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Seite 2: „Es gab viele hässliche Szenen“

1968 haben Sie die Kapi­täns­binde über­nommen, schon nach einem Jahr aber darauf bestanden, sie wieder abzu­streifen. Was war da los?
Es gab ein paar Pro­bleme vor dem Pokal­end­spiel. Es ging ein­fach ums Geld, wovon Schalke wie immer sehr wenig hatte. Weil die Bayern Meister waren, standen wir aller­dings schon auto­ma­tisch im Euro­pa­pokal, was für den Verein gewal­tige Ein­nahmen bedeu­tete. Trotzdem wollte uns Günter Sie­bert nur 2500 oder 3000 Mark Prämie zahlen, und das war uns zu wenig, so jeden­falls haben wir das als Mann­schaft bespro­chen. Wie sich später aber her­aus­stellte, sind mir einige Kol­legen in den Rücken gefallen. Und da habe ich gesagt, wenn das so ist, dann will ich auch kein Spiel­führer mehr sein.

Ihr Nach­folger wurde Stan“ Libuda, der große Quer­kopf im Team. Was war er für ein Typ?
Der war eigent­lich ein sehr netter Kerl und als Mit­spieler wirk­lich ange­nehm. Sicher­lich war Stan ein biss­chen kon­takt­scheu und privat viel­leicht etwas schwierig, aber recht frei von Star­al­lüren. Ich hatte über­haupt keine Pro­bleme mit ihm und die meisten anderen auch nicht. Die bekam er dann erst, als er nach Dort­mund ging, wo er ein­fach nie glück­lich wurde. Er war eben sen­sibel und brauchte seine Schalker Umge­bung. In Dort­mund fühlte er sich nicht wohl und fand auch keinen Draht zu seinen Mit­spie­lern. Er ist dort immer fremd geblieben.

Wie stand es ansonsten um die Riva­lität zum BVB?
Die gab es im Grunde schon immer. Wenn es gegen Borussia ging, dann war das das Spiel des Jahres. Ich denke, es war früher sogar noch inten­siver, denn vor dem Spiel und auch wäh­rend­dessen gab es viele häss­liche Szenen zwi­schen den Fans. Das war manchmal wirk­lich heftig.

Im Sep­tember 1969 waren Sie bei einem der legen­därsten Revier­derbys dabei. Erzählen Sie mal.
Es geschah in Dort­mund. Wie immer waren sehr viele Leute in der Kampf­bahn Rote Erde, und die Absi­che­rung war mise­rabel. Die Leute standen bis zur Aschen­bahn, und es gab nur Ordner mit Hunden, die viel­leicht zehn Meter neben dem Platz standen. Aus dem Spiel heraus kam es dann zu einem Tumult, plötz­lich war der Platz voller Men­schen und die Ordner mit ihren Hunden mit­ten­drin. Man kann sich vor­stellen, weil da so viele Men­schen waren, da drehten die Tiere ein biss­chen durch. So wurde dann Gerd Neuser in den Ober­schenkel gebissen und Friedel Rausch in den Hin­tern, denn er stand wohl etwas ungünstig. Als Zugabe zu dieser Geschichte hat unser Prä­si­dent fürs Rück­spiel dann drei junge Löwen besorgt und sie vor dem Anpfiff über den Platz geführt.

Friedel Rausch wurde von der Mann­schaft sicher getröstet.
Naja, der Friedel war als Typ auch nicht unbe­dingt labil oder hilfs­be­dürftig. Der war ein gestan­dener Mann und sehr rus­tikal in seiner Spiel­weise. So hat er die Geschichte auch hin­ge­nommen und den Spott ent­spre­chend ange­zogen. Doch, die Mit­spieler haben schon gewaltig gesti­chelt.

Sie haben erlebt, wie Glad­bach und Bayern als Auf­steiger sofort zu Spit­zen­teams wurden. Warum ging es auf Schalke nicht voran?
Es fehlte ganz ein­fach das Geld. Schalke hatte viele Alt­lasten und konnte dann keine großen Sprünge machen. Man hat dann immer auf die Jugend­ar­beit gehofft, aber es war auch damals schon sehr schwierig, jemanden von den Ama­teuren direkt in die Bun­des­liga zu schmeißen. Man konnte immer nur Spieler kaufen, die nicht so teuer waren und hoffen, dass mal einer groß raus­kommt. Solche Juwelen wie Gerd Müller oder Bernd Rupp hatten wir nur leider nicht.

Gab es denn Mit­spieler, denen Sie mehr zuge­traut hätten?
Wir hatten sicher­lich Leute, die sehr viel Ver­an­la­gung hatten. Ich kann mich zum Bei­spiel an Werner Wei­kamp erin­nern, aus Bocholt kam der, das war so ein kleiner Linksfuß, der unheim­lich viele Mög­lich­keiten hatte, aber irgendwie dann doch unter­ge­taucht ist. Oder Werner Grau, der zu Anfang viele Tore geschossen hat und sehr guten Zug zum Tor hatte, ist dann auch plötz­lich ver­schwunden.

War es auch für Sie ein Stück weit frus­trie­rend? Zumin­dest anfangs mussten sie sich ja auf eine Kar­riere im Abstiegs­kampf ein­stellen.
Schon, aber ich war eben ein boden­stän­diger Spieler, der sich im Ruhr­ge­biet sehr wohl fühlt. Außerdem hat Schalke mir die Mög­lich­keit gegeben, mich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, und ich bin hier ja auch Natio­nal­spieler geworden. Zu wech­seln kam mir nie in den Sinn. Ich war immer zufrieden mit den Ange­boten, die vom Verein kamen. Und das war ja auch nicht unüb­lich. Ich würde sagen, dass fast drei Viertel der Spieler aus dem näheren Umkreis kamen. Da weiß man schon, wo die Wur­zeln lagen.

Hatten Sie denn andere Ange­bote?
Ich hätte mal nach Glad­bach gehen können, weil ich auch sehr gut mit Günter Netzer und Berti Vogts befreundet war. Oder auch zu den Bayern. Aber Mün­chen war mir ein­fach zu weit weg, und Schalke hat mir immer ein Angebot für meh­rere Jahre gemacht. Ich fand es so viel ange­nehmer, brauchte nicht umzu­ziehen, konnte zu Hause bleiben und die nor­malen Wege machen.