Weil sie dem DFB beim Auswärtsspiel in Karlsruhe per Fanmarsch den Krieg erklärten, erhielten in der vergangenen Woche mehrere Fans von Dynamo Dresden Strafbefehle. Der Verein stellt sich demonstrativ hinter sie. Und sogar vom ewigen Rivalen kommt Unterstützung.
Schon seit seiner Gründung kann sich das „SoKo“ der Solidarität des eigenen Vereins erfreuen. So stellte Dynamo Dresden im März 2018 ein Sondertrikot vor, auf dessen Brust sich die Fans mit ihrem Namen verewigen konnten. Der Großteil der Einnahmen sollte der Deckung der Anwaltskosten der Betroffenen dienen. Denn bereits vor der möglichen Aufnahme von Verfahren überstiegen die Kosten die wirtschaftlichen Möglichkeiten einiger der Beschuldigten. Stolze 1.653 Trikots zum Preis von 69,95 Euro verkaufte der Verein.
Ein Sondertrikot für Fans, denen Staatsanwaltschaft und Polizei die Organisation von Straftaten vorwerfen: Zuweilen müssen sich Verein und Solidaritätskomittee den Vorwurf anhören, sie würden Straftäter unterstützen. Dem hält Sportgeschäftsführer Ralf Minge entgegen: „Von Straftätern werden wir uns jederzeit klar distanzieren. Hier geht es jedoch um Menschen, die seit Jahren einen offenen, kritischen und konstruktiven Dialog mit den Verantwortlichen des Vereins pflegen, die sich innerhalb der Fanszene und im Block bereits gegen Straftäter gestellt haben und die sich weit über das erwartbare Pensum hinaus für die Belange des Vereins einsetzen.“
Auktion bringt fast 9.000 Euro
Zudem verweist der Verein auf sein Leitbild, in dem es heißt: „Unsere Urkraft liegt im Zusammenhalt“ und „unser Auftritt ist geschlossen – auf dem Rasen, auf den Rängen, überall und zu jeder Zeit.“ Auch ein Jahr später bleibt der Verein diesem Grundsatz treu. Für den Klassiker gegen den 1. FC Magdeburg legte Dynamo Dresden abermals ein Sondertrikot auf. Über dem Vereinswappen prangte dezent der Schriftzug „Elb-Clásico“, auch die Spielpaarung war dort verewigt.
Im Anschluss an die Partie stellten alle zum Einsatz gekommenen Spieler ihre getragenen Trikots für eine Auktion zur Verfügung, die dem „SoKo Dynamo“ einen Gesamterlös von 8.907,98 Euro bescherte. „Wir haben uns in der Mannschaft Gedanken gemacht, wie man das SoKo Dynamo und die 28 betroffenen Menschen aus der aktiven Fanszene des Vereins unterstützen könnte“, erklärt Dynamo-Kapitän Marco Hartmann damals das Zustandekommen der Aktion. „Wenn Dynamo in der Vergangenheit Hilfe brauchte, waren die Fans immer zur Stelle. Jetzt sind wir für die Leute aus dem Block da, die in einer schwierigen persönlichen Situation Hilfe brauchen.“
Polizei und Staatsanwaltschaft haben ihre Ermittlungen ausgeweitet
„Die Unschuldsvermutung muss gelten, deshalb unterstützen wir das ›Soko Dynamo‹ aus voller Überzeugung“, führt Minge aus und verweist darauf, dass mehrere der Betroffenen nicht einmal in Karlsruhe vor Ort gewesen seien. „Der Zusammenhalt ist es, der diesen Verein durch die schwierigsten Phasen seiner Geschichte gebracht hat. Dieses Miteinander schließt auch die Fans ein, die seit über einem Jahr von Ermittlungsverfahren betroffen sind.“