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Seite 2: „Castilla war der Nährboden für viele wertvolle Spieler"

Ledig­lich 65.000 Fans kamen zum Finale ins damals noch 125.000 Zuschauer fas­sende Ber­nabéu. War die zweite Mann­schaft als Gegner nicht attraktiv genug?
Sicher­lich hätte ein Team von denen, die Castilla aus dem Weg geräumt hatte, als Final­gegner für ein aus­ver­kauftes Sta­dion gesorgt. Aller­dings wäre dann wohl auch nicht im Ber­nabéu gespielt worden, da die Pokal­end­spiele damals keinen festen Aus­tra­gungsort hatten.

In den ersten 15 Minuten des Spiels hielt die Castilla gut mit und das Publikum feu­erte mehr­heit­lich die zweite Mann­schaft an. Wie haben Sie das in Erin­ne­rung?
Dem ver­meint­lich Schwä­cheren der Familie“ galten zunächst einmal die Sym­pa­thien, bis der Favorit das Zepter in die Hand nahm. Und dass ein Team, das im Pokal­end­spiel steht, gewisse Qua­li­täten haben muss und in 90 Minuten auch gute Momente hat, dürfte klar sein.

Letzt­end­lich war das Spiel schnell ent­schieden. Zur Halb­zeit stand es 2:0 für die erste Mann­schaft und kurz vor Ihrer Aus­wechs­lung fiel das 4:0. Am Ende hieß es 6:1. Hatten Sie wäh­rend des Spiels über­haupt zu irgend­einem Zeit­punkt das Gefühl, dass etwas schief­gehen könnte?
Als Spieler ent­wi­ckelst du relativ schnell ein Gefühl für die Situa­tion. Und das war bei mir vom Anpfiff an positiv, was das Gesamte anging. Für mich stellte sich nur die Frage, wie es mit meiner Sub­stanz aussah, immerhin war es wie erwähnt das zweite Spiel inner­halb von 24 Stunden, und das in zwei Län­dern!

Der Ehren­treffer der Castilla zum zwi­schen­zeit­li­chen 4:1 ist wahr­schein­lich das am meisten beju­belte Gegentor in der Geschichte des Ber­nabéu. Wie haben Sie es erlebt?
Ich war nach meiner Aus­wechs­lung stin­ke­sauer. Das Spiel war ent­schieden, ich fühlte mich wohl und hätte lie­bend gerne das letzte Spiel der Saison zu Ende gespielt. Des­halb ver­folgte ich das wei­tere Spiel­ge­schehen nur noch trotzig von der Bank.

War Ihnen nach dem Spiel dann über­haupt zum Feiern zumute? Den Meis­ter­titel hatten Sie ja zuvor auch bereits errungen, da bot sich ja eine grö­ßere Sause an. Durften die unter­le­genen Jungs auch dabei sein?
Daran habe ich beim besten Willen keine Erin­ne­rung mehr. Da es damals jedoch noch nicht Usus war, bei jedem Erfolg zum Cibeles-Brunnen (heute pflegt Real Madrid seine Tri­umphe auf der Plaza de Cibeles zu feiern, d. Red.) zu fahren, gehe ich davon aus, dass wir in irgend­einer Dis­ko­thek aus­ge­kommen sind.

Die unglaub­liche Leis­tung der Castilla von damals wird einem erst klar, wenn man sich vor Augen führt, dass in Spa­nien seitdem kein Zweit­li­gist mehr im Pokal­fi­nale stand. War das für Sie damals über­ra­schend oder wussten Sie um die Stärke der Castilla?
Castilla war der Nähr­boden für viele spä­tere wert­volle Spieler der ersten Mann­schaft. Den­noch bleibt der Einzug ins Pokal­fi­nale eine ein­ma­lige Geschichte, die sich wohl auch nicht mehr wie­der­holen wird. Denn die eigent­liche Größe der Leis­tung liegt darin, dass Castilla alle Hürden in zwei Spielen genommen hat. Jeder Erst­li­gist hatte also die Mög­lich­keit eine ver­meint­lich schwä­chere Leis­tung zu kor­ri­gieren und hat es nicht geschafft.

Vor der lau­fenden Saison wurde der Pokal­modus dahin­ge­hend geän­dert, dass nur noch im Halb­fi­nale ein Hin- und Rück­spiel statt­findet und alle anderen Runden in einem ein­zigen Spiel ent­schieden werden, bei dem der klas­sen­tie­fere Heim­recht genießt. Prompt stand mit dem CD Mirandés ein Zweit­li­gist im Halb­fi­nale, schei­terte aber an Real Sociedad. Wie stehen Sie zu der Regel­än­de­rung des spa­ni­schen Ver­bands?
Wenn du eine Liga mit 20 Teams aus­rich­test, dann ist die Belas­tung der Spieler – vor allem derer, die noch in euro­päi­schen Wett­be­werben antreten – enorm. Daher war es längst an der Zeit für eine Redu­zie­rung des Spiel­ka­len­ders.

Wie sehen Ihre per­sön­li­chen Zukunfts­pläne aus? Sie stehen in China bis Sai­son­ende unter Ver­trag. Das dürfte sich natur­gemäß jetzt noch etwas hin­ziehen.
Ich würde gerne meinen Ver­trag erfüllen, da ich mich den Spie­lern gegen­über trotz der momen­tanen Situa­tion ver­pflichtet fühle. Eigent­lich sollte es meine letzte Saison als Chef­trainer im Pro­fi­fuß­ball sein. Nun bleibt aber erst einmal abzu­warten, wann und wie es über­haupt wei­ter­geht.