Dank Alex Meier schwebt Eintracht Frankfurt weiter auf rosaroten Wölkchen, Marco Reus jubelt nicht, René Adler macht den HSV immer besser und Sidney Sam hat eine Nachricht für uns – die 11 des Spieltags.
René Adler
Alle reden von Rafael van der Vaart. Tatsächlich war aber René Adler Garant der letzten HSV-Erfolgserlebnisse. Gegen Hannover hätte der Torhüter sogar Felsbrocken und Eiszapfen pariert. Es kam, wie es kommen musste. Ja, vergangene Woche fragten wir bereits, wann Adler wieder mit der Nationalelf in Verbindung gebracht wird. Diese Woche wissen wir: Jetzt! In der „Hamburger Morgenpost“ durfte Rafael van der Vaart sagen: „René ist einfach unglaublich, schon wieder hat er ein Spiel für uns gewonnen. Auch der Bundestrainer sieht die Spiele. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihn jetzt nicht in seinen Kader holt.“ Und der Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow ergänzte: „Soweit ich weiß, hat der DFB René ohnehin nie aus den Augen verloren.“
Marcos Antonio
„Erste Pass gleich scheiße“, sagte Dragoslav Stepanovic einmal und formulierte so eine der besten Analysen der Bundesligageschichte. Und nun: Was soll man zum Brasilianer Marcos Antonio sagen? Es war nicht nur der erste Pass im Spiel, sondern seine erste Ballberührung in der Bundesliga überhaupt, die zum Gegentreffer für den VfB Stuttgart führte. Als Antonio mit seiner vierten oder fünften Ballberührung den Stuttgartern erneut eine Großchance ermöglichte, erlöste Dieter Hecking ihn nach nur 16 Minuten von seinem Leid. Die Pessimisten unter den Nürnberger Fans erinnerten sich an Vlado Kasalo. Die Optimisten klammerten sich an eine andere Weisheit: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“ (Andreas Brehme)
Luiz Gustavo
Manchmal träumen wir, dass wir in ein ausverkauftes Stadion einlaufen. Dann träumen wir, dass wir 20 Meter vor dem Tor den Ball am Fuß führen und die Menschen sich langsam erheben. Ein Raunen legt sich über den Tempel und wir sehen, dass der Torwart zu weit vor seinem Kasten steht, wir schlenzen den Ball, wir schlenzen den Ball so perfekt, dass kein Torwart der Welt eine Chance hat, seine Hände zwischen den Ball und das Tor zu bekommen. Der Ball fällt einfach hinter ihm in die Maschen. Das Stadion wackelt – und wir verneigen uns. Luiz Gustavo hat so ein Tor erzielt. Und wir? Wir wachen nach solchen Träumen auf der Wohnzimmer-Couch auf und über den Bildschirm flimmert das Nachtprogramm von „Sonnenklar-TV“ oder RTL2.
Marco Reus
Marco Reus traf gegen Borussia Mönchengladbach doppelt. Das zweite Tor war so sehenswert, dass uns das Popcorn aus dem Mund fiel und wir minutenlang auf dem Boden nach Worten suchten. Und dann schauten wir uns drei- oder viermal die Wiederholung an und stellten dann fest, dass Reus gar nicht jubelte. Ach, Gladbach, ja, das ist sein Ex-Klub. Da darf man ja bekanntlich nicht jubeln, weil man noch starke Gefühle hegt und die Fans argwöhnisch gucken und das eine Sache von Respekt und Anstand ist. Es ist: kompliziert.
Sidney Sam
Umso ausgefallener darf man jubeln, wenn man kurzzeitig weg vom Fenster war. So wie Sidney Sam. Der wurde vergangene Woche vom Amtsgericht Düsseldorf zu 600 Euro Geldstrafe und einem Monat Fahrverbot (Alkohol am Steuer) verurteilt. Sam ließ das anscheinend kalt. Er kam gegen Fürth zur zweiten Halbzeit ins Spiel und schoss innerhalb von 13 Minuten zwei sehenswerte Tore. Danach zeigte er mit beiden Daumen – wie das mittlerweile so üblich ist – auf den Rücken seines Trikots. Wir lasen dort: Sam. Ein wahrhaft schwierig zu merkender Name.
Alex Meier
Bislang war es doch immer so: Frankfurts Alex Meier war irgendwie zu gut für die zweite und irgendwie zu schwach für die erste Liga (zumindest die Erstligaspitze). Nach seinen beiden Toren gegen den SC Freiburg (Endstand 2:1) hat Meier nun in sechs Spielen vier Tore erzielt und eine Vorlage gegeben. So langsam drängt sich der Verdacht auf, dass der 1,96 Meter-Mann doch ein ganz passabler Erstligakicker ist. Sagenhaft schön sein 1:1 in der 68. Minute. Eine eigentlich etwas zu scharf getretene Flanke von Kollege Oczipka ließ Meier an sich abprallen, um den Ball dann mit einem Volleyschuss aus der Drehung im Freiburger Tor zu versenken. Das 2:1 nur fünf Minuten später erzielte der Hüne gewohnt per Kopf. Er musste dafür nicht einmal hochspringen.
