Heute besuchen die Musterschüler des Heiko-Herrlich-Gymnasiums die Stefan-Ruthenbeck-Hauptschule in Köln. Wir prognostizieren, wessen Kopf beim Rheinderby im Klo landet und wer am Ende die Schulschönheit küsst.
Wer hat die bessere Ausgangslage?
Wäre der 1. FC Köln eine Schule – die Bilanz wäre verheerend: Die Stefan-Ruthenbeck-Hauptschule in Köln belegt den letzten Platz im Pisa-Test also known as Tabelle der Bundesliga. Acht Punkte weg vom rettenden Ufer. Dazu kommt eine ruinöse Bausubstanz, bei der selbst „Schießbude der Liga“ noch ein nett gemeintes Kompliment wäre. Der altehrwürdige 1. FC Köln – das Problemkind der Liga. Von Pädagogen und Experten längst aufgegeben, säuseln nur noch die Hartgesottenen, die Niemals-Zweifler oder die Realitätsverweigerer: „Das wird schon noch!“ Während im Hintergrund die Säulen zerbröseln. Ja, auch die tragenden.
Ganz anders das Heiko-Herrlich-Gymnasium in Leverkusen. Hier steigen Richkids mit Pharmazeutika-Vorliebe aus ihren Lamborghinis und stiefeln breitbeinig auf den High-Tech-Trainingskomplex. Herrlich, wie das superintelligente Lehrpersonal Matchpläne auf Whiteboards zeichnet und für Europa plant. Am Ende des Trainingstages ziehen die Richkids ihre Ray-Ban über die Augen. Die UV-Einstrahlung bei solch sonnigen Tabellenaussichten darf man wirklich nicht unterschätzen.
Wir lassen uns nicht vom Schein blenden und hören auf unser Herz – das für Underdogs schlägt. Also:
Köln: 1
Leverkusen: 0
Wer hat die sympathischeren Rowdys?
Eine Schule, das weiß man entweder aus sadistischen oder masochistischen Gründen, funktioniert nicht ohne Rowdys. Vor dem Hinspiel trompete Leverkusens Top-Bully Julian Brandt: „Wenn Köln am Boden liegt, müssen wir einfach weiter drauftreten. Da dürfen wir keine Gnade haben.“ Huihuihui. Eine Schulkonferenz unter dem Vorsitz des kauzigen Direktors Völlers verordnete Brandt einen Maulkorb. Man zwang ihn, kotzöde Naturlyrik der deutschen Romantik auswendig zu lernen, um seiner Sprache den Biss zu nehmen. Vor dem Rückspiel am Samstag lustwandelte Brandt folgerichtig: „Der Traum der Kölner ist noch nicht ausgeträumt.“ Schnarch.
Jeder Mensch ist eine Tragödie, das hat mir beim Kölner Karneval ein besoffenes Riesenkaninchen in einem beeindruckenden Moment der Klarheit offenbart. Deshalb – und aus hunderten amerikanischen College-Komödien – wissen wir auch, warum Kölns Simon Zoller im Abschlusstraining mehrere Trinkflaschen über das Gelände bolzte. Es war ein Schrei nach Liebe. Den wir gern erhören.
Halbzeitstand:
Köln: 2
Leverkusen: 0