sie zu einer Art Ruhepol im Team geworden. Sie können angespielt werden, sobald es hektisch wird. Sind Kopf und Körper bei Ihnen mittlerweile im Gleichgewicht?
Ich denke schon. Gerade im Moment ist es wichtig, Stabilität in die Mannschaft zu bekommen. Dabei kann ich gut helfen. Ich war noch nie der Spieler, der sich durch die gegnerischen Reihen dribbelt.
Hannover konnte sich in den letzten Wochen etwas aus dem Tabellenkeller lösen. Wo will Hannover 96 am Ende der Hinrunde stehen?
Mit Zielen sollten wir noch ganz vorsichtig sein. Das Erfolgserlebnis gegen Bremen war entscheidend. Da haben wir wieder gespürt, wie sich ein Sieg anfühlt. Daran müssen wir jetzt anknüpfen.
Sie haben in Hannover noch einen Vertrag bis nächsten Sommer. Gibt es darüber hinaus schon Pläne?
Im Moment zählt nur die laufende Saison. Alles andere wird sich ergeben. Ich fühle mich sehr wohl in Hannover, habe meinen Sohn hier und würde auch gerne meine Karriere hier beenden.
Träumen Sie noch von der EM-Teilnahme mit Dänemark 2016?
Ich hoffe, dass die Jungs die Relegation packen. Wenn das gelingt, ist eine Turnierteilnahme natürlich weiterhin mein großer Traum. Die Turniere 2010 und 2012 habe ich ja wegen meiner Verletzung verpasst.
Stehen Sie denn in Kontakt zu Morten Olsen?
Ja. Leider war ich in letzter Zeit nicht mehr im Kader. Außerdem hat Olsen viele gute junge Spieler, auf die er im Moment zurückgreifen kann. Es wird sich zeigen, ob sich die Chance noch ergibt. Wenn ja, möchte ich sie definitiv nutzen.