Vor der Saison erklärte er sich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Dass es etwas länger dauerte, bis Nico Elvedi Chef wurde, lag an seinem Naturell und einer Blinddarmentzündung. Aber definitiv nicht an seinen überragenden Passquoten.
Dass im Endeffekt Leistung und Verantwortung zusammen kamen, lag auch an seiner neuen Position. Im Gegensatz zu den vergangenen Spielzeiten, die er hauptsächlich auf der rechten Seite der Defensive verbrachte, zog ihn Dieter Hecking keine drei Wochen nach der überstandenen Blinddarm-OP neben Matthias Ginter ins Zentrum der Viererkette. Eine Umstellung, die sich bezahlt gemacht hat. Zusammen mit Ginter und Torwart Yann Sommer ist Elvedi dafür verantwortlich, dass die Gladbacher Defensive die beste der Liga ist. Dementsprechend kam auch Hecking zum Schluss, Elvedi habe ein Riesen-Potenzial. „Er hat es in der Vergangenheit als Außenverteidiger sehr gut gemacht, aber jetzt ist er für uns eine feste Größe im Zentrum. Die Idee, ihn in die Innenverteidigung zu stellen, war sicher nicht schlecht.“
Elvedis Abwehrleistung ist aber nur die eine Hälfte der Geschichte, wobei 62 Prozent gewonnener Zweikämpfe ein guter Wert sind. Aber eine Passquote von 95 Prozent aus dem Spiel ist überragend. „Die Innenverteidigung ist wie gemacht für mich“, sagt auch Elvedi, „da habe ich das ganze Feld vor mir und kann sehr gut von hinten das Spiel aufziehen.“ Auch sein damaliger U19-Nationaltrainer Moser sagte: „Seine ganz große Stärke ist das Umschaltspiel von der Defensive in die Offensive.“
Unfreiwilliges Führrungskräfte-Training
Und gegen Ende der Hinrunde kam Elvedi dann schließlich nicht mehr daran vorbei, auch Führungsqualitäten auf den Platz zu bringen und sein Versprechen einzulösen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Als Matthias Ginter, der bis dahin in dieser Saison die Spotlights des Rampenlichts auf sich versammelt hatte, mit gebrochenem Gesicht ausfiel, musste der 22-jährige Elvedi den 18-jährigen Louis Beyer neben sich in der Defensivzentrale anleiten. Plötzlich Chef – eine Rolle, die ihm zu gefallen scheint: „Ich will noch mehr Verantwortung übernehmen. Noch mehr mit den Nebenleuten kommunizieren, auch führen. Das ist der nächste Schritt in meiner Laufbahn.“
„Nico wird immer Nico bleiben“, sagte Dieter Hecking anschließend, „auch wenn Matthias gerade nicht da ist. Er spielt immer unaufgeregt, ohne Schnörkel und macht seine Aufgabe. Er überzeugt durch seine Leistung, und das ist einfach gut.“ Nach oben scheint es bei Elvedi keine Grenzen zu geben. Eine Blinddarmentzündung wird ihm jedenfalls kein zweites Mal dazwischenkommen.