Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit bei Hertha von der bei Hansa Rostock, wo Sie ebenfalls U19-Meister geworden sind?
In Rostock gab es nicht diese Fülle an Qualität wie hier. Und der Charakter der Jungs war ganz anders. Ich habe damals ganz bewusst Kevin Pannewitz aus Berlin geholt, weil du einfach einen Typen in der Mannschaft brauchtest. Die anderen Spieler waren alle ein bisschen zurückhaltend und sehr ruhig. Wir hatten drei dabei, die haben ihr Abitur mit 1,0 gemacht. Außerdem hatte ich in Rostock nur 18 Spieler. Hier sind es 28.
Dass ein Trainer unter beiden Bedingungen erfolgreich ist, spricht ja auch ein bisschen für ihn, oder?
Als wir mit Rostock Meister geworden sind, war ich seit gerade zwei Jahren Trainer. Wir haben auch gegen Mannschaften wie Wolfsburg oder Hertha gespielt, die zwei oder drei U‑Nationalspieler in ihren Reihen hatten. Wir hatten die nicht. Wenn du dich trotzdem durchsetzt, ist das sicherlich ein toller Erfolg.
Der DFB will in der Ausbildung umsteuern und die Bolzplatzmentalität wieder stärker betonen. Gibt es die bei Hertha noch?
Das glaube ich schon. Wir haben noch den einen oder anderen echten Straßenfußballer, bei dem du dir manchmal denkst: Mensch, nicht nur immer den Kopf runter und dann düdedüdelütt. Wir holen ja grundsätzlich nicht so viele Spieler von außerhalb. Wir haben in erster Linie Berliner und Brandenburger, die von den Schulhöfen zu uns kommen und technisch schon ganz gut ausgebildet sind.
Gibt es bei Hertha so was wie einen Käfig, um den Straßenfußball zu simulieren?
Im Leistungszentrum haben wir einen Court, wo die Kleineren eins gegen eins spielen können. Und grundsätzlich können die Jungs immer früher auf den Platz gehen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass sie in der Woche auf sieben, acht Trainingseinheiten kommen, neben der Schule. Irgendwann müssen sie auch mal die Füße hochlegen.
Meikel Schönweitz, der Nachwuchs-Cheftrainer des DFB, sagt, dass Berlin die letzte Stadt sei, in der es noch Straßenfußballmentalität gebe.
Wir werden oft für unseren Weg gelobt: für die Durchlässigkeit, den Austausch mit Pal Dardai, die Zusammenarbeit mit Ante Covic von der U 23. Wir haben alle einen guten Draht zueinander.
Ist es ein Vorteil, dass Cheftrainer Pal Dardai ein früherer Kollege aus dem Nachwuchs ist?
Ich sehe das als großes Plus. Pal kennt die Abläufe. Der Austausch ist sehr gut, die Wege sind kurz. Wenn bei den Profis mal jemand ausfällt im Training, kann ich schnell einen Jugendspieler hochschicken. Wir kennen und schätzen uns, haben ja noch zusammengespielt. Ich kann jeden Tag zu ihm gehen. Aber das kannst du eben nicht überall kopieren. Was du ändern kannst, ist die Mentalität.
Was meinen Sie damit?
Die meisten Trainer fangen in der U12 oder U13 an. Da verdienen sie aber nur kleines Geld, oder sie sind nicht hauptamtlich angestellt. Dementsprechend wollen sie so schnell wie möglich nach oben. Da müsste es ein Umdenken geben. Wir sagen ja nicht umsonst, dass wir die besten Trainer im unteren U‑Bereich brauchen. Das goldene Lernalter ist nun mal zwischen zehn und zwölf Jahren.