Den jungen Elfmeterfehlschützen schlägt eine Welle des Hasses entgegen. Dabei sah es zwischenzeitlich aus, als könne das Team das gespaltene Land einen.
Prinz William zeigte sich auf Twitter entsetzt. „Der Rassismus gegen die englischen Spieler nach dem Spiel gestern Nacht macht mich krank“, schrieb er. Es sei völlig inakzeptabel, dass Spieler dieses abscheuliche Verhalten ertragen müssten. „Das muss aufhören und alle Beteiligten sollten zur Rechenschaft gezogen werden.“
Auch die Regierung agierte dieses Mal schnell, den Rassismus zu verurteilen. „Diese Spieler haben es verdient, als Helden gefeiert zu werden, nicht rassistisch beleidigt zu werden“, schrieb Premierminister Boris Johnson. Seine Innenministerin Priti Patel schrieb auch von ihrer „Empörung“ und versprach eine konsequente Reaktion der Polizei.
Doch das klang in vielen Ohren wie leere Worte. Schließlich hatte es von Johnson und Patel erst vor einigen Wochen einen ganz anderen Tonfall gegeben. Als die selben Spieler am Anfang des Turniers wegen ihres antirassistischen Kniefalls von den eigenen Fans ausgebuht wurden, haben die Politiker es nicht verurteilt. Patel sagte sogar, dass sie die „Gestenpolitik“ des Kniefalls nicht unterstützte, und sprach von den „verheerenden Auswirkungen“ der Black-Lives-Matter-Bewegung.
Es mag keine direkte Verbindung zwischen solchen Kommentaren und den rassistischen Beleidigungen von Sonntagabend geben, aber sie existieren zumindest in derselben Welt. In einem Land, in dem die Regierung antirassistische Bewegungen aktiv verurteilt, ist es vielleicht kein Wunder, dass manche sich nach einem Fußballspiel ermutigt fühlen, schwarze Spieler anzugreifen.
„Hier geht es um Führung, und der Premierminister hat diesen Test nicht bestanden“, sagte der Chef der Labour-Partei Keir Starmer. Ex-Profi Gary Neville machte Johnson persönlich für die rassistischen Beleidigungen verantwortlich.
„Der Premierminister hat gesagt, es sei in Ordnung für die Bevölkerung des Landes, Spieler auszubuhen, die versuchen, Gleichberechtigung zu fördern und Rassismus zu verteidigen“, sagte der TV-Kommentator dem Sender Sky News. „Es fängt ganz oben an.“ Ein Sprecher Johnsons wies die Vorwürfe scharf zurück.
Der britische Sportminister Oliver Dowden twitterte, er teile die Wut auf die „erschreckenden rassistischen Beschimpfungen auf die heldenhaften Spieler“. Er kündigte an, die Social-Media-Netzwerke in die Pflicht nehmen zu wollen, solche Äußerungen nicht zu verbreiten.