Mit strategischer Reife soll Lucas Tousart die Berliner nach Europa führen. In seiner Spielweise erinnert der Franzose an den jungen Sami Khedira.
In einer kleinen Trinkpause auf dem Trainingsplatz schnappte Bruno Labbadia sich Lucas Tousart. Dem französischen Neuzugang kam am Donnerstag das Privileg des Einzelunterrichts zu. Weil dieser noch kein Deutsch spricht, teilte Herthas Trainer dem Neuen kurz in Englisch mit, worauf er in dieser Übung besonderen Wert lege.
Die Übung selbst hatte Tousart natürlich begriffen. „Fußball ist eine universelle Sprache“, sagte Tousart später nach dem Training in einer kleinen Medienrunde, die eine junge Frau aus seiner Muttersprache ins Deutsche übersetzte. Zur Begrüßung entschuldigte er sich dafür, noch kein Deutsch sprechen zu können, „ich werde die Sprache möglichst schnell lernen“.
Bereits am Dienstag, gleich nach dem ersten Mannschaftstraining von Hertha BSC in Vorbereitung auf die neue Spielzeit, hatte Labbadia den 23-Jährigen einvernommen. Eine Plauderei, wie Labbadia hinterher erzählte, nichts Taktisches oder so, einfach mal kurz austauschen, ob und wie alles so laufe. Enge und rege Zusammenkünfte sind unter den strengen, coronavirus-bedingten Regelungen kaum möglich. Alles okay, bedeutete Tousart seinem neuen Berliner Trainer. Ja, er habe in Mitte eine Wohnung gefunden, seine Freundin ist auch da, nun könne er sich ganz auf den Job konzentrieren, seine Mitspieler kennen lernen und sich integrieren.
Hertha erwartet nicht gerade wenig von dem teuersten Neuzugang der Vereinsgeschichte. Rund 25 Millionen Euro hatte Hertha in der Winterpause für den Mittelfeldspieler von Olympique Lyon bezahlt, ihn dann aber wieder an die Franzosen bis Ende Juni ausgeliehen. Wegen der Uefa-Sonderregelungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie hätte Tousart am 7. August theoretisch das Achtelfinal-Rückspiel bei Juventus Turin für Lyon bestreiten können.
„Ich sehe mich schon als intelligenten Spieler“
Immerhin hatten die Franzosen das Hinspiel im Februar mit 1:0 gewonnen – dank eines Treffers von Tousart. Zwischen allen Beteiligten habe man sich schließlich geeinigt, das Verletzungsrisiko sei zu groß gewesen. In diesem Fall hätte es dann wohl auch rechtliche Schwierigkeiten gegeben. Bei den Berlinern soll Tousart nicht weniger als jene Lücke im Zentrum des Spiels füllen, die Per Skjelbred und Marko Grujic hinterlassen haben. Heutzutage ist die Position des Sechsers die strategisch anspruchsvollste. Auf dieser Position ist man das Scharnier zwischen Abwehr und Angriff. „Ich sehe mich schon als intelligenten Spieler und bringe für die Rolle auch die nötige Körperlichkeit mit“, sagte Tousart.