Klaas-Jan Huntelaar
Diese 553 Minuten wird Fortunas Torwart Fabian Giefer wohl nicht vergessen. 553 Bundesligaminuten blieb der Schlussmann ohne Gegentor, auch ein Grund dafür, warum der Aufsteiger einen solchen Fabelstart hinlegte. Gegen Schalke 04 brauchte es dann schon einen der besten Torjäger Europas, um Giefer endlich zu bezwingen: Klaas-Jan Huntelaar. Der zeigte bei seinem Treffer sämtliche Fähigkeiten eines anerkannten Vollstreckers: Körpertäuschung gegen zwei Gegenspieler, Zug zum Tor, Abschluss aus 17 Metern mit links – Tor. Mit so einem Treffer darf die Serie dann schon mal reißen.
Artjoms Rudnevs
Noch mal Schwein gehabt, Artjoms Rudnevs! Der Lette, vor der Saison als Heilsbringer für die vor sich hinsiechende Hamburger Offensive verpflichtet, war bereits auf dem besten Wege, sich den Ruf des größten Chancentodes seit Alex Zickler zu erwerben, doch dann schoss er am 5. Spieltag sein erstes Saisontor gegen Borussia Mönchengladbach und gestern sogar das siegbringende 1:0 gegen Hannover 96. Jetzt ist der Alex-Zickler-Vergleich erstmal in weite Ferne gerückt, obwohl der Verdacht bleibt, dass Rudnevs der Stürmer mit den meisten vergebenen Großchancen der laufenden Bundesliga-Saison ist. Aber so lange kein 11FREUNDE- Satellit über den Stadien der ersten Liga kreist, können wir das nur behaupten, nicht beweisen.
Heribert Bruchhagen
Ehrlichkeit ist eine Zier, viel weiter kommt man ohne ihr. Gerade im Fußball. Man muss es Frankfurts Vereinsboss Heribert Bruchhagen deshalb hoch anrechnen, dass er in der ständig weiter geführten Debatte zum Thema Fan-Gewalt einfach mal Fragezeichen eingeräumt hat. „Ich habe viele Ideen und Lösungsansätze, wenn es darum geht, diesen Verein sportlich und wirtschaftlich nach vorne zu bringen. Aber bei dieser Problematik (der Fan-Gewalt) bin ich ratlos. Einfach nur ratlos“, sagte Bruchhagen in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“. So wie Bruchhagen wird es wohl den meisten Vereinsmachern gehen: Sie haben einfach zu wenig Ahnung von ihrer Fanszene. Das muss man nicht gut heißen, aber immerhin hat mal jemand gesagt, wie es ist.
Matthias Sammer
Man kann Matthias Sammer ja verstehen. Da kommt er zu den Bayern, um den Laden mal richtig zu entrümpeln, mit der Kettensäge auszumisten, mit dem Feuerwehrschlauch abzuspritzen und dann so was: Die Bayern eilen einfach problemlos von Sieg zu Sieg, sind quasi jetzt schon Meister und – was das Allerschlimmste ist – haben sich alle ganz lieb. Zu viel für Sammer, der was für seinen Ruf tun musste und nach dem sicheren 2:0‑Sieg seiner Mannschaft gegen Werder Bremen lospolterte: „Wir waren nicht hellwach, wir waren nicht gallig. Es war lange Zeit richtiger Käse!“ Zack, das hatte gesessen! Doch dann dieses: Gegenüber „Bild“ gab Sammer anschließend zu, dass sein Auftritt mit Trainer Jupp Heynckes abgesprochen sei, damit, so Sammer, „wir nicht nicht irgendwann alle mit hängenden Schultern rumlaufen, weil so viele draufgeklopft haben.“ Ah ja.
Der Bayern-Bus
Die Rivalität zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern München ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Früher gingen sich die politischen Rivalen Lemke und Hoeneß noch bei jeder Kleinigkeit verbal an die Gurgel, wurden die unehelichen Partner von Oliver Kahn bei jeder passenden Gelegenheit vom Bremer Anhang verunglimpft – heute wird das Nummernschild des Bayern-Busses geklaut. So geschehen vor dem Spiel der Münchener in Bremen am Samstag. Das Gefährt musste daraufhin von der Polizei Richtung Stadion eskortiert werden, um voreilige Streifenpolizisten von Strafzetteln abzuhalten. Obwohl das ja wiederum ein viel besserer Streich gewesen wäre.