Nach dem ernüchternden Ende einer eigentlich mitreißenden Saison kam bei Werder nur kurz Unruhe durch den verkauften Stadionnamen auf. Nun bereitet man mit gewohnter Gelassenheit den nächsten Sturm auf Europa vor.
Boss-Level
Aber genau diese Ruhe ist in Bremen der Indikator für ein hohes Boss-Level. Klaus Allofs und Willi Lemke haben vorgemacht, wie man in der Hansestadt ohne große Aufregung die Geschicke zu leiten hat. Seit mehreren Jahren zeigen sich nun auch Frank Baumann und Marco Bode als Vereinsführung gewordene Unaufgeregtheit. Entscheidend ist aber, dass bei Werder mit Florian Kohfeldt, der seit November 2017 im Amt ist und gerade bis 2023 verlängert hat, endlich mal wieder auch auf der Trainerposition Ruhe ist. Denn die gab es zuletzt mit Thomas Schaaf. Der steht dem Verein, sollte mal jemand nervös werden, immer noch als wohl gelassenster technischer Direktor der Liga zur Verfügung.
Den einzigen dicken Abzug in Sachen Boss-Level verantwortete die Werder-Geschäftsführung zuletzt, indem sie den für die Identität des Vereins so wichtigen Stadionnamen an eine für fragwürdige Methoden bekannte Immobilienfirma verkaufte.
Umfeld
Als das Weserstadion im Mai in „wohninvest WESERSTADION“ umgetauft wurde, protestierten rund 600 Fans zu Recht gegen die neue Zumutung von Eigenschreibweise. Der generellen Stimmung tut der nächste unliebsame Sponsor allerdings keinen Abbruch. Denn ähnlich, wie nach der Bekanntgabe von Wiesenhof als neuem Trikotsponsor, wird schon bald kaum noch ein Hahn nach der ungewollten Umbenennung krähen. So moralisch verwerflich der vielleicht finanziell erforderliche, aber sagenhaft schlecht kommunizierte Namensverkauf ist, so schnell werden die Werder-Anhänger zu ihrer Kernkompetenz, der bedingungslosen Unterstützung der Mannschaft, zurückkehren. Sicher vermag keine korrupt anmutende Immobilienfirma, und auch nicht eine weitere Saison ohne richtig Zählbares, den Enthusiasmus der Ostkurve einzuschränken.
Trikot
Große Euphorie löste die Präsentation des neuen Heimtrikots nicht aus. Unaufgeregt, viel grün und ein klein bisschen weiß: das neue Trikot ist im Grunde das alte. Noch etwas schlichter gehalten kommt das neue Dress allerdings minimal schicker daher. Genau wie letzte Saison, nur ein klein bisschen besser. Das soll auch in der Bundesliga die Marschroute für die nächste Spielzeit sein.
11FREUNDE-Prognose
Das internationale Geschäft kann Werder nur mit neuer Abwehr und neuem Kruse erreichen, sonst wird es wieder ernüchternd. Dann muss wenigstens die Akquise des nächsten zweifelhaften Sponsors aufgeschoben werden. Denn bevor die unerschütterlichen Werder-Fans in Wiesenhof-Trikots auf dem Weg zum wohninvest-WESERSTADION bald über die Atlas-Elektronik-Allee laufen müssen, sollte man ihnen ein richtiges Erfolgserlebnis gönnen.