Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „Die beste Mannschaft, die Brasilien je hatte“

Hat es der bra­si­lia­ni­schen Mann­schaft im End­spiel Ihrer Ansicht nach geholfen, dass die Ita­liener vorher dieses wahn­sinnig schwere Halb­fi­nale gegen Deutsch­land hatten?
Nein, ich glaube, das hat keine Rolle gespielt.

Haben Sie das Halb­fi­nale Ita­lien gegen Deutsch­land denn gesehen?
Ja, im Fern­sehen zusammen mit der Mann­schaft, und anschlie­ßend haben wir natür­lich dar­über gespro­chen.

War dabei auch ein Thema, dass Sie im Finale lieber gegen Deutsch­land gespielt hätten oder froh waren, dass es nicht gegen Deutsch­land ging?
Nein, weder das eine noch das andere war für uns ein Thema. Mario Zagallo hat immer gesagt: Um den Titel zu gewinnen, müssen wir nicht an den jet­zigen Gegner denken, son­dern alle besiegen. Egal wen.“ Das Finale hat bei uns sehr viele Emo­tionen geweckt. Aber 1970 war nicht nur mein bestes Jahr, son­dern auch unserer Mann­schaft ins­ge­samt. Die FIFA hatte später nicht zu Unrecht gesagt, dass die dama­lige bra­si­lia­ni­sche Natio­nal­mann­schaft die beste des Jahr­hun­derts gewesen sei. Mit Tostao, Jair­z­inho und all den anderen, das ist ein­ge­brannt in meinem Gehirn.

Gab es Mit­spieler, mit denen Sie sich auf dem Platz beson­ders gut ver­standen haben?
Wir waren ins­ge­samt sehr gut orga­ni­siert. Gerson und Tostao, das waren die beiden Spiel­ma­cher, und ich war Tor­jäger. Des­halb denken viele immer, dass ich nur vorne gespielt hätte. Aber das stimmt nicht, denn ich war das Bin­de­glied zwi­schen Gerson und Tostao, habe mich immer wieder zurück­fallen lassen und mit ihnen die Posi­tionen getauscht, das war sehr wichtig.

Als wir in Mexiko City ankamen, waren wir längst akkli­ma­ti­siert“

Es war über­haupt eine aus heu­tiger Sicht unglaub­lich offensiv besetzte Mann­schaft.
Auch aus dama­liger Sicht. Schauen Sie: Gerson hat bei Bota­fogo die Nummer zehn getragen. Tostao war die Zehn bei Cru­zeiro. Ich war die Zehn bei Santos und Rivelino bei Corin­thians. Nur Jair­z­inho hatte bei seinem Verein eine andere Nummer.

Letzt­lich haben Sie im Finale 1970 mit fünf Stür­mern gespielt.
Ja, und viele Jour­na­listen haben gesagt, mit so vielen Stür­mern, das werde nie funk­tio­nieren. Aber es war wirk­lich die beste Mann­schaft, die Bra­si­lien je hatte.

War es auch ein Team, in der die Freund­schaft wichtig war oder war das Ver­hältnis rein pro­fes­sio­nell?
Nein, nein. Freund­schaft war sehr wichtig und sie war auch sehr tief. Als die Zeit kam, in der wir dann aus Bra­si­lien weg­ge­gangen sind, hat sie weiter gehalten.

Von Tor­hüter Felix , der 2012 gestorben ist, wurde immer erzählt, dass er stets eine Ziga­rette brennen hatte. Stimmt es wirk­lich, dass er sogar in der Halb­zeit­pause geraucht hat?
Ja, das stimmt. Er war oft sehr nervös, da musste man manchmal wirk­lich schimpfen, damit er nicht raucht. Aber es war nicht nur Felix, son­dern auch Gerson, die beiden haben immer Ziga­retten ver­steckt, damit sie eine anste­cken konnten. Gerson hatte sogar noch grö­ßere Schwie­rig­keiten als Felix.

Gene­ra­tionen von aus­län­di­schen Spie­lern haben dar­über gestöhnt, wie schwer es ist, im Azte­ken­sta­dion zu spielen, weil dort oben in Mexiko City die Luft so dünn ist. Wie haben Sie das beim Finale emp­funden?
Es gehörte zu den weisen Ent­schei­dungen von Zagallo und den anderen Betreuern, dass wir schon 20 Tage vor Beginn der WM nach Gua­d­a­la­jara gereist sind, das ähn­lich hoch lag. Dort haben wir dann auch unsere Vor­run­den­spiele absol­viert und waren längst akkli­ma­ti­siert, als wir in Mexico City ankamen. Des­halb habe ich die Bedin­gungen nicht mehr als schwierig emp­funden.