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Pelé, als Sie im WM-Finale 1970 das erste Tor gegen Ita­lien schossen hatten, ent­stand eines der berühm­testen Fotos der Fuß­ball­ge­schichte. Jair­z­inho hebt Sie hoch und Sie stre­cken strah­lend die rechte Faust in den Himmel. Erin­nern Sie sich noch an diesen Moment?
Ich kann mich auch an die Welt­meis­ter­schaft 1958 noch immer erin­nern, als ob es ges­tern gewesen wäre. Ich war damals erst 17 Jahre alt und für mich war natür­lich alles toll, ein Hap­pe­ning. Dar­über hinaus war der Titel­ge­winn in Schweden aber auch mein schönster oder wich­tigster, weil es damals keine schwarzen Fuß­ball­spieler gab. Es heißt immer, dass Pelé im Fuß­ball die Tür für Schwarze geöffnet hat. Aber um auf Ihre Frage zurück­zu­kommen: Mexiko 1970 war für Bra­si­lien und meine Kar­riere trotzdem der Höhe­punkt. Und es war der beste Moment meines Lebens, als ich das erste Tor schoss und wir schließ­lich das Finale mit 4:1 gewannen.

Warum kommt gerade diesem Erfolg eine so große Bedeu­tung zu?
Nach unserem ersten Titel­ge­winn 1958 kam 1962 in Chile gleich der zweite, und 1966 in Eng­land habe ich mich ver­letzt. 1970 wusste ich schon vorher: Das wird meine letzte WM sein. Ich hatte bereits beschlossen, meine Kar­riere im Natio­nal­team zu beenden. Außerdem hatte ich im Januar des Jahres für den FC Santos das tau­sendste Tor meiner Kar­riere geschossen, und wir hatten mit dem Klub alle Titel gewonnen, auch den Welt­pokal. Also wusste ich, dass in Mexiko alle auf mich schauen würden. Dazu dürfen Sie nicht ver­gessen, unter wel­chen Bedin­gungen das Spiel statt­ge­funden hat. Bra­si­lien hatte damals eine Mili­tär­dik­tatur, und auch des­halb war es für das bra­si­lia­ni­sche Volk essen­tiell, dass wir das End­spiel für die Leute gewinnen.

Zusätz­liche Bedeu­tung bekam das Finale auch dadurch, dass der Sieger den Coupe Jules-Rimet end­gültig mit in sein Land nehmen durfte, denn Ita­lien und Bra­si­lien hatten vorher zweimal gewonnen. War das auch für Sie damals ein großes Thema?
Nein, nicht nur für mich, für ganz Bra­si­lien war das ein großes Thema.

Können Sie sich noch an den Tag des Finales und die Vor­be­rei­tung darauf erin­nern?
Ich habe Ihnen gerade erklärt, welche Bedeu­tung es hatte, dass wir den Titel gewinnen. Daran habe ich gedacht, als ich mich auf das Spiel gegen Ita­lien vor­be­reitet habe. Ich habe wie vor jedem Spiel zu Gott gebetet, dass ich nichts falsch mache, dass ich mich nicht ver­letze und nicht krank werde. Der Titel war so wichtig für mein Land, des­halb musste ich ein­fach fit bleiben, und Gott sei Dank habe ich dieses Geschenk emp­fangen. Damit wir uns aber nicht miss­ver­stehen: Ich habe wäh­rend meiner ganzen Kar­riere nie gebetet, um ein Spiel zu gewinnen, auch nicht das WM-Finale.

Pelé

Als Edson Arantes do Nasci­mento wurde er in Tresor Cora­coes im bra­si­lia­ni­schen Bun­des­staat Minas Ger­vais geboren. Sein Vater war eben­falls Fuß­ball­profi, aber Pelé wuchs in Armut auf. Er spielte von 1956 bis 1974 für den FC Santos und gewann als ein­ziger Spieler dreimal die WM. Für seinen Klub schoss er 1283 Tore, für Bra­si­lien traf er 77 Mal. Von 1975 bis 1977 ließ er seine Kar­riere bei New York Kosmos aus­klingen.

Wie hat Trainer Mario Zagallo, mit dem gemeinsam Sie als Spieler die WM 1958 gewonnen hatten, die Sel­ecao auf das Finale ein­ge­stellt?
Inter­es­sant war, dass wir unserer Vor­be­rei­tung mit der Natio­nal­mann­schaft auf das Tur­nier gar nicht mit Zagallo ange­fangen hatten. Es gab damals in Bra­si­lien ein großes Pro­blem: Unser Trainer war ein Jour­na­list, der viel Macht hatte (gemeint ist João Sald­anha, der wäh­rend der Vor­be­rei­tung laut dar­über nach­ge­dacht hatte, ob er Pelé nicht draußen lassen sollte, Anm. d. Red.). Es gab Rie­sen­dis­kus­sionen mit João Have­lange, dem dama­ligen Prä­si­denten des bra­si­lia­ni­schen Fuß­ball­ver­bandes. Dieser Trainer hat gesagt, wenn diese und jene Spieler nicht dabei sind, bin ich es auch nicht. Er ist dann ein­fach gegangen, erst dann kam Zagallo, und da war eigent­lich alles schon min­des­tens halb­fertig. (Sald­anha wurde im März ent­lassen, knapp drei Monate vor Tur­nier­be­ginn, Anm. d. Red.)

Was hat Zagallo am Tag des Finales gegen Ita­lien für Vor­gaben gemacht? Was war der Match­plan, wie man heute sagen würde?
Wir waren ein­fach sehr auf­ein­ander abge­stimmt und mussten nichts ver­än­dern. Wir haben genau so gespielt wie zuvor. Und meiner Mei­nung nach war das Spiel gegen Eng­land sowieso sehr viel schwie­riger.

Sie spre­chen das zweite Vor­run­den­spiel gegen Titel­ver­tei­diger Eng­land an, das Bra­si­lien durch ein Kopf­balltor von Ihnen mit 1:0 gewonnen hat. War das für Sie das wahre WM-Finale?
Ja, das sagen alle, und ich finde es eigent­lich auch.

Hatten Sie denn nach dem Spiel gegen Eng­land das Gefühl, den Titel schon sicher zu haben?
Nein, das natür­lich nicht, es standen schließ­lich noch vier Spiele an. Aber ich war ruhiger und hatte mehr Ver­trauen, nachdem wir sie bezwungen hatten. Und im Finale wussten wir unge­fähr, was mit Ita­lien auf uns zukommt. Wir kannten die ita­lie­ni­schen Spieler gut.