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Seite 2: Wie einst Clint Eastwood in „In the line of fire“

Und nicht einmal dort, wo poten­ziell ein biss­chen Auf­re­gung und Action mög­lich wäre, kommen Ordner zu ihrem großen Auf­tritt. Etwa wenn die Aus­wärts­mann­schaft im getönten Luxus­liner am Sta­dion ein­trifft. Da ist den Sicher­heits­leuten stets die Ent­täu­schung anzu­sehen, wenn sich der Bus allzu gemäch­lich durch die gaf­fenden Massen pflügt. Wie gerne näm­lich würden die Ordner mit der Hand am heißen Metall neben dem Bus her­spurten wie einst Clint East­wood in In the line of fire“, um dann jeden ver­däch­tigen Pas­santen zu neu­tra­li­sieren, der es wagt, unflä­tige Gri­massen zu schneiden oder die Bann­meile um den Außen­spiegel zu durch­bre­chen.

Dass sich beim Anblick deut­scher Sta­di­on­ordner nie­mand an den Secret Ser­vice erin­nert fühlt, liegt aber natür­lich auch daran, dass East­wood und seine Kol­legen stets aus­ge­sucht feinen Zwirn vom Washing­toner Her­ren­aus­statter trugen, wäh­rend das Sicher­heits­per­sonal in deut­schen Sta­dien ver­eins­über­grei­fend in zelt­artig geschnit­tene All­zweck­ja­cken gesteckt wird, die selbst ger­ten­schlanke Ordner in unför­mige Sum­or­inger ver­wan­deln und die durch ihr beein­dru­ckendes Eigen­ge­wicht gerade adi­pöse Sicher­heits­leute voll­ends bewe­gungs­un­fähig machen. Eine all­wö­chent­liche Tortur für die Ordner, die schon weit vor Öff­nung der Sta­di­on­tore für eine beein­dru­ckende Grund­agres­si­vität unter dem Per­sonal sorgt.

Ordner irgend­wann in bester Spec-Ops-Manier

In den wenigen Sta­dien, in denen auf diese trag­baren LKW-Planen ver­zichtet wurde, ist es aller­dings nicht viel besser. In Lever­kusen etwa trugen die Ordner lange Jahre jenen grünen Dril­lich, der sonst bevor­zugt von wild ent­schlos­senen Ein­satz­hun­dert­schaften bei Bor­dell­raz­zien zum Ein­satz kommt. Polizei und Sicher­heits­leute waren also derart schwer zu unter­scheiden, dass man sich nicht gewun­dert hätte, wenn sich die Ordner irgend­wann in bester Spec-Ops-Manier unter keh­ligem Hoho“-Gebrülle und dem Ein­satz von Blend­gra­naten vom Sta­di­on­dach in den Gäs­te­block abge­seilt hätten. 

Klar ist es oft auch Glück­sache, an wen man als Zuschauer so gerät. Bis­weilen ver­irrt sich auch der eine oder andere Men­schen­freund in die neon­gelben Reihen. In der Regel aber wäre Franz von Assisi wohl eher nicht Ordner geworden. Beim 1. FC Köln zum Bei­spiel wird der Zuschauer hin und wieder von gemüt­li­chen Senioren abge­tastet, die in köl­scher Mundart vor sich hin plau­dern und ohne großes Akkli­ma­ti­sieren auch Tri­angel bei den Höh­nern spielen könnten. Zwei Wochen später wartet dann aber wieder ver­läss­lich ein grim­miger Vier­kant mit aus­ra­siertem Nacken am Ein­gang, der den Zuschauern derart kräftig ins Geläut greift, als taste er auf dem sams­täg­li­chen Wochen­markt Avo­cados ab.

Na, was haben wir denn da?“

Dem gemeinen Fuß­ballfan bleibt da nichts anderes übrig, als die schlechte Laune über sich ergehen zu lassen. Das bedeutet, sto­isch drein­zu­bli­cken, wenn ein Ordner mal wieder tri­um­phie­rend brüllt: Na, was haben wir denn da?“, wenn er bei der Lei­bes­vi­si­ta­tion ein Feu­er­zeug in der Hosen­ta­sche gefunden hat. Das bedeutet auch, dem Ordner im Innen­raum freund­lich zuzu­winken, der schon seit zwei Stunden sto­isch einen ima­gi­nären Punkt auf der Haupt­tri­büne fixiert. Das bedeutet schließ­lich, ange­strengt weg­zu­hören, wenn ein Bereichs­leiter in aller­bester Kauf­haus­ge­heim­sprache in sein Funk­gerät ver­meldet, man habe zwei Neunen gefünft“ (was über­setzt ledig­lich bedeutet, dass er zwei Brat­würst­chen für sich und seinen Kol­legen geor­dert hat). Und natür­lich ist ganz beson­ders wichtig: Immer den Fluchtweg frei­halten, Freund­chen!